Tag 56 (26.07.2022): Von Berching nach Geisenfeld

Tageskilometer: 57,82 Km

Tageshöhenmeter: 457 Hm

Gesamtkilometer: 3.660,38 Km

Gesamthöhenmeter: 24.703 Hm

Gesamtkilometer Schiff: 101,25 Km

 

Nachdem ich meinen Blog veröffentlicht habe und es etwas kühler geworden ist, gehe ich nochmal rüber zum Brauereigasthof und Altstadthotel Winkler. Die Bedienung hat mir auf Nachfrage erklärt, dass erst zugesperrt wird, wenn der letzte Gast gegangen ist, und das ist niemals vor 1:00 Uhr morgens.

 

Der Stammtisch sitzt immer noch da; alles Männer zwischen 65 und 75 Jahren. Themen sind unter anderem der Wunsch nach der besten Bratwurst im Glas, dem neuesten Traktor von Fendt bis hin zum Wunsch irgendwelcher Sexualpraktiken, die noch nicht ausprobiert wurden😱. Diskutiert wird angeregt, fröhlich und mit viel Gelächter. Ich lache innerlich mit, Wenn ich mir die Truppe so anschaue, dann kann ich mir vorstellen, dass der Wunsch nach der besten Bratwurst im Glas und dem neuesten Traktor von Fendt erfüllt werden kann. Bezüglich des Wunsches nach besonderen Sexualpraktiken sehe ich aber schwarz☻️, so wie der eine oder andere auf die Toilette hinkt oder einen mächtigen Knödelfriedhof vor sich herschiebt. Um 11:00 Uhr breche ich auf, während der Stammtisch gerade diskutiert, ob man noch eine Halbe🍺 nehmen sollte. Die Entscheidung ist schnell und einstimmig👍 für eine neue Halbe🍺 getroffen - Männer der Tat eben.

 

Das Frühstücksbuffet stellt alles Bisherige in den Schatten! Es gibt alles und darüber hinaus selbst zubereitete vegane Brotaufstriche, Reisbrei, frischen Käsekuchen. Ich halte mich an die super-leckeren Brotaufstriche wie Curry-Mango-Humus, Erdnuss-Salz-Caramell oder Meerrettich-Preiselbeere - gigantisch🥰👏!

 

Beim Auschecken erzähle ich Frau Dallmayr, dass ich gestern noch dem Stammtisch zuhörte, und mich köstlich amüsiert habe. Sie schaut mich an mit gerunzelter Stirn und sagt zu mir in einem Ton, wie ihn der kleine Bayer anschlägt, wenn ihm was nicht passt: "Des war der Männergesangsverein. Wenn die beieinandersitzen, dann wird nichts und niemand ausg'lassen." Recht hat sie, die Frau Dallmayr.

 

Als ich ihr sage, dass ich mich sehr wohl in ihrem Haus gefühlt habe, und das Frühstück das beste auf meiner gesamten Tour war, zaubere ich ihr ein glückliches Lächeln ins Gesicht😀. Sie freut sich und ich mich auch🥰.


Der Tag beginnt mit bedecktem Himmel, aber es ist schwül. Ich radle über tolle Fahrradwege durch kleine fein herausgeputzte Dörfer. Mal begleitet mich der Main-Donau-Kanal, mal die Sulz.

 

Nach kurzer Zeit erreiche ich Beilngries. Die Straßen sind überaus fröhlich geschmückt, und heute ist Waren- und Krammarkt. Die Stände werden aufgebaut und es treibt schon die ersten Neugierigen umher.

 

Und jetzt AUGEPASST MÄNNER🆘️! In Beilngries gibt es "Strobl - Das Haus der der schönen Dinge". Dort gibt es für den Garten so nützliche Accessoires wie bemalte Keramikfrösche🐸 oder gusseiserne Hollywood-Schaukeln🏖 und für die Wohnung Must-Haves wie Trockenblumengestecke🍂 oder Kerzenständer🗽. Also, alles Dinge die man nicht braucht, aber Frau gerne haben möchte.

