Tag 47 (17.07.2022): Von Havelberg nach Magdeburg

Tageskilometer: 96,91 Km

Tageshöhenmeter: 224 Hm

Gesamtkilometer: 3.147,58 Km

Gesamthöhenmeter: 21.223 Hm

Gesamtkilometer Schiff: 101,25 Km

 

Nach Empfehlung der Eigentümerin von der Pension an der Havel gehe ich am Abend zum Essen in das Restaurant "Zur Güldenen Pfanne - Spezialitäten von Fisch, Lamm, Pferd und Wild."

 

Eine freundliche Bedienung platziert mich im Biergarten an einen schönen Tisch. Es stehen alle möglichen Gerichte wie etwa eine Pferderoulade auf der Speisekarte, aber ich bleibe bei einem klassischen Gericht. Ente mit Blaukraut, und Thüringer Klos. Dazu bestelle ich mir ein Domherren Bräu - Havelberger Dunkel von der Brauerei Carl Betz. Das Bier ist ein dunkles Lager, mit 5,2% vol. und schönen Noten von malziger Süße und Röstaromen - ein schönes süffiges Bier zu einer guten Ente.

 

Das Essen ist da von ganz anderer Machart! Ich bekomme eine Ente mit Champignonsoße, einem strohtrockenen Blaukraut, einem Rösti, einem Kartoffelknödel und Mischgemüse mit Sauce Hollondaise serviert😱, also übersetzt: Ente in Jägersauce🧙, Heu vom Rotkohl, Rösti, Kartoffelknödel und Mischgemüse auf holländische Art. Ich beobachte übrigens, dass an den Nebentischen auf allen Gerichten auch Sauce Hollondaise mit dabei ist. Die ist wohl aus der Spargelsaison übriggeblieben und muss jetzt dringend weg.

 

Bei der Champignonsoße und der Sauce Hollondaise handelt es sich - wie wir in Bayern sagen - um eine Packerlsoße🎁. Ich vermute, dass der Koch seine Lehre im Maggi Kochstudio absolviert hat. Das Beste auf dem Tisch ist also das Bier🍺. Nach 3.000 Kilometern gibt's logischerweise drei davon🍺🍺🍺. Meine Tour wird also immer schwieriger🥵!

 

Diesen Koch sollte man mit einem dreijährigen Berufsverbot belegen und erst wieder an den Herd lassen, wenn er eine KPU, ein Koch-Psychologische Untersuchung bei Alfons Schuhbeck, Johann Lafer oder Christoph Rüffer absolviert hat. Das grenzt ja an Körperverletzung was einem dieser Typ auf den Tisch stellt.

 

Als ich zurückkomme und schon fast im Bett liege klopft es. Die freundliche Eigentümerin bringt mir ein Eispack für mein Knie - wie schön von ihr🥰! Ihr Mann gehört mehr in die Abteilung "Der griesgrämige Griesgram vergräbt sich griesgrämig in seinem grießeligen Grießbrei."😬

 

Beim Frühstück unterhalte ich mich noch mit einem freundlichen Ehepaar aus Hamburg. Meine Tour interessiert sie sehr und ich packe aus meiner fertig gepackten Packtasche noch ein paar Flyer aus. Wir verabschieden uns mit guten Wünschen und ich sage auch der Eigentümerin noch Auf Wiedersehen. 


An die Verantwortlichen in Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt kann ich jetzt schon ein großes Lob aussprechen👍. Es gibt fast durchgehend Fahrradwege und diese sind auch noch wunderbar zu fahren; egal ob kilometerlang neben einer Bundesstraße, ehemalige breite Straßen die nur von Fahrrädern oder landwirtschaftlichen Fahrzeugen befahren werden dürfen oder die alten mit Betonplatten belegten Wirtschaftswege der ehemaligen LPGs (Landwirtschaftliche Produktionsgemeinschaften). Man kann sich voll aufs Fahrradfahren🚴‍♂️ und die weiten stillen Landschaften🏕 konzentrieren.


