
Tageskilometer: 0,00 Km
Gesamtkilometer: 6.889,76 Km
Durchschnittsgeschwindigkeit: 0,00 Km/Std.
Reisezeit: 0:00 Stunden
Reisezeit: 118:08 Stunden
Gestern Abend war ich noch im Restaurant des Hotels beim Essen. Auf der Karte standen drei verschiedene Käsefondues. Ich fragte die freundliche und lustige Bedienung, dass es das wohl nicht für eine Person gibt und sie meinte "Doch!". Da bestelle ich mir doch einen Vorspeisensalat und dann das Käsefondue mit dem selbst hergestellten Hauskäse. Dazu trinke ich ein Appenzeller Weizen. Das ist ja eigentlich ein einfaches Essen so ein Käsefondue, aber es war einfach fein.
Heute morgen lasse ich das Frühstück im Hotel ausfallen, denn ich brunche ja später bei einem guten Freund. Ich mache mich auf den Weg zur circa 1 Kilometer entfernten Schilthornbahn. Das Ticket für Berg- und Talfahrt und den Brunch habe ich mir ja gestern schon besorgt. