Tag 31 (01.07.2022): Von Västerås nach Katrineholm

Tageskilometer: 108,51 Km

Tageshöhenmeter: 730 Hm

Gesamtkilometer: 2.062,75 Km

Gesamthöhenmeter: 14.801 Hm

Gesamtkilometer Schiff: 47,60 Km

 

Heute vor genau einem Monat bin ich zu meiner Tour de Chirurgie gestartet und heute habe ich die Marke von 2.000 Kilometern hinter mir gelassen.

 

Wenn ich zurückdenke, dann ist das ein verdammt weiter Weg. Jeden Tag, an dem ich unterwegs war, bin ich stundenlang geradelt - Kilometer für Kilometer. Manchmal war es sehr abwechslungsreich und ich durfte mich am Abend oder am Morgen auf heitere Gesellschaft mit tollen Menschen freuen. Seit ich den arktischen Teil Skandinaviens verlassen habe, fehlt das mehr und mehr. Die Hotels und Wanderheime sind einfach nur Unterkünfte.

 

Meine Frau hat mich gestern gefragt, ob mir das Fahrradfahren noch Spaß macht; eine sehr gute Frage! In den letzten Tagen brauche ich mehr und mehr Überwindung, am Morgen loszuradeln und unterwegs ist es ziemlich langweilig. Außerdem fühle ich mich müde.

 

Dabei habe ich allen Grund dankbar zu sein. Ich bin gesund. Es gab keine nennenswerten Zwischenfälle. Ich wurde von Pannen verschont und ich habe viele freundliche und liebevolle Mitteilungen als Kommentar in meinem Reiseblog, als WhatsApp und eMail erhalten. Irgendwie brauche ich einen Motivationskick!

Nach etwas mehr als 25 Kilometer hat der Regen so zugenommen, dass ich meine Regenklamotten anziehen muss. Danach geht es unspektakulär weiter und ich überquere bei Kvicksund die gleichnamige Brücke. Auf beiden Seiten der Brücke erstreckt sich der riesige Mälarsee. Somit komme ich aus der Provinz Västermanlands län in die Provinz Södermanlands län. Dass mir das keiner mit Bayern verwechselt.


Die Häuser sind bei weitem nicht mehr schön anzusehende Holzhäuser, sondern schicke Stadthäuser, teilweise sogar Villen. Die Autos werden ebenfalls größer und die Schweden frönen weiterhin ihren Rally-Übungsfahrten und zeichnen an Kreuzungen ihre Gummikringel auf die Fahrbahn, dass die Fetzen fliegen.

Kleiner Wasserfall mit Stromsperre in der Nähe von Eskilstuna.
Kleiner Wasserfall mit Stromsperre in der Nähe von Eskilstuna.
Unendliche Weizenfelder, die mit Kornblumen durchsetzt sind.
Unendliche Weizenfelder, die mit Kornblumen durchsetzt sind.
Ewig lange Straßen und der Rennradfahrer aus Stockholm gibt Gas.
Ewig lange Straßen und der Rennradfahrer aus Stockholm gibt Gas.
Ein einsames Anwesen vor prächtiger Blumenkulisse kurz vor Katrineholm.
Ein einsames Anwesen vor prächtiger Blumenkulisse kurz vor Katrineholm.

Teilweise fahre ich wieder durch wunderschöne und einsame Landschaften mit ewig langen Straßen.

 

Ein Rennradfahrer hält an. Er kommt aus Stockholm, macht eine Tour übers Wochenende und er möchte wissen, was es mit meiner Tour auf sich hat. Ich tippe ihm den Link für meine Website in sein Smartphone, weil er sich das Ganze genauer anschauen will. Dann verabschieden wir uns und jeder fährt seiner Wege.

Mittags komme ich am Ekbackens Vandrarhem an. Es liegt etwas außerhalb von Katrineholm und wieder direkt am Waldrand, da wo Wanderheime halt so liegen. Gäste in dem Sinn gibt es eigentlich nicht, aber ukrainische Flüchtlinge

 

Der Chef weiß schon wer ich bin - Wolfgang. Er zeigt mir mein Zimmer, die Gästeküche, und die sanitären Einrichtungen. Das Wort Gästeküche war heute mein Trigger.

Jeden Tag in so einem Diner bei der Auswahl zwischen Pizza, Burger und Kebab zu essen, macht keinen Spaß. In der Zwischenzeit ekelt mich es schon davor.

 

Nachdem es in Ekbackens Vandrarhem und Umgebung wieder kein Restaurant aber eine Gästeküche gibt, fahre ich in den nächsten Supermarkt. Dort kaufe ich die beste italienische Pasta im Regal, Tomatensoße mit Basilikum und Knoblauch und geriebenen Käse. Das ist in 15 Minuten zu einem Gericht verarbeitet und ich habe endlich wieder das gute Gefühl, aus selbst ausgesuchten Zutaten ein leckeres Essen gemacht zu haben.

 

An dieser Stelle bedanke ich heute mal bei allen bisherigen Unterstützern. Wer meinen Blog regelmäßig liest, müsste eigentlich schon eine ordentliche Portion Mitleid bezüglich meiner Essensversorgung entwickelt haben.

 

Also, es ist noch Platz in der Rubrik Unterstützer. Wie wär's mit einem Foodtruck? Ich stelle mir das so vor, dass mich am Ende einer jeden Etappe jemand aus dem Foodtruck anlächelt und sagt "Ja Wolfi, sag wo bleibst denn so lang? Des Essen is scho fertig!"🍖🍗🍔🌮🍣🥗🍺

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Kommentare: 2
  • #1

    Josef (Freitag, 01 Juli 2022 21:53)

    Servus Wolfi,
    heute ist mein erster Rententag und deshalb finde ich Zeit Dir zu schreiben :-)
    Du machst das richtig gut, das muss ich schon sagen. Auch wenn mal die eine oder andere Navi-Verirrung dazwischen kommt, Du schlägst Dich hervorragend. Auf langen Touren hat man immer mal Durchhänger. Beim Motorradl brauche ich in der Situation nur den Gasgriff drehen, um doch voranzukommen. Das ist bei Deiner Tour a bissal anders. Immerhin - "E" hast Du ja, und ausreichend. Wenn ich Deine Essens-"Leiden" höre, denke ich sofort an meine Sahara-Reisen: Spaghetti mit Tomatensauce, Ravioli mit Tomatensauce, zur Abwechslung Gulasch. Dose über Dose. Überdosis, äh Überdruss stellt sich ein. Aber man wollte es so, die Landschaften sind zu schön, als sie im Leben nicht gesehen zu haben. Das entlohnt. Du wirst die abgelegenen Gegenden in Bälde verlassen, dann soll es mit der Versorgung besser werden. In Ulm gibt es auf jeden Fall Spätzle, das weiß ich. Also Kopf hoch, Hintern in den Sattel und die Füße aufs Pedal!!!
    Alles Gute weiterhin und beste Grüße
    Josef

  • #2

    Wolfi (Samstag, 02 Juli 2022 05:39)

    Servus Josef,
    Zuerst einmal wünsche ich dir jetzt viel Spaß und viele tolle Erlebnisse in deiner freien Zeit.

    Ich danke dir für deine mitfühlenden Worte. Was das Essen angeht, kann es nur besser werden. Ansonsten kann ich dankbar sein, dass alles so gut läuft.

    Liebe Grüße

    Wolfi