
Tageskilometer: 0,00 Km
Gesamtkilometer: 4.337,14 Km
Durchschnittsgeschwindigkeit: 0,00 Km/Std.
Reisezeit: 0:00 Stunden
Reisezeit: 88:00 Stunden
Am morgen werden wir von Nuno, unserem heutigen Reiseführer mit dem VW-Bus abgeholt. Er spricht sehr gut Englisch und ist ein sehr freundlicher und hilfsbereiter Mensch. Wir holen noch 6 andere Leute ab, 2 amerikanische Paare und 2 englische Frauen. Dann geht's los ins circa 25 Kilometer entfernte Sintra. Zuerst einmal müssen wir alle möglichen Umwege fahren, weil die Polizei in Vorbereitung auf eine eventuelle Meisterschaftsfeier in Lissabon alle möglichen Straßen sperrt. Heute spielt Benfica gegen Sporting. Wenn Sporting gewinnt, sind sie Meister, wenn nicht, dann nicht. Das Spiel endet am Abend 1:1 und so fällt die große Meisterfeier aus. Sporting hat trotzdem die besseren Karten bei 3 Punkten Vorsprung und ein um 5 Tore besseres Torverhältnis vor dem letzten Spieltag.
In Sintra schlängeln wir uns über die engen und kurvigen Straßen hinauf zu unserem Parkplatz. Sintra ist eine kleine Stadt und UNESCO-Weltkulturerbe. Die Einwohner protestieren an ihren Häusern mit gelben Plakaten gegen den Massentourismus. Ich kann sie sehr gut verstehen.
Bevor wir unser endgültiges Ziel in Sintra erreichen, gehen wir durch den Parque da Aclimação Florestal, den König Fernando II errichten ließ. Dieser König Ferdinando II. war ursprünglich Prinz Ferdinand von Sachsen-Coburg und Gotha und heiratete dann die verwitwete Königin Maria II. von Portugal. Danach ging's noch zünftig zur Sache, aber das ginge jetzt an dieser Stelle zu weit. Der eingangs erwähnte Park wirkt wie ein Märchenwald. Es gibt bizarre Baumformationen, an denen die Stämme sich teilweise horizontal teilen und dann vertikal weiterwachsen. Es gibt kleine Weiher, die von Bächen, die oben am Berg entspringen, gespeist werden. Und naürlich gibt es auch ein Denkmal vom Stifter des Parks.
Sintra hat dermaßen viele Sehenswürdigkeiten zu bieten, dass man die unmöglich alle an einem Tag besuchen kann. Unser eigentliches Ziel ist der Palácio Nacional da Pena, also der Kummerpalast, hoch oben auf dem Berg. Unser König Ludwig II: war so angetan von dem Bau, dass er Neuschwanstein nach diesem Vorbild bauen ließ. Wir betreten den Palast und mein erster Gedanke ist "Den Baustil haben die doch bei unserem König Ludwig abgeschaut.", aber genau andersrum war's.
Die Anlage ist beeindruckend. Sie liegt hoch oben herrschaftlich auf dem Berg, sie hat Türmchen und Zinnen, ist außen reich verziert mit Ornamenten und Fliesen und in bunten Farben gestrichen. Innen sind die Räume prächtig ausgestaltet. Es gibt altes Porzellan und die gesamte Kücheneinrichtung mit den Kupferkochtöpfen zu bestaunen. Und zu guter Letzt genießt man von da oben auch noch einen wunderbaren Blick in die Ferne über Wälder hinweg bis zum Atlantik. Ansonsten lasse ich die Bilder für sich sprechen.
Das übrige Sintra ist sehr touristisch. Unser Reiseleiter Nuno empfiehlt uns aber ein Lokal mit lokalen Spezialitäten. Ich nehme einen Oktopus Olivenöl mit Knoblauch und Kartoffeln. Das schmeckt herrlich.
Nach dem Essen fahren wir weiter über kurvige Landstraßen. Heute ist Samstag und viel Ausflugsverkehr. Nach weiteren 25 Kilometern Fahrt erreichen wir das Cabo da Roca. Das Cabo da Roca. liegt auch, wie das Cabo de São Vicente auf einer Art Hochebene, die wunderschön blüht. Dort gibt es ein Monument, das darauf hinweist, dass man sich am westlichsten Punkt von Festland-Europa befindet. Einen Leuchtturm, ebenfalls wie am Cabo de São Vicente, gibt es auch. Die Klippen gibt es auch, aber im Gegensatz zum Cabo de São Vicente, wo sie 70 Meter hoch sind, sind sie hier mit 140 Metern doppelt so hoch.
Jetzt war ich am Nordkap, den nördlichsten Punkt des europäischen Festlands, ich war in Tarifa, am südlichsten Punkt des europäischen Festlands und ich war am Cabo de São Vicente, dem südwestlichsten Punkt des europäischen Festlands, wo es angeblich die letzte Bratwurst vor Amerika gibt. Jetzt fehlt mir eigentlich nur noch der östlichste Punkt des europäischen Festlands. Der ist allerdings in Russland, und zwar am Fluss Ural nahe dem Ort Rosenow im Ural-Gebiet, in der Nähe der Grenze zu Kasachstan, aber da möchte ich nicht hin.

Während das Spiel zwischen Benfica und Sporting läuft - der Radio in unserem VW-Bus überträgt natürlich das Spiel, weil Nuno Sporting-Fan ist - quälen wir uns durch den Straßenverkehr von Lissabon. Es ist die Hölle los. Das Spiel läuft ja noch und somit ist nicht klar, ob Sporting heute die Meisterschaft feiern kann. Bis kurz vor Schluss steht es 0:1 für Sporting.
Langsam aber sicher pressiert's uns, denn meine Frau hat uns einen Tisch im Club de Fado reserviert. Der Club de Fado ist ein typisches Fado-Restaurant mit hervorragendem Essen und eben Fado-Darbietungen.
Fado ist das portugiesische Wort für "Schicksal" und es ist eine portugiesische Musikrichtung, in der es inhaltlich um unglückliche Liebe, soziale Missstände und der Sehnsucht nach besseren Zeiten geht. Man könnte auch sagen, das ist der portugiesische Blues.
In unserem Lokal, das sehr stimmungsvoll und stilvoll ist, tritt eine Combo mit Kontrabass, Gitarre und einer Art Mandoline auf. Die begleiten wiederum eine Frau mit einer unglaublich gewaltigen Stimme, die den Vokalteil beisteuert. Nach jeweils vier Liedern gibt es eine Pause, in der die Ober einen neuen Gang servieren, den man al la Carte bestellt. Nach der Pause bleibt die Combo dieselbe, aber die singende Frau und somit der Stil des Fado ändert sich. Ich kann jedem nur empfehlen, wenn er mal in Lissabon ist, sich so einen Fado-Abend zu gönnen. Das war mehr als beeindruckend!
Todmüde fahren wir dann nur noch in unser Hotel, um nur noch in's Bett zu fallen - ein toller Tag!
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