Tag 10 (10.06.2022): Von Hetta nach Äkäslompolo

Tageskilometer: 132,94 Km

Tageshöhenmeter: 810 Hm

Gesamtkilometer: 577,93 Km

Gesamthöhenmeter: 4.994 Hm

Gesamtkilometer Schiff: 47,60 Km

 

Nachdem ich recht früh wegfahren will, frage ich bei Tiina nach, ob ich das Frühstück früher haben könnte. Nachdem das nicht geht, macht sie mir ein liebevoll hergerichtetes Frühstückskörbchen mit Sandwiches, Keksen, Schokoriegel und Instant-Kakao.

 

Das ist alles lecker und so kann ich gut in den Tag starten. Es sind ja fast 132 Kilometer bis nach Äkäslompolo. Ich bin immer noch mit drei Lagen Wäsche unterwegs. Trotz strahlendem Sonnenschein seit Tagen, mehr wie 8o C hat es nicht.

 

Hier mal ein kleiner Ausflug in die finnische Sprache für diejenigen, die da genauso bewandert sind wie ich. Mir begegnen immer wieder zwei Begriffe: Tunturi, was auf Deutsch Tundra heißt und Lompolo, was so viel wie See oder Gewässer bedeutet.

 

Der heutige Tag sollte sich als Tag der atemberaubend schönen Bilder herausstellen, aber nach den ersten 10 Kilometern schaue ich erst mal ganz verdutzt!

 

Am linken Straßenrand auf einem großen rechteckigen Felsen liegt regungslos ein Bär. Ich schaue noch ein-, zwei-, dreimal hin, weil ich es nicht glauben kann, aber der liegt dort. Mein erster Impuls ist "Fahr einfach weiter!", was ich auch tue. Jetzt folgt mir für ca. 3 Kilometer ein Jäger mit seinem Auto, ohne mich zu überholen. Als würde er mich patrouillieren, fährt er hinter mir her. Dann überholt er mich, um zu wenden und genauso langsam wieder zurück zu fahren. 

 

Das Ereignis verfolgt mich noch eine ganze Weile, aber ich radle schön weiter in den sonnigen Tag und die Auflösung sollte später noch kommen.


Die Straßen kommen mir noch endloser vor als in der ersten Woche. Begleitet werde ich von Sümpfen mit kargen Bäumen, typisch Tundra eben, aber auch von wunderschönen Seen, deren malerisches Bild von satter Vegetation drum rum perfekt ergänzt wird. Insgesamt wird die Landschaft lieblicher. Das sonnige Wetter tut sein Übriges dazu, dass ich mich gut fühle. Die Straßen scheinen endloser und endloser. Da kennen die Straßen aber meine Ausdauer noch nicht. Die ist noch viel endloser😜!


Das Navi führt mich immer wieder weg von der Hauptstraße durch malerische kleine Dörfer. ich treffe auf die ersten Blumenwiesen. Die kleinen Ortschaften vermitteln Astrid Lindgren-Feeling. Dann machen sich direkt am Wegrand wieder atemberaubend schöne Seenlandschaften auf.

 Auch diese Kameraden gibt es hier wieder, in Norwegen schwarz auf weiß, in Finnland schwarz auf gelb.
Auch diese Kameraden gibt es hier wieder, in Norwegen schwarz auf weiß, in Finnland schwarz auf gelb.
Bilderbuchblick zum abmalen.
Bilderbuchblick zum abmalen.
Sumpflandschaft mit karger Vegetation.
Sumpflandschaft mit karger Vegetation.
Mitten im Wald ein traditionelles Zelt der Sami.
Mitten im Wald ein traditionelles Zelt der Sami.

Ich komme in Äkäslompolo an, einem Ort, in dem es alles gibt, was das Wintersportlerherz begehrt. Man kann Ski- und Snowmobil-fahren, Schlittenhunde- oder Rentierschlitten-Touren unternehmen oder Schneeschuhwandern. Äkäslompolo ist ein fein herausgeputzter Ort, in dem es auch sehr gute und trendige Lokale gibt.

 

Als ich an meiner Unterkunft, dem B&B Adventures, ankomme, werde ich schon fröhlich bellend vom Rentier-Husky des Hauses begrüßt. Die Besitzer begrüßen mich freundlich und zeigen mir alles. Das Haus ist eine Schau. Vor zwei Jahren gebaut, natürlich aus Holz. Der Besitzer erzählt mir voller Stolz, dass die Wände insgesamt 30 cm dick sind und eine Wärmedurchlässigkeit haben, dass das Steuerungsprogramm der aus Deutschland stammende Heizung von der Firma Wolf aus Mainburg in der Hallertau extra dafür umprogrammiert werden musste, weil es in Deutschland solche Häuser nicht gäbe. Gebaut hat er alles selbst, und ich kann nur sagen, dass alles hervorragend gemacht ist.

 

Er besitzt selbst eine Menge von Snowmobilen, mit denen er im Winter sogar ausgiebige Touren nach Norwegen organisiert. Die Dinger, vor allem das größte mit 180 PS, sehe beeindruckend aus.

 

Ich erzähle der Dame des Hauses von meinem Erlebnis mit dem Bären und sie meint, das müsse mich nicht beunruhigen. Die Bären sind in der Regel gechipt, so dass man weiß wo sie sind. Auch in ihrer Umgebung gibt es fünf. Diese kommen aber nie nahe, weil das Nahrungsangebot hervorragend ist. Der Bär, den ich heute in der Früh auf dem Stein liegen sah, vermutlich ein Jungtier, sei bestimmt betäubt gewesen, damit man ihm einen Chip einsetzen kann. Ich solle mir überhaupt keine Sorgen machen. O.K.. Gut, dass die meinen Namen nicht kennen - ich bin nämlich auch ungechipt.

 

Nachdem das Wetter traumhaft ist, setze ich mich auf Empfehlung der Besitzer auf die Terrasse des nahegelegene Trend-Restaurants mit cooler Musik, wo ich erstmal was esse.

Morgen verlasse ich die für unsere Verhältnisse riesige Gemeinde Enontekiö (oben links die blaue Ausbuchtung). In Erinnerung bleiben mir diese wunderschönen Seenlandschaften, die sich mit Sumpfgebieten abwechseln. Was sich nicht geändert hat, ist die dünne fast nicht vorhandene Besiedelung, die diese Region zu einer der am dünnsten besiedelten in Europa macht. Die Leute sind teils sehr zurückhaltend, um nicht zu sagen, auf mich haben sie einen eisigen Eindruck gemacht. Das täuscht aber. Das ist das Naturell der Menschen hier und ändert nichts an deren Hilfsbereitschaft.

 

Damit verlasse ich auch Finnland, das Land des amtierenden Eishockeyweltmeisters, auf das man sehr stolz ist, und fahre weiter nach Schweden.

 

Aber jetzt muss ich, glaube ich, nochmal in die Trend-Kneipe zum Abendessen, ein Bier und die Sonne genießen😜.

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Kommentare: 2
  • #1

    Martina (Freitag, 10 Juni 2022 18:09)

    Lass Dir Dein Bier schmecken �

  • #2

    Janine (Freitag, 10 Juni 2022 22:06)

    Welch ein ereignisreicher
    Tag, das alles hast du uns wunderbar berichtet..wir sind ganz bei dir..und immer ruhig bleiben beim � Treffen �