Tag 29 (29.06.2022): Erholungstag in Tärnsjö und Besuch bei den Elchen in Gårdsjö

Tageskilometer: 0,00 Km

Tageshöhenmeter: 0 Hm

Gesamtkilometer: 1.870,24 Km

Gesamthöhenmeter: 13.750 Hm

Gesamtkilometer Schiff: 47,60 Km

 

Gestern meinte ich noch, dass mein Bildmaterial von Tärnsjö City erschöpft sei. Das stimmt auch heute noch, aber es hat sich eine wunderbare Gelegenheit aufgetan, einen erlebnis- und lehrreichen Tag zu erleben.

 

Inger hat mir gestern Abend einfach einen Platz im Elchpark Gårdsjö reserviert. Da der aber 32 Kilometer von Tärnsjö entfernt ist, bringt sie mir heute direkt nach ihrer Nachtschicht auf dem Tanklastzug ihr Auto vorbei, damit ich in den Elchpark fahren kann. Sie sieht kaputt aus, und ich frage sie, ob ich sie noch irgendwie nach Hause fahren kann. Sie meint, dass sie gleich im Zug in einem der Abteile schläft. Ist doch praktisch, wenn man seinen eigenen Zug mit Schlafwagen hat.

 

Also mache ich mich auf der Bundesstraße 56 auf den Weg in Richtung Süden. Jetzt sehe ich mal aus Autofahrerperspektive wie so eine Straße, die immer wieder zwischen einspurig und zweispurig wechselt, aussieht. Beim Blick auf vorausfahrende Autos oder in den rechten Außenspiegel taxiere ich den Abstand zum Fahrbahnrand. Ich muss sagen, das ist schon sehr eng.


Als ich dort ankomme und an der Kasse sage, dass für mich ein Platz reserviert sein müsste, antwortet mir die sehr freundliche Dame: "You must be Wolfgang, the bike man who rides his bike from the North Cap to Tarifa in Spain!" Ich bejahe und sie meint freundlich lächelnd, dass ich 10% Rabatt auf den Eintrittspreis bekomme.

 

Kurze Zeit später treffe ich Leffe, den Eigentümer des Elchparks. Als ob man es mir ansehen könnte, meint er: "You must be the bike man who rides his bike from the North Cap to Tarifa in Spain!" Ich bejahe wieder und wir schütteln uns freundlich die Hände. Er fragt sofort dies und das, ob ich schon immer soviel Fahrrad gefahren wäre und warum ich das mache. Ich erkläre es ihm und er will den Link zu meiner Website, damit er spenden kann.

 

Ich bin der bike man und so wird meine Eintrittskarte mit zwei Herzen abgeknipst.

 

Weil das ja an Aufmerksamkeit noch nicht ausreicht, erklärt Leffe den ungefähr 30 Leuten, die am Besuch bei den Elchen teilnehmen: "Hey, Hey, we have today a special guest! It's Wolfgang, the bike man who rides his bike from the North Cap to Tarifa in Spain. He does that to collect donations for a medical foundation in Munich. Give him a big applause!". 30 Leute fangen auf einmal zum Klatschen an und schauen auf mich. Nachdem ich nicht weiß was ich tun soll, lasse ich es einfach über mich ergehen. Ich möchte ja nicht wissen was die tun, wenn auf einmal Zlatan Ibrahimovic hier auftaucht. Vielleicht machen die dann Break Dance und die Elche klatschen dann noch dazu.

 

Nach ein paar Verhaltensregeln geht's auch schon los.


Von weiten sind schon die ersten Elchbullen zu sehen. Sie hören das vertraute Geräusch des alten Traktors und kommen sofort näher. Wir fahren ins Gehege und sobald Leffe mit dem Futter kommt, sind die Elchbullen gefügig. Die leben nämlich außerhalb der Paarungszeit getrennt von den Elchkühen und -kälbern.


Der älteste Elch im Gehege ist Pelle mit 7 Jahren. Ihn hat Leffe als Baby verwaist auf einer Landstraße gefunden und großgezogen. Sie bewegen sich alle sehr ruhig und man merkt, dass sie sehr zutraulich sind.

 

Das Geweih der Elchbullen ist mit weichen Haaren überzogen. Wir dürfen sie am Kopf überall streicheln, auch vorsichtig am Geweih. Das merken sie, ganz feinfühlig. Was für ein unbeschreiblich schönes und seltenes Gefühl, so einen Elch zu streicheln. Beim Streicheln werden übrigens die Hände leicht ölig. Leffe erklärt uns, dass die Elche im Sommer über ihre Hautdrüsen ein Öl absondern. Das schützt sie vor den Moskitos.

