
Tageskilometer: 238,03 Km
Gesamtkilometer: 4.885,91 Km
Durchschnittsgeschwindigkeit: 104,20 Km/Std.
Reisezeit: 2:30 Stunden
Reisezeit: 93:51 Stunden
Heute stehe ich um 7 Uhr auf, denn ich möchte früh an meinem Ziel ankommen. Es sind zwar nur etwas über 200 Kilometer auf der Autobahn, aber an meinem Ankunftsort möchte ich mir viel Zeit nehmen.
Gestern Abend laufe ich auf Empfehlung eines Biersommelier-Kollegen noch in das Craft Beer Brew Pub "A Fábrica da Picaria". Der Tipp hat sich gelohnt, wenn es auch leider genau die zwei Biere, die ich gerne probiert hätte nicht gab, nämlich das Stout und das Bavaria Weiss. Das Gute ist, dass man die Biere als 0,2 oder 0,5 oder Maß bestellen kann. Da kann man sich mit den kleinen Gläsern ein bisschen durchprobieren durch das Angebot. Ich starte mit dem Orange Weiss, einem Wit nach belgischer Art und das ist schon mal ein guter Anfang, Es duftet nach Orange, hat den typischen Witbier-Geschmack und ist schön cremig von der Textur. Es folgen noch das Loira, das ein Pils ist und das Tropical IPA mit seinen fruchtigen Aromen. Insgesamt finde ich die Biere doch gut, aber das Angebot sehr IPA- und Helle-lastig.
Normalerweise fotografiere ich mein Essen nicht und verschicke Bilder davon. Ich weiß nicht, wozu das gut sein soll. Heute mache ich eine Ausnahme, damit sich jeder etwas unter meiner Mahlzeit vorstellen kann. Es ist ein typisches portugiesisches Gericht, eine Francesinha. Das ist sind zwei Toastbrotscheiben, die mit einem kleinen Steak, Schinken und einer Wurst namens Linguiça gefüllt sind. Das ganze wird mit einem Spiegelei garniert und mit Käse überbacken und einer leckeren Sauce aus Tomaten, Senf und Bier serviert. Es sieht vielleicht etwas komisch aus, schmeckt aber hervorragend.
Der junge Ober ist überaus freundlich, genauso seine Kollegen. Beim Verabschieden sage ich ihnen, dass ich auf Empfehlung eines Biersommelier-Kollegen hier war, und sie freuen sich riesig darüber. Mir war es auch ein Vergnügen.
Nachdem ich Porto relativ früh verlasse, ist es mit dem Verkehr sehr locker. Bald bin ich auf der Straße, die ich die allermeiste Zeit nutze, die Autobahn A3. Ich fahre durch wunderschöne Landschaften, Diese sind grün mit Wäldern Olivenhainen und Weinbergen besetzt. Kleine weiße Dörfer schmiegen sich an die Hänge. Ich bin mit einer Tankreichweite von 135 Kilometern in Porto weggefahren. Das reich bei weitem nicht für die gesamte Strecke. Leider schaffe ich es auch nicht bis zur spanischen Grenze, weil in Spanien Diesel mit einem Preis um die 1,45 Euro pro Liter um circa 20 Cent günstiger ist als in Portugal. Also tanke ich für 20 Euro. Damit komme ich locker an's Ziel und morgen wird dann vollgetankt.
Bei Vigo überquere ich die Ria de Vigo, eine Art Fjord des Atlantiks, der weit ins Land hineinragt. Ich sehe Austernzuchten und fahre über grandiose Brücken. Es ärgert mich mächtig, dass ich diese tollen Blicke nicht fotografisch festhalten kann, aber auf der Autobahn geht das halt nicht.
Jetzt kommen immer wieder Schilder, auf denen "Toll" steht, was aber für uns Autofahrer alles andere wie toll ist. Maut wird fällig. In Portugal habe ich mich ja für ein Monat bei EasyToll registriert und kann an den Mautstationen in den entsprechenden Durchfahrten einfach durchfahren. Schauen wir mal, was die Abrechnung am Ende sagt. In Spanien gibt es so ein System nicht. Man müsste eine entsprechende Transponderbox haben. Die kosten viel Geld und ich brauche sie ja dann nicht mehr. Also fahre ich zu den Durchfahrten, an denen bezahlt werden muss. Das funktioniert mit Kreditkarte einwandfrei. Aber ganz günstig ist der Spaß auch nicht. Von der Grenze zahle ich für ungefähr 100 Kilometer 15,40 Euro.
