Tag 80 (19.08.2022): Von Cahors nach Villeneuve-sur-Lot

Fünf unentbehrliche Helfer auf meiner Tour - Fahrradhelm, Sonnenschutzspray, Navi, Unterziehkäppi, Fahrradhandschuhe und natürlich Toni.
Fünf unentbehrliche Helfer auf meiner Tour - Fahrradhelm, Sonnenschutzspray, Navi, Unterziehkäppi, Fahrradhandschuhe und natürlich Toni.

Tageskilometer: 83,92 Km

Tageshöhenmeter: 745 Hm

Gesamtkilometer: 5.021,22 Km

Gesamthöhenmeter: 34.985 Hm

Gesamtkilometer Schiff: 101,20 Km

 

H U R R A

Heute gibt's was zu feiern!!!

🥳5.000 Kilometer sind geschafft!🎊🎉

 

Heute, am 80. Tag meiner Tour de Chirurgie habe ich die 5.000 Kilometer-Marke durchbrochen. In den letzten Tagen habe ich öfters die Botschaft von fleißigen Verfolgern meiner Tour de Chirurgie bekommen, dass ich es "fast geschafft" hätte. Das ist zwar lieb gemeint🥰, aber dem muss ich leider deutlich widersprechen. Mit über 5.000 Kilometern habe ich schon eine enorme Strecke zurückgelegt, aber bis ans Ziel ist es noch eine weite Entfernung. Und fast geschafft gibt's leider nicht! Also werde ich schön brav weiterradeln🚴‍♂️, dass ich es tatsächlich schaffe! Übrigens ist diese Marke wieder mal einen Aufruf an alle Spendenwilligen wert. Also, wer was übrighat, darf das gerne an die Stiftung Chirurgie TU München spenden!

 

So ganz nebenbei bin ich heute auch noch aus der Region Occitanie in die Region Nouvelle-Aquitaine gefahren, die ganz im Westen an den Atlantik grenzt. Das merke ich auch, dass ich immer mehr in die Nähe des Atlantiks komme. Der Wind kommt nämlich jetzt aus Westen.


Nach dem bereits gewohnten Frühstück in einem IBIS-Hotel fahre ich los. Der Himmel sieht stark nach Regen aus, aber ich setze auf Risiko. Die Regenklamotten habe ich in meiner Packtasche verpackt. Es ist angenehm warm bei 18o C. So schlimm kann's also nicht werden, wenn es zu regnen beginnen sollte.

 

Auch heute heißen meine zwei Begleiter nationalen Radroute V86 und der Fluss Lot. Seitdem ich in Frankreich unterwegs bin, sehe ich heute zum ersten Mal große Weinanbaugebiete. Nach knapp 20 Kilometern überquere ich in Luzech den Lot. Luzech gehört zum Gemeindeverband Vallèe du Lot et du Vignoble, dem insgesamt 27 Gemeinden angehören. Im Gegensatz zu den Weinanbaugebieten in Deutschland, in denen der Wein an Hängen angebaut wird, wird der Wein hier in der Ebene angebaut. Der Wein, der hier angebaut wird, ist ausschließlich rot und wird nach der gleichnamigen Stadt, in der ich ja übernachtet hatte, Cahors genannt.


Nach weiteren 5 Kilometern komme ich nach Albas. An der Ortseinfahrt ist schon deutlich zu sehen, dass sich hier alles um Wein dreht. Auf der Rotweinflasche steht richtigerweise "Beau site du Vignoble". Ja, hier ist wirklich eine schöne Weingegend. Die Landschaften sind wenig besiedelt, ab und zu treffe ich auf ein Weingut, die Straßen sind schmal und der Wein bestimmt das Landschaftsbild. Die Trauben sind ganz dunkelblau und werden wohl bald geerntet werden. Auf den Anhöhen, auf denen ich teilweise unterwegs bin, habe ich einen Blick in die unendliche Ferne; da wo ich hinwill.

 

Irgendwann meint das Navi, dass ich die Straße verlassen und einem Feldweg folgen soll, Der schaut schon von der Straße aus dermaßen unfahrbar aus, dass ich das Navi überstimme, und der Straße weiter folge. Es geht lange und mit bis zu 8% bergauf, aber das ist mir lieber wie jeder Feldweg. Mein besorgter Blick geht immer wieder nach unten, um zu überprüfen was das Hinterrad macht. Es wandert gaaaaanz langsam hin zum linken Ausfallende😱. Ich hoffe, dass es bis zum heutigen Ziel hält. Dann muss ich es unbedingt reparieren.


