Tag 33 (18.05.2025): Auf Erkundungstour durch Bilbao

Nervión und Zubizuri-Fußgängerbrücke.
Nervión und Zubizuri-Fußgängerbrücke.

Tageskilometer: 0,00 Km

Gesamtkilometer: 5.499,23 Km

Durchschnittsgeschwindigkeit: 0,00 Km/Std.

Reisezeit: 0:00 Stunden

Reisezeit: 100:03 Stunden

 

Der Tag beginnt für mich um 8 Uhr mit einem Spaziergang zum Fluss Nervión, der in der Nähe von Burgos entspringt und hier in der Ria de Bilbao, einer Art Lagune, in den Atlantik fließt. Die Stadt ist noch menschenleer. Das wundert mich nicht. Gestern Abend war ich noch in der Stadt, um ein paar Tapas zu essen. Dort war die Hölle los. Mit der Zeit hat mich die laute Art der Spanier,, und dass alles auf den Boden geschmissen wird, einfach genervt.  Danach bin ich in's Hotel. Draußen tobte das Leben mit lautem Gegröle bis in die Morgenstunden. Auf dem Weg kehre ich in einer kleinen Bar ein und frühstücke mit zwei Tassen Milchkaffee und einem Schokohörnchen.

 

Ich spaziere etwas am Fluss entlang und genieße die frische Luft und die schönen Bauwerke. Eine Fußgängerbrücke, wie die Zubizuri auf dem Bild, ist in Spanien völlig normal. Da kann sich jeder vorstellen, wie beeindruckend die Autobahnbrücken sind, über die ich bisher gefahren bin. Einfach sieht man eher nicht.

Bilbao ist bekannt für beeindruckende Kunstwerke schöne Gebäude mit zum Teil Weltruhm. Bilbao, wenn man es nicht selbst gesehen hat, dürfte aber nicht bekannt sein als Stadt mit viel Dreck und wie ich meine rauen Umgangsformen. Auf meinem Weg vom Hotel bis runter zum Fluss sind es circa 1,3 Kilometer und auf diesem Weg sehe ich immer wieder Fahrzeuge mit Wassertanks und Männer, die mit viel Wasser die Straßen sauber spritzen. Da jammern die Spanier immer, dass sie unter Wasserknappheit leiden und leisten sich zum einen den Luxus dieser Art von Straßenreinigung - auch in anderen Städten habe ich das beobachtet - und auf der anderen Seite pumpt man viel Wasser nach Andalusien, um die riesigen Gemüse- und Obstplantagen zu versorgen. Ich finde, da braucht man dann aber auch nicht jammern!

Kunst in der gesamten Stadt.
Kunst in der gesamten Stadt.
Wasserverschwendung in der gesamten Stadt.
Wasserverschwendung in der gesamten Stadt.
Schöne Morgenstimmung.
Schöne Morgenstimmung.

Um 10:30 Uhr geht mein Abenteuer "Bootstour auf dem Nervión! los. Wir fahren von der Stadt in Richtung Atlantik. Wir fahren  unter der Pasarela Pedro Arrupe Zubia, einer stylischen Fußgängerbrücke durch und dann unter der Punete de la Salve, einer nicht minder schönen Auto- und Fußgängerbrücke. Auf dem Fluss sind viele Ruder- und Kajakboote unterwegs. Es ist alles dabei vom Einer bis zum Achter. Bilbao ist Universitätsstadt und da wird halt auch gerudert.

Pasarela Pedro Arrupe Zubia.
Pasarela Pedro Arrupe Zubia.
Puente de la Salve.
Puente de la Salve.
Rudern, ein beliebter Morgensport.
Rudern, ein beliebter Morgensport.

Es geht weiter vorbei am Euskalduna Konferentzi Jauregia eta Musika Zentroa (Ja, so wird's tatsächlich geschrieben), einem Konzertsaal, Opernhaus und Konferenzgebäude.

