
Tageskilometer: 685,33 Km
Gesamtkilometer: 6.288,53 Km
Durchschnittsgeschwindigkeit: 107,10 Km/Std.
Reisezeit: 9:40 Stunden
Reisezeit: 111:28 Stunden
Eigentlich war der Tag heute genauso entspannt wie es das Bild vermittelt, aber dann gab es doch noch einen heftigen Zwischenfall; dazu später mehr.
Um 6 Uhr läutet mein Wecker. Ich will früh los, weil ich heute eine lange Strecke vor mir habe. Dazu muss ich an dieser Stelle ein bisschen weiter ausholen. Eigentlich wollte ich in Frankreich noch zwei Ziele ansteuern und zwei später in der Schweiz. Speziell in der Schweiz schaut es mit dem Wetterbericht auch für die kommende Zeit nicht allzu gut aus. Es schneit teilweise weiter und vor ein paar Tagen sind sogar aus einer Gruppe sogar zwei Skitourengeher von einer Lawine getötet worden. So gefährlich würde es bei mir zwar nicht werden, aber wenn das Wetter nicht passt, gibt es auch keine schönen Ausblicke. Und dann wäre Zeit und Geld umsonst investiert. Daher habe ich die Strecke umgeplant und bin heute von San Sebastián in die Provence gefahren.
Gestern bin ich ungefähr 15 Kilometer kreuz und quer in und um San Sebastián unterwegs gewesen. Da habe ich am Abend natürlich nochmal Hunger. Nachdem meine Verdauung wieder in Ordnung ist und ich die nächsten Tage weite Fahrten vor mir habe möchte ich kein Risiko eingehen. Zuerst gehe ich in die Altstadt. Da geht es richtig zu wie in jeder spanischen Stadt am Abend. Die Pinxto-Bars sind brechend voll. Ich schaue mir die kleinen Köstlichkeiten an und denke mir "Der Lärm und Trubel sind dir zu viel und die Tapas am Abend zu risikoreich. Also, gehe ich zum Italiener und das ist wirklich ein Italiener wie wir ihn auch daheim kennen Das Ristorante-Pizzeria "La Tagliatella" macht von außen und innen ordentlich was her und das Essen ist auch noch spitzenmäßig. Ich nehme nur ein paar Spaghetti Napoli und ein Dessert. Und dieses Dessert mit dem Namen Crocantino hat es in sich. Das ist ein Schokokuchen mit einem gebackenen Mandeltaler. Darauf sitzt eine Kugel Eis nach Wahl, in meinem Fall Himbeere. Dann kommt wieder ein Mandeltaler und darauf eine Art kleines Tiramisu. Damit noch nicht Schluss ist kommt darauf ein Mandeltaler und oben drauf Sahne. Damit das Ganze nicht so langweilig aussieht, ist es noch mit einer dunklen warmen Schokoladensauce dekoriert. Ein Espresso rundet diesen kulinarischen Traum ab. Ich glaube die Italiener nennen sowas "La dolce vita"😘.
Der Verkehr ist flüssig auf meiner gesamten Tagesstrecke. Richtig Stau habe ich den ganzen Tag nicht. Ich verlasse San Sebastián und nach knapp 30 Kilometern überquere ich auch schon die Grenze zu Frankreich. Um 7:30 Uhr klingelt's im Auto. Meine Frau ruft mich an, weil sie über das Live-Tracking gesehen hat, das ich schon unterwegs bin. Wir ratschen über dies und das. Dann muss sie Schluss machen. Das Frühstück und die Arbeit rufen.
Ich fahre eine ganze Zeit nördlich des Parque Natural Valles Occidentales, auf deutsch Westliche Wälder, die dann durch die schneebedeckten Gipfel der Pyrenäen abgelöst werden. Dort liegt noch jede Menge Schnee, während unten der bunte Frühling eingezogen ist.
Nach drei Stunden Fahrt, ich liege gut in der Zeit, halte ich an einer Raststätte und gönne mir ein Frühstück, Kaffee mit Milch, eine Laugenstange mit Schinken und Käse, einen Joghurt und ein kleines Croissant zum Abschluss. So eine Pause muss unbedingt sein, um mich mal ordentlich zu strecken und mir die Beine zu vertreten.
Ich weiß nicht, durch wie vielen Mautstationen ich heute durchgefahren bin, aber es waren viele, und obwohl ich es noh nicht zusammengezählt habe, dürfte es kein billiger Spaß gewesen sein. Ganz im Gegenteil war es eher ein teures Unterfangen.
Das schöne sind die Landschaften der Occitane, dieses Verwaltungsbezirks, der mir schon auf meiner Fahrradtour so gut gefallen hat. Da war ich aber wesentlich nördlicher unterwegs.
Nachdem diese Landschaften vorbei sind, kommt nördlich der Parc naturel régional du Haut-Languedoc zum Vorschein. Ich habe wunderschöne Blicke auf diesen Nationalpark. Ich muss sagen, dass ich eigentlich auf meiner gesamten heutigen Strecke nur wunderschöne Landschaften gesehen habe. Da hat Frankreich schon was zu bieten.
Bei meiner zweiten Pause des Tages etwas 100 Kilometer vor meinem heutigen Ziel esse ich nochmal eine Kleinigkeit und schaue mir die Karte an. Denn auf dem Weg gibt es ein beeindruckendes Bauwerk zu besichtigen, und da fahre ich hin.
Es ist der Pont du Gard, ein römisches Aquädukt, das 50 nach Christus gebaut wurde. Beeindruckend ist, dass es noch vollständig erhalten ist und wie enorm hoch es ist. Da können sich die Baufirmen von heute mit ihrem Pfusch, den sie teilweise abliefern eine ordentliche Scheibe abschneiden!
Die Römer wussten damals schon, dass das Erfolgsgeheimnis eines guten Staates ein funktionierendes Staatswesen, eine starke Armee und eine intakte Infrastruktur ist. Da hätten unsere Politiker im Geschichtsunterricht mal besser aufpassen sollen!
Übrigens startete 2009 direkt am Pont du Grad ein Einzelzeitfahren im Rahmen der Tour de France.
Darunter durch fliest der Fluss Gardon, der später in die Rôhne fliest. Bevor er aber das tut, wird er auch am römischen Aquädukt als Wasserspielplatz benutzt. Kinder plantschen im Wasser, Erwachsene schwimmen und Kanufahrer fahren umher.
Dann erlebe ich noch einen heftigen Zwischenfall, auf den ich gerne hätte verzichten können. Ich gehe über das Aquädukt, weil es auf der anderen Seite ein Restaurant und eine Eisdiele gibt. Ich schau vor dem Restaurant auf die Speisekarte und plötzlich und unerwartet fällt mich ein Hund an und beißt zu. Sein Besitzer kann ihn zurückziehen, aber da ist es schon zu spät. Meine Hose, meine Polohemd und sogar meine Unterhose sind zerfetzt. Ich habe zwei blutende Narben am Unterleib.
Zufällig steht eine Parkaufseherin daneben, die sofort die Security und einen Notfallsanitäter ruft. Die Besitzer des Hundes sind sichtlich geschockt. Genauso geschockt ist ein junges Ehepaar mit ihren zwei kleinen Kindern, die den Vorfall beobachtet haben. Der Sohn der Hundebesitzer nimmt von dem jungen Ehepaar, von mir und von sich alle Daten auf und schickt sie an alle Beteiligten. Die Hundebesitzer bitten mich, auf Polizei zu verzichten.
Doch da kommt jetzt der Notfallsanitäter und nimmt mich mit in's Restaurant. Der Restaurantbesitzer führt uns ein Nebenzimmer an und bietet mir Wasser und Kaffee an. Der Notfallsanitäter behandelt die beiden Narben mehrmals mit Desinfektionsmittel. Nachdem ich voriges Jahr gegen Tetanus und Tollwut geimpft wurde, müsse ich nicht weiter behandelt werden, da die Narben nicht so tief seien. Er gibt mir noch sterile Kompressen und ein Kältepack für den Abend mit. Ich bedanke mich bei ihm und der Security herzlich.
Wieder draußen angekommen fragen mich die Hundebesitzer aufrichtig, ob es mir gutgeht und ob sie irgendetwas für mich tun können. Wir klären die Entschädigung ab und verabschieden uns freundlich voneinander. Von meinem Eis in der Waffel lasse ich mich trotzdem nicht abbringen und das ist richtig lecker. Am Abend gibt's dann nochmals Wunddesinfektion und das Kältepack.
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Janine (Freitag, 23 Mai 2025 19:52)
Unglaublich....hoffen sehr , dass es dir wieder gut geht
Wolfgang (Samstag, 24 Mai 2025 05:15)
Hallo ihr Drei,
Vielen Dank!
Da habe ich mal ordentlich Glück im Unglück gehabt. Ich habe zwei kleinere Narben, die ich regelmäßig desinfiziere und hoffe, dass sie bald zuheilen.
Liebe Grüße