Tag 102 (10.09.2022): Von El Garrobo nach El Coronil

Uferpromenade am Guadalquivir.
Uferpromenade am Guadalquivir.

Tageskilometer: 92,31 Km

Tageshöhenmeter: 494 Hm

Gesamtkilometer: 6.485,06 Km

Gesamthöhenmeter: 48.330 Hm

Gesamtkilometer Schiff: 101,20 Km

 

Nachdem es kein Frühstück vor 8:00 Uhr gibt, reiße ich meine letzte Packung Studentenfutter auf. Das zweite Mal hintereinander, dass es kein ordentliches Frühstück gibt, wobei mein Studentenfutter noch besser und vor allem gesünder ist, als der abgepackte Kuchen von gestern.

 

Ich starte um 7:15 Uhr. Es ist natürlich stockfinster, aber mit dem Licht an meinem Fahrrad könnte ich jedem spanischen Autofahrer heimleuchten.

 

Es sind nur 35 Kilometer nach Sevilla, der Hauptstadt der autonomen Region Andalusien und der Provinz Sevilla. Ich sehe die Lichter der Stadt schon ungefähr 20 Kilometer davor. Die N-630 ist auch weiterhin meine Straße, und es geht immer schöne bergab. Sevilla ist schön. Woher ich das weiß? Ganz einfach - vor ein paar Jahren habe ich mit meiner Frau in Portugal im wunderschönen Naturschutzpark Ria Formosa Urlaub gemacht. Von dort aus haben wir einen Tagesausflug nach Sevilla unternommen, und wurden von einer dort lebenden Fremdenführerin durch die Stadt geführt. Die ersten Vororte von Sevilla erreiche ich kurz nach 8:00 Uhr. Die Stadt wacht langsam auf.

 

In Sevilla verlasse ich die N-630 endgültig und somit auch den Jakobsweg Via de la Plata, der hier beginnt. Das war's dann also mit den Pilgern. Ich wünsche jedem einzelnen viel, viel Glück, dass er heil in Santiago de Compostela ankommt.

Panoramabild der Plaza de España.
Panoramabild der Plaza de España.
Kathedrale Santa María de la Sede.
Kathedrale Santa María de la Sede.

Vom Stadtrand bis ins Zentrum von Sevilla führt wieder ein hervorragender grün gestrichener zweispuriger Radweg. Dem muss ich nur immer folgen. Ich überquere den Guadalquivir, den fünftlängsten Fluss Spaniens. An seinen Ufern fahre ich entlang, als gerade die Sonne aufgeht. Die schönen alten Häuser, die modernen Bauwerke und die gepflegte Uferpromenade in Verbindung mit der aufgehenden Sonne verbreiten eine angenehme Stimmung. Den Río Guadiana als Nummer 4 hatte ich ja schon überquert. Damit habe ich die Nummer 1 bis 5 gesehen.

 

Die Plaza de España ist mit der in Mérida nicht zu vergleichen. Der Platz ist beeindruckend groß, mit halbkreisförmigen Gebäuden gebildet und bietet viel Symbolik bezüglich der ehemaligen Kolonien. Für mich am beeindruckendsten sind die wunderschönen Fliesen, mit denen die Gebäude belegt sind.

 

Das wohl beeindruckendste Gebäude ist die Kathedrale Santa María de la Sede. Die Kathedrale ist flächenmäßig die fünftgrößte Kirche der Welt und die größte mittelalterliche Kirche überhaupt. Ich finde, auf einem Foto, kann man die unglaubliche Größe dieser beeindruckenden Kirche überhaupt nicht richtig vermitteln.

 

Die Besteigung des Turms Giralda ist in jedem Fall empfehlenswert und trotz seiner Höhe relativ einfach. Nachdem der Turm früher das Minarett der Hauptmosche war, führen keine Treppen, sondern relativ flache Rampen nach oben. Rampen deshalb, weil der Muezzin mit einem Esel für den Gebetsruf nach oben geritten ist. Von oben hat man übrigens einen beeindruckenden Blick auf die Kathedrale, Sevilla und dessen Metropolregion.

Morgendlicher Stadtpark von Sevilla mit Joggern.
Morgendlicher Stadtpark von Sevilla mit Joggern.
Blick zurück auf einen der Türme der Plaza de España.
Blick zurück auf einen der Türme der Plaza de España.

In Sevilla gibt es noch sehr viel zu bestaunen, aber die Zeit habe ich einfach nicht. Ein Besuch dieser beeindruckenden Stadt lohnt sich auf alle Fälle, und ich würde meinen, immer wieder.

Das Navi führt mich geschickt aus der Stadt hinaus, und schon bald lande ich in der Stadt Dos Hermanas. Ab hier begegnen mir laufend kleinere und größere Gruppen von Rennradfahrern. Wir grüßen uns freundlich mit Handzeichen und sie feuern mich mit Arriba-Arriba-Rufen an.

 

Es wird langsam heiß - bis zu 36o C. Die Landschaft ist hügelig und wieder sehr karg. Zuerst auf der A-375, die in ihrem späteren Verlauf zur A-376 wird, fahre ich meinem Ziel entgegen, der Gemeinde El Coronil. Zufällig kommt ein Mann daher, als ich gerade das Gespann abstelle, und mir die heutige Tour nochmals am Smartphone anschaue. Er redet mich an, aber ich verstehe kein Wort. Ich zeige ihm meine bisherige Tour, und dass ich heute da drüben übernachten werde. Da meint er, das wäre sein Haus.


El Coronil ist eines dieser Pueblo Blanco, also ein weißes Dorf. Die Häuser sind grundsätzlich in strahlendem Weiß gestrichen. Manche haben farbige Applikationen, meistens in Sonnengelb oder in einem hellen Braunton. Die Gassen sind eng, und auch hier sind alle Fenster im Erdgeschoss mit schmiedeeisernen Gittern versehen.

 

Heute scheint in El Coronil ein besonderer Tag zu sein. Am späten Nachmittag sehe ich in dem Ort jede Menge junge sehr gut gekleidete Männer und Frauen. Die Männer tragen dunkle Anzüge, weiße Hemden und Krawatten, die Frauen sehr schicke Kleider. Alle sitzen in den umliegenden Bars und trinken das eine oder andere Bier. Um kurz vor 20:00 Uhr brechen alle auf zur Kirche.

 

Ich gehe um 21:30 Uhr zurück in mein Hotel, und bekomme so nicht mehr mit, was da heute für eine große Feier stattfindet. 

Meine Unterkunft ist das Hostal Don Juan. Der Chef ist ziemlich beleibt und sieht eher nicht nach Don Juan aus. Aber er ist freundlich und hilfsbereit. Das Gespann kann ich in einem Raum abstellen, die als Bar ausgebaut ist, und den er gerne vermieten möchte. Das Haus ist blitzblank sauber und schön eingerichtet. Wenn es etwas zu bemäkeln gibt, dann ist es die Tatsache, dass es kein Frühstück gibt. Naja, ich habe ja noch Studentenfutter.

 

Übrigens habe ich mittags und abends im Restaurant Casa Miguel jeweils hervorragend gegessen. Das ist ein gut geführter Familienbetrieb mit einer reichen und gut zubereiteten Auswahl an Speisen.

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