Nachdem ich den letzten Anstieg hinter mir habe, geht es fast nur noch bergab. Die Straßen bleiben klein und sie sind wesentlich schlechter als die Tage zuvor. Generell ist seit gestern alles mediterraner, einfacher und nicht mehr so, ich nenne es mal stilvoll, wie es bisher war. Am Straßenrand sehe ich Oleander und Palmen. Ab Saint-Vite wird der Wein durch große Obstplantagen und Aufzuchtbetriebe für Obstbäume abgelöst. Ich sehe jede Menge Äpfel, Pflaumen und Aprikosen am Wegesrand. Die Gegend ist grün und scheint sehr fruchtbar zu sein.


5 Kilometer vor meinem heutigen Etappenziel komme ich beim Peugeot-Händler Cavaille Automobile in Saint-Sylvestre-sur-Lot vorbei. Ich fahre auf dem Hof, und der Chef unterhält sich gerade mit einem Kunden. Nachdem das Gespräch beendet ist, fragt er mich, was ich will. Nachdem ich nicht Französisch und er nicht Deutsch oder Englisch spricht, hole ich mein Smartphone mit der Übersetzungshilfe raus. Ich tippe das Wort Torxschlüssel ein, und es erscheint auf Französisch clé torx. Er meint sofort Oui, oui, was so viel wie Ja, ja heißt. Er holt mir einen Satz Torxschlüssel aus der Werkstatt. Ich nehme die Packtasche von Anhänger und kopple diesen ab. In 5 Minuten habe ich das Hinterrad losgeschraubt, in die richtige Position gebracht und alle Schrauben wieder fest angezogen. Den Satz Torxschlüssel gebe ich einem Mechaniker in der Werkstatt. Ich bin überglücklich, dass ich das Problem lösen konnte, denn lange hätte es wohl nicht mehr gedauert, und der Reifen hätte am Ausfallende zu schleifen begonnen. Dann wäre erstmal Schluss mit Weiterfahren gewesen.

 

Ich bin ja ein vorsichtiger Mensch. Daher suche ich den E.Leclerc-Baumarkt in meinem heutigen Etappenziel Villeneuve-sur-Lot auf. Dort kaufe ich mir einen Satz Torxschlüssel🪛 für die Weiterfahrt. Man weiß ja nie.

Ich komme an meiner heutigen Unterkunft, dem Hotel IBIS Styles Villeneuve-sur-Lot an. Die freundliche junge Dame an der Rezeption ist schätzungsweise um die 25 Jahre und spricht kein Wort Englisch. Und wenn ich meine kein Wort, dann meine ich auch kein Wort. Dagegen sind je die Französischkenntnisse vom kleinen Bayern und mir schon als fortgeschritten zu bezeichnen. Ich glaube, ich muss mal mit dem Herrn IBIS reden, dass er seine Leute besser ausbilden soll. Aber das wird wenig Sinn machen, denn der ist ja auch Franzose☹️.

 

Nun ja, ich checke ein, das Gespann darf in einem ungenutzten Konferenzraum übernachten, wo ich es auch laden kann.

 

Danach gehe ich zur Feier des Tages ins angeschlossenen Restaurant La Pataterie. Und was soll ich sage. Dort gibt es leckeres Essen. Ich nehme eine Ofenkartoffel mit geräucherter Entenbrust, Steinpilzsoße, Sauerrahmdip und Salat. Zum Nachtisch gibt es einen Café Gourmand, den man in Frankreich oft antrifft. Das ist ein Espresso, der mit drei verschiedenen kleinen süßen Häppchen serviert wird. In meinem Fall war das ein mit Sahne gefülltes Biskuitstängelchen, eine Ananasmouse und eine Zabionne mit abgeflämmtem Eiweißhäubchen. "Da kannst ned meckern"👍, meint der kleine Bayer und ich kann nur nickend zustimmen.

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Kommentare: 12
  • #1

    Dieter (Freitag, 19 August 2022 19:49)

    Servus Wolfgang

    Glückwunsch zu 5000 Kilometer, starke Leistung. Mein Jahressoll liegt bei ca. 6000 Kilometer und du radelst die in knapp 3 Monat. Gut das die Reparatur relativ einfach war und die Werkstatt so freundlich war dir mit Werkzeug auszuhelfen.