Ungefähr zu High Noon fahre ich bei meiner heutigen Unterkunft vor, den NH Collection Hotel Santiago de Compostela. Von außen wirkt es erstmal als ein ziemlicher grauer Block, aber es ist schön in eine Parklandschaft eingebettet und innen sehr schön und großzügig. Der Koch, der hier das Restaurant führt, soll ein wahrer Meister seines Fachs sein. Das werde ich am Abend mal testen. Obwohl ich so früh d'ran bin, bekomme ich sofort mein Zimmer, das ebenfalls großzügig und sehr schön eingerichtet ist. Da fühlt man sich wohl. Ich parke das Auto auf dem Parkplatz vor dem Haus, bringe mein Gepäck auf's Zimmer und dann mache ich mich auf den Weg, auf den sich viele andere auch schon gemacht haben.
Ja, mein heutiges Ziel ist Santiago de Compostela. Das wird wohl jeder schon mal gehört haben. Somit bin ich ganz nebenbei auch in der ganz im Nordwesten gelegenen autonomen Gemeinschaft Galicien angekommen.
Jeder kennt den Spruch "Alle Wege führen nach Rom.", aber hier in Santiago de Compostela muss es heißen "Alle Jakobswege führen nach Santiago de Compostela.". DER Jakobsweg überhaupt ist neben den unzählig anderen der Camino Francés, der in Saint-Jean-Pied-de-Port in Frankreich beginnt und nach circa 780 Kilometern hier endet. Ich bin auf meiner Fahrradtour 2022 lange Zeit auf oder neben diesem Weg gefahren. Für viele Menschen ist es ein Traum, eine Bestimmung, ein Muss oder was auch immer, einmal im Leben diesen Jakobsweg zu gehen oder mit dem Fahrrad zu fahren und auf der Praza da Obradoiro anzukommen. Dort sehe ich viele Pilger, die fröhlich, erschöpft oder nachdenklich dastehen oder sitzen. Viele haben an ihren Rucksäcken und Taschen eine Jakobsmuschel hängen. Ich habe den aller größten Respekt vor allen, die diesen Weg bei Hitze, bei Kälte, bei Regen und Staub gegangen sind. Sie haben alle ungefähr 30 bis 35 Etappen in 4 bis 6 Wochen geschafft mit ihrem schweren Gepäck. Ich meine fast, dass meine Fahrradtour dagegen einfach war. Manche haben Bandagen an den Knien, andere haben Blasen an den Füssen. Ich frage mich, was die Bewältigung dieser Strecke mit dem einen oder anderen macht. Ich kann ja aus eigener Erfahrung sagen, dass meine Fahrradtour 2022 vieles in mir verändert hat, manches aber auch noch mehr verfestigt. Stolz können diese Menschen meiner Meinung nach auf alle Fälle sein.
Neben den Pilgern sind natürlich auch jede Menge Touristen hier. Ich bin ja auch einer und muss sagen, dass mir zwar die Kathedrale gefällt, aber beeindrucken und demütig macht mich die Leistung der Pilger.
Auf dem Platz sieht man die mächtige Kathedrale, die angeblich auf der Grabstätte des Apostels Jakobus steht.
Ich mache einen ausgedehnten Spaziergang in den Gassen rund um die Kathedrale. Es gibt jede Menge Souvenirläden, die allen möglichen Tand verkaufen. Ich frage mich, wieviel von diesem Zeug wohl Made in China ist. Und es gibt jede Menge Lokale mit guten Essen. Die Leute genießen die Sonne, obwohl es nur 14o C hat.
Sowohl die Policia Local, als auch die Policia Nacional sind rund um die Kathedrale mit einem immensen Aufgebot präsent. Auf dem gesamten Jakobsweg und insbesondere in Santiago de Compostela gibt es
- Verstärkte Patrouillen, auch zu Pferd, entlang der Routen, um die Sicherheit der Pilger zu erhöhen.
- Mobile Pilgerhilfe-Büros (OMAPs), die Informationen bereitstellen und bei Bedarf Unterstützung bieten.
- Internationale Polizeikooperation, bei der Beamte aus Ländern wie Deutschland, Frankreich, Italien und Portugal gemeinsam mit der spanischen Polizei patrouillieren, um ausländischen Pilgern besser helfen zu können.
- Maßnahmen gegen sexuelle Belästigung und Übergriffe.
Ich sehe auch viele bettelnde Personen rund um die Kathedrale.
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