Tag 38 (08.07.2022): Von Tolg nach Älmhult

Tageskilometer: 91,46 Km

Tageshöhenmeter: 551 Hm

Gesamtkilometer: 2.491,30 Km

Gesamthöhenmeter: 18.002 Hm

Gesamtkilometer Schiff: 47,60 Km

 

Es hat zu regnen aufgehört, und die Temperaturen werden sich im Laufe des Tages zwischen 13o C und 24o C bewegen.

 

Zu meinem liebevoll hergerichteten Frühstück gesellt sich Lasse. Lasse zeigt mir einen Prospekt seines Unternehmens Greenpipe, das aus recyceltem Kunststoff alle möglichen Arten von Leitungsschutz- und Verbindungssystemen herstellt. Er beschäftigt 25 Mitarbeiter und exportiert seine Produkte in weite Teile Europas. Daneben betreiben Lasse und seine Frau Ingegred noch das B&B, was ihnen sehr viel Spaß macht. Die beiden haben 4 Kinder und 11 Enkelkinder. Wir reden über viele Themen; den Krieg in der Ukraine und die Energie- und Arbeitssituation in Schweden und Deutschland.

 

Lasse und seine Familie engagieren sich auf für die Ukrainehilfe und spenden, was sie können. Was die Arbeitssituation in Schweden angeht, meint Lasse, dass es einen ernsthaften Mangel an qualifizierten Beschäftigten gibt. Schweden hat zwar seit 2015 sehr viele Flüchtlinge aufgenommen, die seinen aber schlichtweg nicht qualifiziert oder gar qualifizierbar für den Arbeitsmarkt. Ich sage ihm, dass wir in Deutschland leider dieselbe Situation haben. Außerdem sieht Lasse den schwedischen Staat durch die massive Aufnahme von Flüchtlingen in vielerlei Hinsicht überforderter. Das sind alles Parallelen zu Deutschland wie ich meine.

 

Für mich hat er einen sehr klaren Blick auf die Dinge, ist ein sozialer Mensch, der seine große Familie liebt und ein umweltfreundliches Unternehmen betreibt. Für mich macht Lasse alles richtig - ein richtig toller Typ!

 

Zum Schluss möchte Lasse gerne mehr über meine Tour de Chirurgie wissen und ein paar Flyer haben, die ich ihm natürlich gerne gebe. Wir verabschieden uns herzlich und dabei sage ich ihm, dass ich mich sehr wohl hier gefühlt habe und ihn in meinem Blog erwähnen werde. Das freut ihn sichtlich.


Dann geht's auch schon los. Die Strecke ist abwechslungsreich. Es geht bergauf und bergab auf kleinen unbefahrenen Straßen. Ich komme wieder an Landwirtschaften vorbei, die hier auch viele Schafe halten. Bei freier Sicht meint man, das Land ist unendlich - ein herrliches Gefühl, das mir große Freude bereitet. Dann mache ich an einem malerischen kleinen Gehöft eine Riegelpause.

 

30 Kilometer vor meinem heutigen Ziel wird die Strecke langweilig. Ich muss wieder auf breiten ewig langen und geraden Straßen fahren und es zieht sich gefühlt ewig.

Dann komme ich endlich an meinem außergewöhnlichen Ziel an, und dass auch nur weil ich zur Vermeidung der Autobahnen meine Routen umgeplant habe. Ich lande in Älmhult und steige dort im weltweit einzigen IKEA-Hotel ab.

 

Wer kennt nicht IKEA, diesen weltweiten Konzern mit seinen riesigen blau-gelben Verkaufshallen. IKEA wurde nach den Initialen des Gründers Ingvar Kamprad, nach Elmtaryd, dem Bauernhof, auf dem er aufwuchs, und nach Agunnaryd, dem nahe gelegenen Dorf, benannt.


Ich gehe an die Rezeption. Das Ambiente ist modern und großzügig. Das junge Personal ist aufgesetzt freundlich, auf neudeutsch politisch korrekt. Das hätte ich jetzt so nicht erwartet, nachdem ich die IKEA-Kunden doch eher zu den legereren Menschen gezählt hätte.