 

Der kleinste Elchbulle ist zwei Jahre alt und macht es sich zum Fressen auf seinen Knien bequem.


Wir fahren weiter zu den Elchkühen mit ihren Kälbern. Die beiden wurden am 9. Mai geboren und sind springlebendig. Normalerweise ist äußerste Vorsicht geboten, wenn man sich einer Elchkuh mit Kälbern nähert, aber bei Leffe ist das kein Problem. Er hat ein so inniges und vertrauensvolles Verhältnis zu seinen Tieren, weil er sie vom ersten Tag an kennt, dass sie ihm voll vertrauen.

 

Ein ganz besonderes Exemplar ist Olivia (ganz rechts). Die wurde bei Leffe und seiner Familie im Haus aufgezogen. Sie darf ab und zu noch für 10 Minuten ins Haus. Leffes Frau hat dann immer Angst, dass irgendetwas zu Bruch geht, aber bisher hat Olivia alles heil gelassen. Gegen leckeres Brot lässt sie sich sogar küssen und ist mit über 4 Millionen Klicks eine absolute YouTube-Queen.


Zum Schluss kommt noch das Nesthäkchen aus dem Haus gelaufen. Der kleine Elchbulle hört auf den Namen X-Ray. Er wog bei der Geburt vor 4 Wochen 5 Kilogramm und wurde von seiner Mutter nicht angekommen. Am Anfang trank er 100 Milliliter am Tag, jetzt einen Liter. In der Zwischenzeit wiegt er 12 Kilogramm. Wenn es Milch und Banane gibt ist er sofort da.


Nach der Mahlzeit macht es sich der Kleine im Rasen gemütlich, hüpft wild im Garten rum oder geht wieder zurück ins Haus auf seinen Schlafplatz. Der hat ein Leben.

Nach dem Besuch bei den Elchen kommen Leute auf mich zu und wollen den Link zu meiner Tour de Chirurgie; sie wollen spenden. Einer fragt mich, wo ich denn gerade wohne und ich antworte mit Tärnsjö. Da meint er, dass dort ja garnix los wäre - als ob ich das nicht selbst wüsste. Leffe will auch spenden und ich schicke ihm den Link zu meiner Website, weil er sich gerne alles durchlesen und auch spenden möchte.

 

Ich treffe später im Zug noch Inger und überweise in ihrem Namen noch eine Spende an die Stiftung Chirurgie TU München.

 

Somit wurde aus einem reinen Erholungstag ein wunderschöner abwechslungs- und lehrreicher Tag bei Leffes faszinierenden Elchen - einfach toll! Und das alles, weil Inger so großzügig war, das für mich zu arrangieren und mir ihr Auto zu leihen. Vielen Dank!

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Kommentare: 6
  • #1

    Inge (Mittwoch, 29 Juni 2022 19:11)

    So ein herrlicher Tag mit soooo vielen positiven Eindrücken! Da geht einem das Herz auf, wenn man deinen Blog liest.

  • #2

    Wolfi (Mittwoch, 29 Juni 2022 20:04)

    Hallo Inge,
    schön, dass dir dieses Erlebnis in meinem Blog so gut gefallen hat. Viele Grüße auch an Mike.

  • #3

    Janine, Michael, Gisela (Mittwoch, 29 Juni 2022 23:43)

    Da hast du ja viele schöne Eindrücke bekommen U sooo putzige Elchis gesichtet�.welch ein schöner " Ruhetag".

  • #4

    Wolfi (Donnerstag, 30 Juni 2022 15:30)

    Hallo ihr Drei,
    ja, das war ein ganz besonders schöner Erholungstag. Da schaltet man völlig ab und ist nur glücklich.

  • #5

    Birgit (Samstag, 02 Juli 2022 09:39)

    Das klingt nach einem wirklich tollen Tag. Tolle Fotos von den Elchen! Das würde mir auch gefallen. Und wie nett von Inger, dass sie dir das organisiert und dir ihr Auto geliehen hat. In Deutschland glaube ich, gäbe es nicht viele Leute, die ihr Auto an eine Person verleihen würden, die sie gerade erst kennengelernt haben und von der sie gar nicht wissen, wie sie Auto fährt.
    Du hast dir diesen wunderbaren Ausflug auf jeden Fall verdient. Vielleicht können dir Erinnerungen an diesen schönen Tag den einen oder anderen langweiligen Kilometer auf endlosen geraden Straßen in einsamen Gegenden etwas versüßen :-)

  • #6

    Wolfi (Samstag, 02 Juli 2022 18:08)

    Hallo Birgit,
    vielen Dank, dass du mir einen Kommentar hinterlässt. Ja, das war ein ganz besonderer Tag und der nächste kommt bestimmt bald.