 

Als nächstes laufen wir am San Mamés vorbei. Das ist das Stadion des Erstligisten Atletico Bilbao. Es wurde 2014 eröffnet und ist legendär für die Stimmung im Inneren, wenn es mit über 50.000 Besuchern gefüllt ist. Heute ist Spieltag, und obwohl die Mannschaft auswärts in Valencia spielt, hängen viele rot-weiß gestreifte Flaggen aus den Fenstern und es laufen viele Einheimische mit dem Trikot von Atletico rum. Übrigens findet hier das Finale der Uefa Euro-League 2025 statt.

 

Es geht immer weiter in Richtung Mündung und wir fahren an vielen neuen sehr modernen Wohngebäuden vorbei, die sehr schicke Penthousewohnungen auf den Dächern haben.

Euskalduna Konferentzi Jauregia eta Musika Zentroa.
Euskalduna Konferentzi Jauregia eta Musika Zentroa.
San Mamés-Stadion.
San Mamés-Stadion.
Moderne Neubauwohnungen.
Moderne Neubauwohnungen.

Die Kehrseite ist, dass es viele Industrieruinen gibt, die man einfach sich selbst überlässt. Vielleicht werden ja hier auch mit der Zeit moderne Wohnhäuser gebaut. Die dürften allerdings direkt in dieser schönen Lage am Fluss ihren Preis haben.

Industrieruinen, ...
Industrieruinen, ...
...  die man einfach sich selbst überlässt.
... die man einfach sich selbst überlässt.
Bilbao ist umgeben von hügeligen Landschaften.
Bilbao ist umgeben von hügeligen Landschaften.

Von weiten sieht man jetzt schon ein UNESCO-Weltkulturerbe, das in Bilbao steht. Es ist die Puente de Vizcaya. Die Brücke ist die älteste Schwebebrücke der Welt. Die Sogenannte Transportbarke, die an Seilen hängt und den ganzen Tag von einem Ufer zum anderen fährt, kann Fußgänger, Radfahrer und Autos transportieren. Auf dem oberen Teil kann die Brücke zu Fuß überquert werden. Sowas habe ich noch nie gesehen und finde es einfach wieder mal kurios. An der Brücke kann man wieder mal sehen, dass alte Dinge durchaus auch heute noch sehr hilfreich und wertvoll sein können. Was mich interessieren würde ist, ob die Transportbarke oder der Schiffsverkehr Vorfahrt hat. Denn die Transportbarke schwebt schon recht tief über dem Wasser.

Puente de Vizcaya.
Puente de Vizcaya.
Transportbarke.
Transportbarke.
Schiffsverkehr?
Schiffsverkehr?

Das Boot nähert sich der Mündung in den Atlantik. Es sind heute am Sonntag viele Motor- und Segelboote unterwegs. Der Leuchtturm an der Einfahrt in den Fluss ist unauffällig in weiß.

 

Kurz vor der Mündung liegt auch die Stadt Getxo. Getxo besitzt einen eigenen Hafen und ein Casino. An den Häusern oberhalb des Hafens kann man erkennen, dass hier die sehr gut Betuchte Gesellschaft unter sich ist. Die Häuser sind wirklich sehr schön.

Mündung am Atlantik.
Mündung am Atlantik.
Getxo.
Getxo.

Der Bootsausflug hat schon ganz am Anfang am vielleicht berühmtesten Gebäude von Bilbao vorbeigeführt, aber ich habe es mir für hier aufgehoben. Nach der Bootsfahrt gehe ich zum Guggenheim-Museum Bilbao. Ich glaube, die Bilder sagen alles. Das Gebäude sieht einfach gigantisch aus. Es ist modern, es ist verspielt, es ist unkonventionell - es ist einfach gigantisch beindruckend. Beeindruckend ist auch die Größe des Hauses. Heute ist der 18. Mai, der Internationale Museumstag, an dem auf die Vielfalt der Museen hingewiesen werden soll. An diesem Tag ist der Eintritt in Museen frei. Tja, irgendwie muss ich ja die horrenden Parkgebühren  wieder reinsparen😜.


Innen beeindruckt das Museum durch eine großzügige Höhe und Weite. Aber das, was letztendlich beeindruckt, sind die beeindruckenden Kunstausstellungen mit Künstlern aus aller Welt. Es sind Bilder, Skulpturen, Lichtinstallationen und Filmshows. Ich staune mich von einer Ausstellung in die andere. Ich finde, dass man bei einem Museumsbesuch für eine gewisse Zeit alles um sich herum vergessen kann, was einfach nur guttut.



