Tag 30 (30.06.2022): Von Tärnsjö nach Västerås

Tageskilometer: 84,00 Km

Tageshöhenmeter: 321 Hm

Gesamtkilometer: 1.954,24 Km

Gesamthöhenmeter: 14.071 Hm

Gesamtkilometer Schiff: 47,60 Km

 

Die ganze Nacht durch hat es ordentlich geregnet, aber es ist warm, so um die 20o C. Es schaut eher nach Herbststimmung und Regen aus. Darum entscheide ich mich, die Regenklamotten anzuziehen.

 

Irgendwie fühle ich mich etwas schlapp, aber ich komme gut voran. Die Straßen sind gut und einsam, also ein Traum. Wenn es so ausschaut, als würde es ein langweiliger Tag werden, kommt bestimmt noch irgendwie etwas Abwechslungsreiches.


Schon nach wenigen Kilometern ziehe ich die Regenklamotten wieder aus. Sie sind einfach zu warm. Es geht flach dahin. Die Landschaften sind geprägt von vielen Gestüten und von riesigen landwirtschaftlichen Anbauflächen. Die Felder sind hauptsächlich mit Weizen, Gerste und Raps bestellt. Da die Felder unendlich groß sind, sind auch die Landmaschinen richtig groß, die mir begegnen.

 

Das Wetter ist zwar bedeckt, aber nach Regen schaut es nicht direkt aus.


25 Kilometer vor dem heutigen Ziel meint das Navi, ich muss jetzt links abbiegen. Ich schaue, sehe aber keinen richtigen Weg.

 

Ein Mann kommt aus dem Wald. Er hat einen Imkerhut mit Netz auf. In der einen Hand trägt er einen Korb der reichlich mit Schwammerln gefüllt ist. Schwammerln sind die bayrische Form von Pilzen🍄, nur besser🤣. Ich frage ihn, ob da der Fahrradweg in den Wald geht. Englisch kann er nicht, aber ich entnehme seinen Gesten, dass er ja meint. Das einzige Wort, das ich verstehe, ist Moskito🦟.

 

Ich fahre also los und suche förmlich nach dem Weg. Laut Navi bin ich richtig. Der Weg ist ein Mountainbike-Trial, und ich hopple mit dem Gespann über diesen Weg. Nach einiger Zeit weicht mir eine Frau aus, die ebenfalls einen Imkerhut mit Netz aufhat und wild um sich schlägt - wegen der Moskitos🦟.

 

Heute Morgen habe ich natürlich auf das Mückenspray verzichtet. Was soll bei dem Wetter schon sein. Der Weg wird so schlecht, dass ich absteigen und teilweise schieben muss und jetzt weiß ich, was ist - Moskitos🦟🦟. Die Devise lautet "Nicht stehen bleiben!" Sobald es irgendwie geht, steige ich wieder auf und fahre weiter. Nach 2,5 Kilometern hat der Spuk ein Ende, doch dann kam die nächste Begegnung der unheimlich Art.

 

Der Weg wird breit, aber er hat durch ein Raupenfahrzeug dermaßen fiese Querrillen, dass das ganze Gespann nur noch vibriert Also eine Massage brauche ich definitiv nicht mehr, da sich alles locker vibriert hat. Nach einiger Zeit stoße ich auf ein monströses Raupenfahrzeug. Die Dinger heißen Harvester und nehmen mit einer Spezialvorrichtung gefällte Bäume auf, entasten diese und schneiden den Baumstamm in die gewünschte Länge. Somit ist das Holz zum Abtransport bereit. Als der Fahrer des Harvesters mich sieht, ist er so freundlich mich nicht mit seiner Spezialvorrichtung aufzunehmen, sondern weicht mir großzügig aus. Wir grüßen uns beide mit erhobener Hand.


Wenn schon sonst nix Aufregendes los ist, dann kommen halt Kuriositäten am Straßenrand entlang.

 

Mir ist es ein Rätsel, was Ferrari hier in dieser einsamen Gegend treibt. Vielleicht entwickeln sie ja heimlich an einem geländegängigen PS-Monster oder sie steigen ins Harvester-Geschäft ein.

 

Den Vogel des Tages schießt aber der Fahrer dieses LKWs ab. Was zum Teufel denkt sich dieser Typ, der wohl bei der Verteilung des Verstands🤏 in der letzten Reihe gestanden haben muss. An den Vorderrädern seines LKWs sind etwa 10 Zentimeter lange Dornen montiert. Ich bin froh, dass ich dem Typen bei meinem Ritt auf der Autobahn E4 nicht begegnet bin. Das letzte Mal als ich etwas ähnliches gesehen habe, war im Film Ben Hur als Mesalla im entscheidenden Rennen solche Dornen an seinem Kampfwagen hatte; hat ihm letztendlich auch nix genützt.

Ich komme nach Västerås und somit in die Provinz Västmanlands län. Es dauert eine knappe halbe Stunde, um quer durch die Stadt zu kommen, wenigstens alles auf Fahrradwegen. Västerås ist eine hässliche Industriestadt, in der es auch typisch nach Industrie riecht - Kohle, Abgase, Stahl.

 

Übrigens, seitdem ich in Uppsala län angekommen bin, habe ich das Norrland, den nördlichsten der drei schwedischen Landesteile verlassen. Ich fahre jetzt im mittelschwedischen Svealand.

Es steht das gleiche Prozedere wie immer an - Anmeldung an der Rezeption. Das Hotel ist das Lövudden Strand im Stadtteil Enhagen-Ekbacken. Direkt am Meer mit einem Blick auf die schauerliche Skyline von Västerås liegt das Hotel an einem Strand. Die Häuser schauen eher aus wie Wohnhäuser in einer Siedlung. Das Zimmer ist schön mit Küche und großem Bett. Frühstück gibt's keines und das Restaurant hat geschlossen. Da werde ich nachher nochmal losmüssen, um mir was zum Essen zu besorgen.

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