Tageskilometer: 110,00 Km
Tageshöhenmeter: 714 Hm
Gesamtkilometer: 868,01 Km
Gesamthöhenmeter: 6.607 Hm
Gesamtkilometer Schiff: 47,60 Km
Das Abendessen gestern war ein Gedicht. Es gab eine Fischcasserole mit Zwieback und Curry-Dip. Leider gabs nur eine Portion. Umso enttäuschender war heute das Frühstück. Ich hatte mich schon auf ein ausgiebiges Frühstück, so wie gestern in Pajala, gefreut, aber leider war die Auswahl für ein Hotel wie das Grand Arctic Resort mickrig; drei Wurst-, eine Käsesorte, eine Sorte Semmeln und Knäckebrot, Butter, zwei Sorten Marmelade, kalter Kaffee, leicht angebranntes Rührei mit Speck. Ich bin der festen Überzeugung, dass das eine Ausnahme war. Das Personal hat einfach verpennt. Denn es hätte um 7:00 Uhr Frühstück geben sollen, aber da stand noch garnix am Buffet. Naja, kann schon mal passieren.
Ich wurde freundlich mit dem Hinweis verabschiedet, dass auf der E10 Radarkontrollen stattfinden würden. Hallo, ich bin mit einem eBike mit Motorunterstützung bis maximal 25 Km/h unterwegs und nicht mit einem Motorrad. Aber wahrscheinlich sahen die mich und bezogen das auf meine Leistungsfähigkeit😜.
Nachdem es stark bewölkt ist, verstaue ich mein Regenzeug griffbereit. Ich fahre los und nach knapp 5 Kilometern sehe ich auf einmal einen Traktorenfriedhof. Ich glaube jeder Liebhaber von alten Traktoren bei uns zuhause würde feuchte Augen bekommen. Ich kenne mich nicht sehr gut aus, was das alles für Modelle sind, aber es waren unglaublich viele.
Bei Svartbyn überquere ich den Fluss Kalix äve und folge dann der E10. Es kommen tatsächlich Schilder mit dem Hinweis auf Geschwindigkeitskontrollen. Also mache ich langsam😜. Die Landschaft bietet links von mir den immer breiter und wie einen See wirkender Kalix äve und irgendwann erstreckt sich auch noch ein großes und düster wirkendes Moorgebiet neben mir.
Heute sollte allerdings der Tag der Technik-Nickligkeiten sein. Schon am Start hat mich das Navi kreuz und quer durch Överkalix geschickt. Ich habe es zweimal neu gestartet, aber es wollte mir immer eine Doppeletappe mit läppischen 216 Kilometern bis nach Bergsviken aufdrängen. Ich bin dann einfach dem Wegweiser nach Boden gefolgt. Nach ungefähr 30 Kilometern kommt ein Wegweiser nach rechts in Richtung Boden. Das Navi will geradeaus und ich lasse mich in die Irre führen. Aber ich kann mich auf meinen Freund Peter verlassen. Nach ca. 1,5 Kilometer Irrfahrt frägt er in einer Mitteilung an, ob bei mir alles Okay wäre. Nachdem ich mein Backup-Navi, das Smartphone, befragt habe, gebe ich Entwarnung, dass das Navi spinnt. Tja, Peter merkt auch, wenn mein Navi mal einen falschen Unfallalarm sendet. Wenn ich mich im Live-Track weiter fortbewege, ist alles in Ordnung - recht hat er. Das ist wie bei Jürgen von der Lippes Fußball-Lied: "Rollt er nach links, ist alles in Ordnung, rollt er nach rechts, is auch nicht schlimm, nur wenn er ganz ruhig liegen bleibt, dann ist der Wurm drin." Also, Gott sei Dank, war bei mir noch nicht der Wurm drin, und das soll auch unbedingt so bleiben! Ich fahre die 1,5 Kilometer zurück und biege dann auf die Straße 356 ab, was mir sehr recht ist. Der Verkehr auf der E10 war mehr als die Tage zuvor. Die Autofahrer benehmen sich weiterhin mustergültig und weichen beim Überholen auf die Gegenfahrbahn aus - ganz großes Lob! Die 356 ist wieder so unbefahren wie ich es bisher kenne. Das Navi meint weiterhin, mich irgendwo anders hinleiten zu müssen, aber ich verlasse mich ab jetzt auf mein Smartphone. Heute Abend werde ich dem Navi mal ordentlich die Flausen austreiben und ihm den Speicher waschen.