Die Bilder innerhalb der Ortschaften ändern sich leider nicht zu den gestrigen.

 

Aber die Landschaften sind weit, es ist flaches Land. An mir wandern Sonnenblumen-, Getreide-, auch bereits abgeerntete, und Brachfelder vorbei. Das Auge hat immer irgendetwas zu sehen. In der Ferne sehe ich einen Kirchturm aus Backstein hervorlugen, der wohl zu einem kleinen Dorf gehört. Die Fahrt ist so kurzweilig und macht Spaß. Ich bin jetzt auch sehr sicher, dass mein Knie bald wieder voll in Ordnung ist und das lässt mich während der Fahrt förmlich lächeln😀.


Den größten Teil meines heutigen Weges fahre ich auf dem Elberadweg. Dieser führt teilweise oben auf den mächtigen Dämmen entlang und dann wieder als ganz normaler Fahrradweg durch Ortschaften und über Felder. Nach einiger Zeit überquere ich den Pareyer Verbindungskanal bei Neuderben, der den Elbe-Havel-Kanal, mit der Elbe verbindet. Gut, dass ich heute Morgen nochmal auf die Karte geschaut habe. Das Navi hätte mich zwei Kilometer weiter westlich darüber geführt, aber über eine Fußgängertreppe.

 

Zur Erklärung: Die Havel mündet in den Plauer See, der in westlicher Richtung mit dem Wendsee verbunden ist. Der Wendsee wiederum ist Ausgangspunkt für den Elbe-Havel-Kanal, der wie sein Name schon sagt, die Elbe mit der Havel verbindet. 


Am späten Vormittag erreiche ich einen Abschnitt des Elberadwegs auf einem Damm, von dem aus ich die Elbe in ungefähr 100 Meter Entfernung ruhig dahinfließen sehe. Zwischen mir und dem Fluss liegen große Polderflächen und der Damm. Es ist für mich unvorstellbar, dass dieser scheinbar so friedlich dahinfließende Strom eine derartige Flut auslösen kann. Ich hoffe sehr, dass den Menschen hier, weitere Hochwasserkatastrophen erspart bleiben.



Wenig später überquere ich den Elbe-Havel-Kanal kurz hinter Parchau. Die Brücken, die über den Elbe-Havel-Kanal führen sind von der Bauart her immer dieselben Rundbogenbrücken aus Stahl.


Es geht etwas 18 Kilometer auf einem Fahrrad-/Fußgängerweg entlang. Sowohl auf dem Weg als auch auf dem Wasser tummeln sich Freizeitsportler, die das wunderbare Wetter und das Ambiente am Wasser genießen. Es wird Fahrrad gefahren, gelaufen und Kajak gefahren. Am Ende sehe ich rechts die Schleuse Niegripp, die die Verbindung aus dem Elbe-Havel-Kanal in die Elbe herstellt. Geradeaus fahre ich auf die Doppelschleuse Hohenwarthe zu. Ich fahre kurz auf die Brücke, um einen Blick auf den weiten Weg zurück genießen zu können. Jetzt ist es nicht mehr allzu weit bis zu meinem Etappenziel in Magdeburg-Barleben.


Eingangs der Magdeburger Kanalbrücke bleibe ich kurz stehen, um zu sehen, was denn das eigentlich ist. Eine Familie spricht mich an, weil ihnen mein Gespann aufgefallen ist. Ich erkläre ihnen, dass ich auf meiner Tour de Chirurgie bin und wir ratschen ein wenig. Die Tochter ist so begeistert und möchte gerne mehr wissen. Ich tippe ihr den Link der Tour de Chirurgie in ihr Smartphone, und sie sagt mir freudestrahlend, dass sie jetzt eine tolle Lektüre für heute Abend hat - wie schön!

 

Ja, die Magdeburger Kanalbrücke führt den Elbe-Havel-Kanal über die Elbe, der dann zum Mittellandkanal wird. So einfach ist das. So, nachdem ich ja hier nicht der Erdkundelehrer bin und auch nicht dafür bezahlt werde😡, finde ich, das war genug für heute. Wer mehr wissen will, kann das ja einfach hinter den jeweiligen Links nachlesen.

