Tag 15 (15.06.2022): Erholungstag in Bergsviken

Tageskilometer: 0,00 Km

Tageshöhenmeter: 0 Hm

Gesamtkilometer: 978,53 Km

Gesamthöhenmeter: 7.157 Hm

Gesamtkilometer Schiff: 47,60 Km

 

Die letzten 5 Tage bin ich ganz schön weit gekommen und jeden Tag im Schnitt mehr als 20 Kilometer über meinem bisherigen durchschnittlichen Tagespensum gefahren.

 

Ich schlafe erst mal bis 7:00 Uhr und kontaktiere als erstes eine freundliche ältere Dame an der Rezeption, um meine Wäsche waschen zu können. Sie müsse noch die Waschmaschine ausräumen und melde sich dann bei mir - denkste. Stattdessen melde ich mich eine halbe Stunde später nochmals bei ihr. Schließlich dauert das Ausräumen einer Waschmaschine keine halbe Stunde. Hat sie mich doch tatsächlich vergessen. Aber dann geht's ruckzuck. Sie frägt mich nach der Art der Wäsche, füllt Waschpulver ein und wählt routiniert das angesagte Programm.

 

Wir kommen ins Gespräch und ich erzähle ihr von meinem Projekt. Sie ist sofort sehr interessiert. Die arme Frau hat das Pech, zwei Kinder mit Down-Syndrom zu haben und lamentiert, dass man das (noch) nicht heilen kann. Ich mache ihr Mut, dass sich die Medizin auf allen Gebieten immer weiterentwickelt, und dass ich auch deshalb meine Tour fahre. Ich gebe ihr den Link zu meiner Tour de Chirurgie-Website und weise sie darauf hin, dass sie diese auch in andere Sprachen übersetzen kann. Sie meint, das wäre auch nötig. Sie hatte jahrelang Deutschunterricht in der Schule, aber das Einzige was sie noch kann ist "Das habe ich vergessen.".

 

Ich hatte mich ja gestern schon gewundert, warum vor dem Hotel so viele Handwerkerautos und im Vorraum so viele Sicherheitsschuhe stehen. Das Hotel Sport + Rest ist beliebt bei Handwerkern, die auf Montage unterwegs sind. Mir soll's recht sein. Die Jungs sind müde und machen am Abend bestimmt keinen Radau. so ist es auch.

 

Das Frühstück ist eigentlich ein Totalausfall. Hey Leute, ich würde mich schämen, den Leuten so etwas als Frühstück zuzumuten. In dem Breakfast-Package befindet sich eine Art zusammengeklapptes Fladenbrot, das mit salziger Butter bestrichen ist und ein Birnensaft im Tetra-Pack. Kaffee kann man sich mit Wasser aus dem Wasserkocher und Instantkaffee im Wegwerfbecher (!) zubereiten. Joghurt kann man sich auch aus dem Tetra-Pack in einen Wegwerfbecher gießen; keine Wurst, kein Käse, keine Butter, keine Marmelade - niiiiiiiiiix! Dafür gibt's bei mir eine glatte 6.


So gestärkt, hänge ich zuerst meine Wäsche auf, um mich dann auf den Weg zur nächstgelegenen Apotheke zu machen. Entwarnung! Nach dem Sport reibe ich meine Beinchen gerne mit Franzbranntwein ein. Das kühlt erst angenehm, um dann die Durchblutung zu fördern. Und es riecht gut nach Tannenwald. In zwei Kilometern Entfernung gibt es eine Apotheke in einer kleinen Klinik. Die freundliche Dame an der Rezeption des Krankenhauses teilt mir mit, dass die Apotheke erst um 12:00 Uhr aufmacht.

 

Also mache ich mich auf, um ein wenig herumzuradeln. Ich bleibe an einer Pferdekoppel stehen. Die Pferde sind neugierig und kommen langsam auf mich zu. Eines lässt sich dann auch streicheln. Ich fahre weiter und entdecke die stattliche Kirche von Bergsviken. Die Siedlungen sind gesäumt von sehr gepflgten Häusern mit wunderschönen Gärten.

 

Nach dem mickrigen Frühstück meldet sich der kleine Bayer in mir und sagt: "Hey, Hunger!" Es gibt ein italienisches Restaurant und da fahre ich hin. Zur Abwechslung bestelle ich mir mal Pasta Carbonara. Der gute Mann gibt sein Bestes, und es schmeckt auch ganz ordentlich. Allerdings verwendet er Sahne, Penne Rigate statt Spaghetti und die Größe der Speckteile ist eher rustikal. Bemerkenswert ist, dass er dass rohe Eidotter separat serviert, damit ich sehen kann, dass es frisch ist. Und frisch ist es, der Dotter schön hoch, und ich muss ihn zerdrücken, damit er aufgeht. Wie gesagt, geschmacklich gut, aber ich habe halt bei einer Römischen Köchin gelernt, wie man Original Spaghetti Carbonara macht. Nix Panna und nix Parmesan, sondern Pecorino. Anscheinend hat der Koch mir angesehen, dass das Frühstück vom Küchenmeister Schmalhans war. Die Portion war genau richtig für mich.