Als vorletztes Thema in Bilbao habe ich noch meine Unterkunft auf der Liste. Es ist das BYPILLOW Irala in der Calle Pablo Picasso, ein sogenanntes Aparthotel. Das heißt es ist stylisch und modern. Das ist aber meiner Meinung nach schon der einzige positive Punkt an diesem Hotel. Die Rezeption ist nur stundenweise besetzt, was ja noch nicht schlimm ist. Frühstück gibt es überhaupt nicht, was ich manchmal sogar schätze. Dann gehe ich halt unterwegs einen Kaffee trinken. Es gibt keinen Aufzug in diesem neu renovierten Haus. Das Zimmer, das im zweiten Stock liegt, ist so klein, dass ich nicht weiß, wo ich meine Reisetasche hinstellen soll. Heute Morgen trinke ich aus der im Zimmer bereitgestellten Wasserflasche. Das Wasser riecht irgendwie schon komisch, aber ich denke mir nichts Schlimmes dabei. Am Nachmittag habe ich die höchste Magenverstimmung, dass ich meine Frau anrufe, die mir zu Immodium Akut rät. Danach habe ich geschlafen und jetzt geht's mir wieder einigermaßen gut. Da wird es morgen , entgegen aller Gewohnheiten, mal eine Dose Cola geben und ein paar Elektrolyte aus der Apotheke. Für all das ist es mit 250 Euro + 44 Euro Parkgebühr einfach viel zu teuer.


Morgen werde ich Bilbao verlassen, und ich muss noch ein paar Worte über diese Stadt loswerden. Es ist die Stadt in Spanien, die für mich am polarisierendsten ist.

 

Gestern habe ich als erstes ein Bilbao kennengelernt, dass dreckig ist und üble Ecken hat, in denen sich eigentlich nur sozialschwache Menschen, die wohl aus Afrika und arabischen Ländern gekommen sind, aufhalten.

 

Die Stadt an sich ist voll und ich habe die Spanier nirgends so laut und, ich würde fast schon sagen, rüde erlebt. Die Basken haben ja eine gewisse Sonderstellung innerhalb Spaniens. In Bilbao sehe ich, dass das Baskische gegenüber dem Spanischen im Vordergrund steht. Auf den Polizeiautos und -booten sind keine spanischen, sondern baskische Flaggen zu sehen. Überall in der Stadt wehen baskische Flaggen. Alles ist zweisprachig, wobei ich das Wahrnehmung habe, dass das baskische bevorzugt wird; beides ist Landessprache. Hier scheint mir der Stolz, ich nenne ihn mal den übertriebenen Stolz, noch mehr vorhanden zu sein, als im übrigen Spanien eh schon. Die ETA, der militärische Arm der Basken wollte in den 1970er bis 2010er Jahren die Unabhängigkeit des Baskenlandes von Spanien erreichen. Man bombte Polizeistationen, öffentliche Gebäude , Banken und auch direkt spanische Politiker nieder, bevor sie 2018 ihre Selbstauflösung beschloss.

 

Es gab einen Profi-Rennradstall Euskatel Euskadi, der lange Zeit nur baskische Fahrer in seinem Team akzeptierte. 2013 wurde es aufgelöst. Der Fahradhersteller des Teams war Orbea, ebenfalls aus dem Baskenland.

 

Der früheren Weltklasseverteidiger Bixente Lizarazu, der lange Jahre für den FC Bayern spielte, spielte in der französichen Nationalmannschaft, mit der er Weltmeister wurde. Er hat alles gewonnen, was ein Fußballer gewinnen kann. Er bekam einen Erpresserbrief der ETA, in dem er aufgefordert wurde, eine sogenannte Revolutionssteuer zu zahlen, weil er für ein "feindliches" Land spielt. Anderenfalls würden ihm und seiner Familie Konsequenzen drohen. Da fordert man für sich Unabhängigkeit und Freiheit, will diese einem anderen aber nicht gewähren; eine sehr merkwürdige Einstellung.

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