Ich komme in der Pension Birkenhof in der sachsen-anhaltinischen Landeshauptstadt Magdeburg im Ortsteil Barleben an. Damit ich richtig wach werde, liegt die Pension natürlich in einer Straße mit dem berühmt-berüchtigten DDR-Kopfsteinpflaster. Gut, dass ich noch keine Dritten habe. Die bräuchten nach der Tour eine Generalsanierung, wenn ich sie nicht bis zum Ende verloren hätte.

 

Den freundlichen Besitzer rufe ich wie verabredet an. Ein älterer Herr kommt kurz darauf auf seinem E-Roller daher gefahren und meint, ich soll ihm folgen. Das Anwesen ist groß und sehr gepflegt. Die Pension besteht aus mehreren miteinander verbundenen Häusern. Es scheint aber sonst niemand da zu sein. Er zeigt mir mein Zimmer. Auf meine Frage hin, wie es mit Frühstück aussieht, meint er "Wir haben zwar im Moment keine Frühstücksgäste, können wir aber machen. Dann frühstücken wir gleich mit." Wer "wir" ist, weiß ich nicht. Zwei Semmeln, irgendwas drauf und Kaffee wird's geben. So schnell ist das unter Männern geklärt🤝!

 

Auf die Frage nach einem Restaurant in der Nähe meint der freundliche ältere Herr, dass es eines in der Nähe gibt, aber das hat geschlossen. 300 Meter entfernt gibt es einen Laden mit Pizza, Pasta und Kebab. Naja, vielleicht gehört die Region ja kulinarisch noch irgendwie zum südlichen Skandinavien.

Kommentar schreiben

Kommentare: 4
  • #1

    Dieter (Sonntag, 17 Juli 2022 21:26)

    Servus Wolfgang

    Ich finde du machst dich sehr gut als Erdkundelehrer. Du kannst das viel besser erklären als irgend ein Wikipedia Eintrag. Gut die Bezahlung ist dürftig, aber du darfst das alles erleben und kannst darüber berichten, daß passt dann schon :)

    Viele Grüße Dieter

  • #2

    Wolfi (Sonntag, 17 Juli 2022 21:34)

    Servus Dieter,
    du kennst meine pädagogischen Fähigkeiten noch nicht. Ist vielleicht auch besser so�.
    Liebe Grüße

  • #3

    Michael (Sonntag, 17 Juli 2022 21:51)

    Nachdem dein Start in Dänemark mit dem "Fucking Italian" nicht optimal war, hat sich Dänemark doch als sehr lohnenswert präsentiert, was die netten Leute und die schönen Landschaften betrifft. Jetzt bist du in Deutschland angekommen, und du fährst wieder durch wunderschöne Landschaften. Die Fahrradwege sind super, mal abgesehen von den Strecken mit dem "berühmt-berüchtigten DDR-Kopfsteinpflaster". Die Leute sind auch in Deutschland nett und interessiert, deinem Knie geht es wieder besser. Auch wenn der eine oder andere Koch deiner Meinung nach "mit einem dreijährigen Berufsverbot belegt werden sollte" und du heute wohl mit einem "Laden mit Pizza, Pasta und Kebab" zufrieden sein musst, das Bier scheint aber immer zu munden �. Deine plastischen Beschreibungen machen deine Erlebnisse dem Leser sehr anschaulich. Ich hoffe, dass Deutschland deine Anstrengungen weiterhin gut unterstützt und dass es zu keinen weiteren Unfällen kommt. Alles Gute!

  • #4

    Wolfi (Montag, 18 Juli 2022 16:23)

    Servus Michael,
    Dänemark war bis auf "Fucking Italian" wirklich schön.
    Nun bin ich in The Middle of Nüscht, aber auch hier gibt es viel Interessantes zu erleben.
    Das Knie wird immer besser und so kann es mit der Fahrt und dem Abenteuer weitergehen.
    Liebe Grüße