 

Ich habe mir ja nur einmal bei IKEA eine Couchgarnitur gekauft, als ich meine erste eigene Wohnung bezog. Günstig war angesagt, aber eigentlich nicht billig. Die Couchgarnitur war qualitativ alles andere als toll, und dann war's das auch für mich und IKEA. 

 

Das Hotel ist modern durchgestylt mit IKEA-Möbeln und Accessoires. Ich finde das alles recht ansprechend.

 

Nach dem Duschen gehe ich ins Restaurant und was bestellt man sich bei IKEA? Natürlich Köttbullar (ausgesprochen auf Schwedisch Schöttbullar)! Die werden serviert mit Kartoffelbrei und Preiselbeeren. Ich muss sagen, das gesamte Essen war hervorragend abgeschmeckt und die Portion war auch ausreichend. Da grinst sogar der kleine Bayer, obwohl es ja keine Fleischpflanzerl waren.


Weil das noch nicht genug IKEA ist - ganz Älmhult ist natürlich irgendwie IKEA - gehe ich noch ins IKEA Museum. Ja, es gibt tatsächlich ein IKEA Museum. Der Bau stammt schon aus den 1960er Jahren, schaut aber immer noch richtig schick aus und ist richtig groß.

 

Im Museum stößt man immer wieder auf den Begriff "Democratic Design". Damit meint IKEA, dass bei allen Produkten die Dimensionen von Qualität - Funktion - Nachhaltigkeit - Form - Niedriger Preis möglichst ausgeglichen sein sollen.

Krimskrams wie man es von IKEA kennt.
Krimskrams wie man es von IKEA kennt.
Klare Linien prägen das Museum.
Klare Linien prägen das Museum.
Designstücke aus verschiedenen Epochen.
Designstücke aus verschiedenen Epochen.
Damit auch die kleinere Frau in der Küche alles erreichen kann: Ergonomiestudie.
Damit auch die kleinere Frau in der Küche alles erreichen kann: Ergonomiestudie.

Beeindruckendes Kino mit der Geschichte von IKEA.
Beeindruckendes Kino mit der Geschichte von IKEA.
Das Zimmer mal anderesrum.
Das Zimmer mal anderesrum.
Im Kinderzimmer der 1970er Jahre das iMac.
Im Kinderzimmer der 1970er Jahre das iMac.
Küche der 1970er Jahre im USA-Katalog von IKEA.
Küche der 1970er Jahre im USA-Katalog von IKEA.

Auf 4 Ebenen werden die Herkunft Ingvar Kamprads, die Charakteristik von Småland (seit jeher eher eine arme Region in Schweden), die Entwicklung und Ziele von IKEA und vor allem das einzigartige Design veranschaulicht. Auch für mich, der kein Fan von IKEA-Produkten ist, ist das Museum beeindruckend und zeigt, dass ein großer Spirit hinter dem Namen IKEA steckt und maßgeblich zum Erfolg des Unternehmens beiträgt.

 

Ein Thema habe ich noch, das nicht nur mich nervt. Ich bekomme immer wieder gesagt, dass die Möwen von Seevögeln auch zu Inlandsvögeln mutiert sind. Tatsächlich sieht man überall im Land Möwen, und die sind genauso unbeliebt wie bei uns daheim Tauben. Tatsächlich kreischen die Möwen furchtbar herum und sind da, wo es etwas zu Essen gibt, richtig aufdringlich. Es wird daher möglichst immer sofort nach dem Essen der Tisch abgeräumt. Außerdem stößt man natürlich überall auf deren Exkremente. Das was bei uns daheim die Ratten der Lüfte sind, nämlich die Tauben, sind her in Schweden die Möwen. Bei uns gelten die Tauben offiziell als Schädlinge und dürfen nicht gefüttert werden. In Schweden wird es in gewissen Landesteilen mit den Möwen auch bald so weit sein.

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