
Tageskilometer: 120,19 Km
Tageshöhenmeter: 880 Hm
Gesamtkilometer: 6.222,13 Km
Gesamthöhenmeter: 46.004 Hm
Gesamtkilometer Schiff: 101,20 Km
Ich habe noch einen kleinen Nachtrag zum gestrigen Thema Winnetou. Wir haben damals in der Schule den Film Fahrenheit 451 angesehen. Das ist ein beeindruckendes und nachdenklich machendes Werk zu diesem Thema.
Am Abend habe ich mit meinem Freund Peter telefoniert. Das machen wir alle paar Tage. Er fragt mich, ob da nicht Wehmut bei mir aufkommt, wenn die Tour jetzt bald zu Ende ist. Ich mache mir tatsächlich seit ein paar Tagen Gedanken, wie es sein wird, wenn die Tour zu Ende ist. Eines kann ich jetzt schon sicher sagen: "Auch wenn der Teil des Fahrradfahrens meiner Tour de Chirurgie abgeschlossen sein wird, geht das Projekt "Tour de Chirurgie" trotzdem weiter. Meine Freundin Sonja hat neulich im Blog kommentiert, dass ihr mein täglicher Blog abgehen wird.
Nachdem jetzt schon Folgeaktivitäten geplant sind, wird es auch weiterhin Blogeinträge geben, zwar nicht mehr täglich, aber doch immer wieder. Dafür werde ich unter "Aktuelles" eine Rubrik "Die Tour geht weiter" einrichten. Was ich schon mal verraten kann: Es wird einen Blogeintrag mit den Statistiken zur Tour geben und es wird ein Fazit zur Tour mit verschiedensten Themen geben. Beides dauert aber etwas, weil ich zum einen schon für andere Aktivitäten der Stiftung Chirurgie TU München eingeplant bin und zum anderen etwas (Urlaubs)-Zeit mit meiner Frau verbringen möchte. Wir haben uns ja bis auf zwei Wochenenden über drei Monate nicht gesehen, außer bei Videotelefonaten.
Heute stehen 120 Kilometer an. Also starte ich früh um 6:45 Uhr. Mein Weg führt mich heute übrigens ausnahmslos über die N-630. Es ist noch finster, aber mit dem hellen Licht am Gespann kein Problem. Ich ziehe mich genauso warm an wie gestern, denn es geht die ersten Kilometer wieder gut bergab. Ich komme am Stausee Embalse José Maria Oriol-Alcántara III, besser bekannt unter dem Namen Alcántara-Stausee an. Er ist auf der Karte meines Navis auch als riesiges Gewässer zu sehen, aber dort, wo eigentlich Wasser sein sollte, herrscht Trockenheit. Es sieht aus wie eine Mondlandschaft. Je länger ich am Stausee entlangfahre, umso mehr füllt er sich mit Wasser. Eigentlich sollte das am Stausee gelegenen Wasserkraftwerk Strom erzeugen. Ob das allerdings bei diesem Wasserstand möglich ist, wage ich zu bezweifeln.
Nach 20 Kilometern Fahrstrecke bleibe ich stehen, und ziehe unter der Autobahnbrücke der E-803 meine Outdoor-Jacke aus. Die ist heute einfach zu warm. Dies ist auch die Stelle, an der der Tajo, der längste Fluss der Iberischen Halbinsel, in den Stausee mündet. Nach einigen Kilometern fließt er aus dem Stausee wieder hinaus, um dann seine Reise bis Lissabon fortzusetzen, wo er in den Atlantik mündet. Auf der Karte sieht der Tajo merkwürdig gezackt aus, weil von ihm unzählige kleine Abzweigungen weggehen, die aber in Sackgassen enden.
Mit der Überquerung des Tajo habe ich die drei größten Flüsse der Iberischen Halbinsel überquert, nämlich den Tajo, den Ebro und den Duero.

In Richtung Cáceres, der Hauptstadt der gleichnamigen Provinz, geht es bergauf.
Die Landschaft wird wild und ungezähmt wie in einem Western-Film. Ich stelle mir vor wie auf der Eisenbahnstrecke ein qualmendes Dampfross unterwegs ist, mit einem Salonwagen für die 1. Klasse und normalen Wagen für die 2. Klasse. Hinten hängt noch ein Güterwagon dran mit Feuerwasser für die Bleichgesichter.
Ich muss mir daheim wieder mal einen richtig guten Western anschauen!
Die Straße zieht sich heute endlos hin. Manchmal geht es wieder kilometerlang nur geradeaus. Die Landschaft bleibt abwechslungsreich und unendlich weit. Mal sehe ich Olivenhaine, teilweise auch angelegt, im Hintergrund höhere Gebirgszüge und oftmals staubtrockene Landschaft.
Zur Mittagszeit hin wird es richtig warm. Die Sonne steht hier im Süden doch noch sehr steil am Himmel. Ich spüre, dass ich langsam wieder in eine andere Klimazone Spaniens fahre.
Auf meinem heutigen Weg überquere ich mehrere kleinere und größere Flüsse. Nach Cáceres fahre ich über den Río Ayuela, später kurz vor meinem heutigen Etappenziel über den Río Aljucén. Von beiden Flüssen ist nichts zu sehen. Die Flussbetten sind komplett ausgetrocknet.
5 Kilometer vor dem Ende meiner Etappe sehe ich mein heutiges Ziel Mérida in der Ferne, die Hauptstadt der autonomen Region Extremadura. Die letzten Meter schiebe ich durch die sehr belebte Fußgängerzone. An der Plaza de España werden gerade Bühnen abgebaut. Anscheinend komme ich zu spät zu einem Fest. Ich habe mich im Hotel Ilunion Mérida Palace eingebucht. Dort werde ich freundlich empfangen und eingecheckt. Das Fahrrad darf in einem ungenutzten absperrbaren kleinen Konferenzraum parken.
Ich bin jetzt erstmal platt von den 120 Kilometern und freue mich auf eine Dusche und etwas Ordentliches zum Essen.
Ich freue mich auf Mérida. Da gibt es nämlich einiges zu sehen!