Frisch gestärkt mache ich mich wieder auf den Weg in die Apotheke.

 

Ich sage der hübschen Apothekerin, dass ich gerne French Brandy (so heißt der Franzbranntwein auf Englisch) hätte. Damit kann sie genauso wenig anfangen wie mit dem Begriff Franzbranntwein. Ich erkläre ihr, dass ich auf der Suche nach einem alkoholischen Einreibemittel bin, dass zur Regeneration der Muskeln dient. Die hübsche Apothekerin fragt mich, ob es kühlen oder wärmen soll. Obwohl ihr Anblick schon erwärmend genug ist, sage ich ihr, dass es etwas Wärmendes sein soll. Da verweist sie mich auf "Extreme Ormsalva - Ultra Strong Sports Liniment" mit einem Tornado als Bild vorne drauf. Inhaltsstoffe sind Arnika, Chili(!) und Menthol. Ich nehme eine Tube von Schwedens beliebtestem Einreibemittel und fahre zurück ins Hotel.

 

Dort angekommen öffne ich die Tube, und es riecht wie früher die Wrigleys-Kaugummis in der gelben Packung. Die Farbe und Konsistenz erinnern an Sonnencreme - gelb und cremig.

 

Ich drücke so viel Creme aus der Tube wie ich für einen Oberschenkel brauche und reibe fröhlich drauf los. So creme ich beide Beine vollständig ein. Das Zeug zieht schnell ein. Und? Erst etwas kühl und dann ordentlich warm und zwar etwas stärker als beim Franzbranntwein. Ich denke mir nur: "Jetzt darfst aber wieder aufhören mit dem Wärmen!" Ich bin überzeugt von meiner "Extreme Ormsalva"! Es durchblutet die Muskulatur wunderbar und nach Kaugummi rieche ich auch noch😜. Übrigens Ormsalva heißt auf Deutsch Schlangensalbe. Deshalb der Tornado auf der Tube.

Der Mensch lebt nicht vom Brot alleine! Darum gibt's heute Abend noch einen Mix aus Nüssen, kandierten Früchten und ein wenig Schokolade. Dazu gönne ich mir ein Porter mit 3,5% vol. von D. Carnegie & Co. Ich glaube, das habe ich mir verdient.

 

 

Kommentar schreiben

Kommentare: 6
  • #1

    Luca (Mittwoch, 15 Juni 2022 18:31)

    Servus, es macht Spaß dein Blog zu lesen !
    Grüße von der MR Truppe

  • #2

    Wolfi (Mittwoch, 15 Juni 2022 19:00)

    Servus Luca,
    freut mich sehr, dass euch der Blog gefällt und ihr ihn verfolgt.
    Ich hoffe, es geht euch gut.
    Liebe Grüße
    Wolfi

  • #3

    Dieter (Mittwoch, 15 Juni 2022 20:18)

    Servus Wolfgang
    Wir sitzen gerade vor der Hüttn und lesen deinen Bericht. Das mit dem Essen ist ja anscheinend nicht so das Highlight im hohen Norden.
    Viele Grüße und weiter so......

  • #4

    Wolfi (Mittwoch, 15 Juni 2022 22:33)

    Servus Dieter und Petra,
    jenachdem wo ich gerade bin ist das Essen ist mal so mal so, aber die Zutaten sind immer frisch. Insofern komme ich ganz gut zurecht.

    Euch eine schöne Zeit auf der Hüttn und liebe Grüße

    Wolfi

  • #5

    Manu (Samstag, 18 Juni 2022 17:47)

    Servus Woife,
    ich sitze gerade in Taufers am Balkon und lese Deine Berichte, die spannend und sehr lebendig geschrieben sind.
    Schon eine tolle Leistung die Du bis jetzt erbracht hast und doch hast Du noch viel vor Dir. Aber ich bin überzeugt, dass Du alles bestens meisterst. Ich kann nur sagen Respekt.
    LG Manu

  • #6

    Wolfi (Samstag, 18 Juni 2022 20:16)

    Servus Manu,
    schön, dass du meinen blog liest und er dir gefällt!
    Eine Magenverstimmung möchte ich mir natürlich nicht holen, aber ihr werdet schon noch ein bischen warten müssen, bis ich wieder daheim bin.
    Aber dann feiern wir oprdentlich!
    Liebe Grüße
    Woife