Landschaftlich gibt's jetzt ab und zu die typischen großen Steine, Findlinge aus der letzten Eiszeit, zu bewundern. Diese sind über ganz Schweden verteilt und teilweise so groß wie Häuser. Die Straße gleicht jetzt der Nordschleife des Nürburgrings - tip-top Straßenbelag und neue Markierungen. Panoramablicke mit Seen gibt's natürlich auch weiterhin.
Seitdem ich am Nordkap losgefahren bin, habe ich keine Felder gesehen, die bestellt werden. Heute sehe ich das erste, das mit einem schweren Traktor bearbeitet wird. Wunderschöne Pferde vergnügen sich auf frischen Wiesen und im Vorbeifahren kann ich immer wieder Aussichten wie von einer Postkarte bestaunen.
Ich komme in Boden am Campingplatz First Camp an. Der Campingplatz ist riesig und bietet Stellplätze für Wohnmobile und auch Hütten.
Ich gehe an die Rezeption und es erwarten mich 4 junge Mädels mit der wohl üblichen Kleidung, rote T-Shirts mit Aufdruck und schwarzen Hosen. Ich bekomme meinen Hüttenschlüssel, eine Zutrittskarte für die Duschen und einen Lageplan.
Auf ein Frühstück angesprochen, meint eine, sie müsse erst den Chef fragen. Der Chef kommt und ich merke sofort, dass er nicht der Hahn im Korb, sondern eher der Boss im Ring ist. Irgendwie erinnert er mich an die Bösewichte aus den James Bond-Filmen, die immer lauter hübsche gleich uniformierte Mädels um sich rumhaben und die brav tun, was man ihnen anschafft. Normalerweise gibt's im Sommer kein Frühstück bei der Menge an Plätzen - der Campingplatz ist so gut wie leer! Aber ich bekomme eines, aber heute Nachmittag als Breakfast Package vor die Tür gestellt - besser wie garnix.
Ich fahre zu meiner Hütte und - welch ein Wunder - es ist Hydda 10. In Masi war es Hytter 10. Die Hütte ist zwar viel größer und etwas komfortabler als in Masi, aber die war mir trotzdem lieber. Das Personal ist einfach nicht so herzlich, wie ich es bisher bei jedem meiner Stopps erlebt hatte.
Nachdem ich mächtig Hunger habe, dusche ich mich und mache mich dann auf den Weg. Das Smartphone wirft eine Pizzeria "Rhodos" in 300 Meter Entfernung aus. Ich trete ein und ein freundlicher älterer Herr begrüßt mich, ein anderer isst bereits seine Pizza. Ich bestelle wieder eine Capricciosa und die schmeckt wieder wie daheim beim Italiener. Wir unterhalten uns über alles Mögliche und ich frage ihn, was es mit dem lauten Knallen und den plötzlich eintretenden Sirenen zu tun hat. Er klärt mich auf, dass die schwedische Arme gleich hinten im Wald Schießübungen durchführt. Die Sirenen bedeuten Luftalarm und die gibt es jetzt jeden Montag um 14:00 Uhr.
Ich schlendere etwas durch Boden. Hier ist nix mehr mit der herrlichen Idylle der bunten Holzhäuser, wie ich sie bisher genießen durfte. Es sind zum großen Teil steinerne Wohnblocks. Es sind auffällig viele Migranten auf den Straßen. Sogar in einer der Hütten auf dem Campingplatz ist eine Migrantenfamilie untergebracht. Nachmittags trudeln dann noch diverse Soldaten in voller Montur auf dem Campingplatz ein, um Hütten zu belegen; ein beruhigendes Gefühl.
Zumindest bringt nachmittags der Chef höchstpersönlich die Tüte mit den Frühstücksutensilien vorbei. Das reicht für mindestens drei Personen.
Meine Empfehlung für Boden und den Campingplatz First Camp: Augen zu und schnell durch!
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