 

Ich rate euch beim Vorbeifahren eure Frauen abzulenken, in dem ihr auf die schönen bunten Häuser auf der anderen Straßenseite verweist. Anderenfalls kann das für eure EC- und Kreditkarten eine arge Belastungsprobe💶💶💶 werden. Ich weiß von was ich spreche!

 

Die zweite mögliche Taktik ist, mit der Holden dort reinzugehen, und ihre Wünsche nach Trockenblumengesteck und Kerzenständer zu erfüllen. Dafür kann man daheim dann sagen, dass sie ja bekommen hat was sie wollte, und es aber jetzt an der Zeit ist, endlich die neue Heimbrau-Anlage🍻 anzuschaffen. Diese Taktik muss aber überfallartig🗣 angewendet werden. Sonst klappt's vielleicht nicht.

 

In jedem Fall ist Streit zu vermeiden, denn Frauen könne wie Handgranaten💣 sein. Ziehen sie den Ring ab, ist schnell mal das Haus und das Auto futsch😱.

 

Ich radle einfach unbeirrt weiter. Man muss ja nicht alles haben.


Ich radle durch unser schönes Bayernland und mir geht richtig das Herz auf. Am Anfang meiner Tour konnte ich doch nicht wissen, dass ich auf meiner Mission "Vom Nordkap nach Tarifa" tatsächlich irgendwann durch meine Heimat fahre.

 

Einfach nur wunderbare unbefahrene Wege führen mich durch hügelige Landschaften. Die Getreidefelder sind größtenteils abgeerntet und die Maisfelder sehen teilweise erbärmlich verkümmert aus. Manche Bauern bewässern ihre Felder jetzt. Ich überquere die Donau und auf einmal sehe ich die ersten Hopfengärten. Ich bleibe stehen und genieße diesen Anblick voller Dankbarkeit und mit Andacht.

 

Noch vor Mittag komme ich bei Kathrin, die mit mir gemeinsam die Ausbildung zum Biersommelier absolviert hat, an. Kathrin und ihr Mann Erich bewirtschaften den Hallertauer Hopfenhof im Nebenerwerb. Es können auch Hopfenführungen und Biertastings bei Kathrin gebucht werden. Der Hallertauer Hopfenhof gehört zu meinen Unterstützern der Tour de Chirurgie, wofür ich sehr dankbar bin. Kathrin hat mich eingeladen, während meiner Tour, bei ihr und ihrer Familie zu übernachten - wie schön.

 

Beim Mittagessen erzählt mir Erich, der auch Steuerberater der Hopfenbauern in der Hallertau ist, über die heutigen Probleme im Hopfenanbau. Diese reichen von Trockenheit, Unwetter, Fachkräftemangel, Rentabilität bis hin zu einer zunehmenden Schädlingsbelastung. Es denkt immer wieder mal ein Hopfenbauer darüber nach, aufzugeben. Erst heute war er wieder bei einem.

 

Diesen Blogeintrag schreibe ich übrigens unter erschwerten Bedingungen. Der Hallertauer Hopfenhof von Kathrin und Erich liegt etwas abseits der nächsten Gemeinde. Während es in der hintersten Ecke von Lappland die beste Anbindung an das Mobilfunknetz und WLAN in der abgelegensten Hütte gibt, kämpfen die beiden mit ihren drei schulpflichtigen Kindern mit einer extrem langsamen DSL-Leitung, und Mobilfunknetz ist eigentlich überhaupt nicht vorhanden. Das Hochladen der obigen Bilder hat mich ungefähr 5 Minuten pro Bild gekostet. Manchmal frage ich mich schon, warum in unserem Land die Dinge so im Argen liegen. Diese Situation ist ein Skandal.

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