Tag 101 (09.09.2022): Von Medina de las Torres nach El Garrobo

Tageskilometer: 98,33 Km

Tageshöhenmeter: 1.181 Hm

Gesamtkilometer: 6.392,75 Km

Gesamthöhenmeter: 47.836 Hm

Gesamtkilometer Schiff: 101,20 Km

 

Gestern Abend war das Fest noch voll im Gange. Es war laut. Es ist mir während meiner gesamten Fahrt durch Spanien schon aufgefallen, dass alles einfach auf die Straßen geschmissen wird; Zigarettenkippen, Servietten, teilweise Essensreste. Am nächsten Tag wird dann durch die Straßenreinigung alles gesäubert, und es geht wieder von vorne los.

 

Das Frühstück kann ich nicht als solches bezeichnen. Es liegen ein paar abgepackte Gebäckstücke in der Küche. Es gibt weder Kaffee, noch Tee oder sonst irgendetwas.

 

Nachdem es heute wieder bis zu 36o C heiß werden soll und ich eh nicht schlafen kann, fahre ich um kurz nach 7:00 Uhr los. Es ist noch stockfinster, aber mit dem Licht an meinem Fahrrad kein Problem.

 

An den Straßenbezeichnungen ändert sich erstmal nichts; also N-630, auf der der EuroVelo 1 verläuft.


Wie schon die letzten Tage rieche ich deutlich, dass hier in der Gegend viel Schweinezucht betrieben wird. Nach einer Stunde komme ich direkt an so einem an der Straße gelegenen Betrieb vorbei. Es sind Schweine der Rasse Iberisches Schwein, die typisch für diese Region sind. Zuerst bin ich den Tieren nicht ganz geheuer, aber dann überwiegt doch die Neugier, und sie machen sich auf den Weg zum Zaun, dass es nur so staubt. Ein lautes Gegrunze geht los, ich knipse mein Foto und mach mich wieder auf meinen Weg.

 

Die Sonne ist in der Zwischenzeit aufgegangen und ich habe weite Blicke ins Land. Zwischen den Äckern sind überall weit verstreut Schweinezuchtbetriebe zu sehen.

 

Ich fühle mich so richtig wohl auf der N-630, da meint das Navi, dass wir jetzt in Richtung Osten abbiegen sollten. Ich folge dem Navi. Somit verlasse ich die N-630, bleibe aber auf dem EuroVelo 1, der zugleich der Jakobsweg Via de la Plata ist. Der kommt ja bekanntlich aus Sevilla. Der 10 Kilometer lange Weg ist ein Feldweg, der aber hervorragend zu fahren ist.

 

Ab und zu kommen mir Wander-Pilger entgegen, die auch um diese Jahreszeit noch nach Santiago de Compostela wollen. In der Zwischenzeit habe ich großen Respekt vor den Pilgern. Sie gehen weite Wege, teilweise auf der Landstraße und das Wetter ist wieder warm und wird später noch richtig heiß mit 36o C.

 

Nach den 10 Kilometern auf dem Feldweg, kehre ich auf die N-630 zurück, und folge dieser in südlicher Richtung. Damit verlasse ich den EuroVelo 1 endgültig, der weiter nach Südosten an die spanische Atlantikküste verläuft. Von dort aus geht er immer an der Atlantikküste entlang durch Portugal und endet weit oben im Norden in Vigo. 

Die letzten 4 Kilometer leitet mich das Navi nochmals weg von der N-630. Ich folge einer ruppigen Straße, die teilweise steil bergauf führt. Oben auf der Passhöhe angekommen, mündet die Straße wieder auf die N-630.

 

Ich habe einen wunderbaren Blick auf die Sierra Norte, die den westlichen Ausläufer des Mittelgebirges Sierra Morena darstellt.

 

Der Ort El Garrobo ist nicht allzu weit von der Passhöhe entfernt.

Direkt oben auf der Passhöhe ist meine Unterkunft, das Hotel OYO Venta del Alto Hotel las Cumbres.

 

Es war ja schon in Mérida der Einfluss der Mauren spürbar. Auch in diesem Haus sind die typischen Fliesen an den Wänden und ein Innenhof, der schön bepflanzt und dekoriert ist. Sowohl das Haus, als auch das Zimmer sind mit alten Eichenmöbeln eingerichtet.

 

Nach dem Duschen bekomme ich ein Essen. Zuerst gebratene Bohnen mit Speck, dann ein Entrecôte mit grüner Pfeffersoße. Als Beilage gibt's leider wieder Pommes Frites. Das Essen insgesamt schmeckt aber sehr gut.

 

Somit bin ich heute aus der autonomen Region Extremadura in die südlichste autonome Region Spaniens nach Andalusien gewechselt. Diese werde ich nochmals verlassen, aber alles zu seiner Zeit.

 

Es steht ja schon seit langem ein Thema aus, aber ich bin noch nicht dazu gekommen. Es ist die Organisation Spaniens. Nun, denn: Spanien besteht aus 17 autonomen Gemeinschaften, die ungefähr unseren Bundesländern entsprechen. Es gibt aber einen entscheidenden Unterschied. Die autonomen Regionen haben keinen gesetzgebenden Einfluss auf den Staat, was in Deutschland durch den Bundesrat gegeben ist. Dazu gibt es noch zwei autonome Städte, Ceuta und Melilla. Innerhalb der autonomen Regionen gibt es eine oder mehrere Provinzen, die ungefähr unseren Landkreisen entsprechen. Diese Provinzen haben dann jeweils eine Hauptstadt, in der es die Verwaltungsbehörde Diputatción Provincial gibt, die unseren Landratsämtern entsprechen. Abweichungen davon gibt es auf den Balearen und den Kanaren. Darunter gibt es noch die sogenannten Comarcas, die Verwaltungsgemeinschaften sind.

 

So das war's im Großen und Ganzen auch schon. Hat doch gar nicht wehgetan.

Zum Schluss nochmal das heikle Thema Stierkampf. Ich habe es vermieden, während meiner Tour durch Spanien, jede Stierkampfarena zu fotografieren, obwohl das teilweise wie in Salamanca beeindruckende Gebäude sind. Auch habe ich das Thema ansonsten nur kurz angerissen, und meine Meinung gegen die Stierkämpfe ausgedrückt.

 

Wenn ich aus dem Fenster sehe, sehe ich hinter meinem heutigen Hotel diese kleine Stierkampfarena für Kinder und Jugendliche. Im ganzen Haus hängen auch Bilder von berühmten Stierkämpfern, auch solchen, die von einem Stier getötet wurden.

 

Das ist ein Zeugnis dafür, welchen gesellschaftlichen Stellenwert der Stierkampf trotz der immer mehr werdenden Gegner hat. Ich habe meine Gründe geäußert, warum ich gegen die Stierkämpfe bin, und vergleiche diese mit dem abstrusen Recht auf Waffenbesitz in den USA oder dem nicht vorhandenen Tempolimit auf deutschen Autobahnen. Das eine ist für mich so falsch wie das andere.

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