Tag 2 (17.05.2023): Von Würzburg nach Wolfsburg

Tageskilometer: 393,00 Km

Gesamtkilometer: 651,20 Km

Durchschnittsgeschwindigkeit: 65 Km/Std.

Reisezeit: 6:58 Stunden

Gesamtreisezeit: 11:42 Stunden

 

Gestern Abend habe ich noch lange mit meiner Frau telefoniert. Morgen steht zeitmäßig eine lange Etappe an. Wir haben diskutiert, ob ich die gesamte Etappe Landstraßen fahre oder auch Autobahn. Schließlich geht es durch zwei reizvolle Mittelgebirge. Heute morgen bin ich früh wach. So beschließe ich aufzustehen, das Motorrad abfahrbereit zu machen und dann zu frühstücken.

 

Das Frühstück gibt es im Central Hotel garni Würzburg im Untergeschoß mit einem Blick auf ein Atrium. Das Frühstück ist einfach, aber reichhaltig, das Frühstückspersonal sehr zuvorkommend. Den einzigen, aber wichtigen Kritikpunkt, den ich habe, ist das kleine Zimmer und das relativ schmale Bett. Ansonsten war alles sehr gut.

 

Nach dem Frühstück begleitet mich eine junge Dame in die Tiefgarage, um den Fahrzeugfahrstuhl zu aktivieren, damit mein Motorrad wieder auf der Bildfläche erscheinen kann.

 

Draußen wähle ich die Route auf dem Navi mit der Option "Autobahnen meiden". Der Himmel ist ziemlich dunkel bewölkt und das Thermometer am Motorrad sagt 13o C. Ich wühle mich durch den morgendlichen Berufsverkehr von Würzburg. Den habe ich nach circa 15 Minuten hinter mir. Ich schaue immer wieder nach oben und denke mir, dass es jeden Augenblick zu regnen beginnen könnte; so wie die Wolken aussehen, dann heftig. So schön Motorradfahren bei schönem Wetter ist, so wenig macht es bei Regen Spaß. Die Sicht ist schlecht durch das nasse Visier und man muss gut aufpassen, weil die Straßen eben nass und manchmal auch schmierig sind. 


So fahre ich die ersten drei Stunden auf wunderbar geschwungenen Landstraßen durch herrliche Landschaften und Orte, die ich nur aus den Verkehrsansagen im Radio kenne. Ich fahre durch beispielsweise durch Gramschatz, Bad Neustadt an der Saale und Mellrichstadt. So schön die Landschaften um mich rum auch sind, zum Fotografieren ist es schwierig. Ich sehe immer wieder wunderbare Fahrradwege, die aber durch einen Straßengraben oder eine Leitplanke von der Straße getrennt sind. Tja, da habe ich mich voriges Jahr leicht getan auf meinen Fahrradwegen; einfach anhalten und fotografieren. Ich bin schon langsam am Verzweifeln und so nebenbei aus Franken nach Thüringen gewechselt. Damit bin ich durch die Rhön gefahren, aber mit einem Foto war's leider nix. Dann entdecke ich nach drei Stunden einen kleinen Feldweg. Ich denke mir "Das ist völlig egal, dass da im Hintergrund Windräder stehen, aber das wird das erste Foto und vielleicht das einzige des Tages.". Damit das nicht so bleibt, fotografiere ich noch das Fuhrwerk samt Gepäck. Schließlich muss ja Stoff für den Reiseblog her.


Kurze Zeit später erreiche ich die ersten Ausläufer des Harz. Das ist dann endlich mein Moment gekommen, um ein paar schöne Fotos zu knipsen, die dem Betrachter guttun. Die Straßen schlängeln sich weiterhin wunderbar dahin, und das Wetter wird immer besser. Allerdings steigen die Temperaturen nicht über 13o C, was bei vernünftiger Motorradkleidung aber kein Problem ist. Die Griffheizung bleibt den ganzen Tag auf Stufe 1 eingeschaltet. Der Boxer schnurrt brav unter mir und so fährt es sich wunderbar dahin.

Kurz bevor ich den Oderstausee erreiche, schlängelt sich die Straße bergab. Vor Bischofferode glaube ich etwas zu sehen, was es hier eigentlich gar nicht geben darf: Den Ayers Rock. Der sollte doch genau in der Mitte Australiens stehen. Die Auflösung des Rätsels ist, dass dass die mächtige Abraumhalde des früheren Kalibergwerkes ist. Bin ich froh. Ich dachte schon, bei mir stimmt was nicht.

Im weiteren Verlauf durchquere ich den Nationalpark Harz und fahre durch bekannte Orte wie Braunlage und Bad Harzburg. Auf den Höhen des Harzes ist es ziemlich windig und die Temperaturen fallen auf 6o C. Das ist nicht weiter schlimm. Was mich allerdings schockiert sind die extrem ausgedehnten Flächen mit vom Borkenkäfer zerstörten Bäumen. Das Bild kann die eigentliche Lage gar nicht widerspiegeln. Wo ich hinschaue, und das ist teilweise kilometerweit,  sehe ich nur Totholz. Trotz alledem sehe ich Hotels Restaurant und touristisch geprägte Orte. Ich glaube, dass naturverbundene Menschen hier einen wunderbaren Mountainbike- und/oder Wanderurlaub verbringen können.

 

So lasse ich dieses beeindruckende Mittelgebirge hinter mir und reite langsam aber sicher meinem Ziel entgegen. Es gebt nun auf abwechslungsreichen kleinen Straßen dahin. Das Land ist mehr oder weniger flach und gibt schöne Blicke auf gelbe und grüne Felder frei. Die Ortschaften sind gepflegt mit ihren für die Region typischen Backsteinhäusern.

 

Am Nachmittag erreiche ich dann Wolfsburg. Ich fahre am riesigen Volkswagenwerk vorbei zu meiner Unterkunft, dem Boutique Hotel Goldene Henne. Ich habe Glück, denn zum einen kann ich gleich einchecken und zum anderen hat das Hotel ein Restaurant dabei. Da brauche ich heute Abend nicht lange suchen, wo es etwas Vernünftiges zu Essen gibt.

 

Ich bin übrigens froh, dass ich nur Landstraßen gefahren bin. Das war zwar ein langer Weg, aber ich hätte die Rhön und den Harz und die vielen Ortschaften nicht so intensiv erleben können wie ich es tatsächlich konnte.

 

Der morgige Tag steht dann ganz im Zeichen des Automobils. Ich bin schon sehr gespannt.

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Kommentare: 2
  • #1

    Martina W. (Donnerstag, 18 Mai 2023 08:22)

    Hihi, der Ayers arock – mitten in Deutschland � ich glaube, es gibt ganz viele abstellen wo man den Eindruck bekommt, dass man eigentlich ganz weit weg ist.
    Viel Spaß bei VW heute!

  • #2

    Wolfi (Donnerstag, 18 Mai 2023 14:59)

    Servus Martina,
    solche Erlebnisse sind einfach immer wieder eine Bestätigung, dass Reisen etwas Spannendes sind. Aber das weißt du ja mindestens genauso gut wie ich.
    Liebe Grüße
    Wolfi