    Viele Grüße Dieter

    P. S. auch herzliche Grüße von Petra, habe soeben einen Rüffel von ihr bekommen das ich ihre Grüße nicht ausrichten. :)

  • #2

    Wolfi (Freitag, 19 August 2022 20:34)

    Servus Dieter,
    vielen Dank für eure Glückwünsche!
    Es geht ganz gut voran, und wenn es so bleibt, kann ich sehr zufrieden sein.
    Liebe Grüße - auch an Petra
    Wolfgang

  • #3

    Inge (Freitag, 19 August 2022 21:12)

    �lichen Glückwunsch zu deinen 5000!
    Einfach unglaublich was du bislang geschafft, gemeistert und erlebt hast ... sowohl die schönen als auch die nicht so schönen Erlebnisse.
    Nehme ein bischen mehr Rücksicht auf dich, damit du gesund und heil dein Ziel erreichen kannst
    Wir schicken Dir unsere allerbesten Wünsche � inge & mike

  • #4

    Wolfi (Freitag, 19 August 2022 21:32)

    Liebe Inge und Mike,
    vielen Dank für eure Glückwünsche.
    Ja, das ist schon eine große Entfernung, die ich bisher zurückgelegt habe. Meine Tour ist eben wie das Leben im allgemeinen; mal läuft es gut, mal eben nicht. Lasst es euch gutgehen und uns demnächst telefonieren.
    Liebe Grüße

  • #5

    Janine und co (Freitag, 19 August 2022 23:07)

    Ausgezeichnet Wolfgang, das hat ja gut geklappt beim Monsieur Peugeot...U nd Dank Baumarkt bist du nun für solche Zwischenfälle gewappnet . Beruhigend. Eine schöne Gegend mit leckeren Früchten U d rotem Wein...ganz mein Geschmack ...bis morgen u gu na.

  • #6

    Liesl (Samstag, 20 August 2022 00:16)

    Wahnsinn 5000km
    Meinen größten Respekt

  • #7

    Martina (Samstag, 20 August 2022 09:02)

    Glückwunsch zu 5000 km!!!

  • #8

    Josef (Samstag, 20 August 2022 10:44)

    Servus Wolfi,
    5000 km und kein Ende - meine normale Radl-Jahresleistung hast Du weit überschritten.
    Das gibt Wadln fürs Leben :-)
    Wegen Deines Torx-Satzes: In Südamerika ist mir bei meiner Tengai die Hauptsicherung durchgebrannt, mußte überbrücken. Bei der nächsten Tanke ("nur" 400 km weiter) hab ich dann vorsichtshalber einen Sack voll Sicherungen gekauft - und nie mehr wieder benötigt, bis heute.
    In diesem Sinne toi, toi toi, es wird alles gut gehen bis Tarifa!!!

    Herzliche Grüße
    Josef
    PS: ... und immer wieder ganz ganz tolle Bilder

  • #9

    Wolfi (Samstag, 20 August 2022 17:08)

    Hallo Janine und co,
    vielen Dank für eure Glückwünsche! Irgendwie gibt es immer eine Lösung für ein Problem. Da bin ich sehr dankbar, dass ich das bisher immer geradebiegen konnte.
    Vielen Dank für eure große Unterstützung.
    Ich wünsche euch ein schönes Wochenende!
    Liebe Grüße

  • #10

    Wolfi (Samstag, 20 August 2022 17:10)

    Servus Liesl,
    vielen Dank für deine Glückwünsche.
    Ich bin schon sehr gespannt auf deine Pläne, und freue mich, wenn wir daheim darauf anstoßen können.
    Liebe Grüße

  • #11

    Wolfi (Samstag, 20 August 2022 17:10)

    Hallo Martina,
    danke für deine Glückwünsche und immer schön mitradeln daheim!
    Liebe Grüße

  • #12

    Wolfi (Samstag, 20 August 2022 17:14)

    Servus Josef,
    irgendwann geht hoffentlich schon ein Ende her. Sonst würde ich ja nicht mehr heim kommen. Das wäre schon tragisch, wenn es für mich keinen Schweinsbraten mit Semmelknödel und Krautsalat mehr geben würde.
    Was das Werkzeug angeht, dachte ich, alles dabei zu haben, was wichtig ist. Aber du hast recht. Lieber etwas dabei haben und es nicht brauchen, als umgekehrt.
    Die erste Variante erspart einem nicht nur das Fluchen.
    Liebe Grüße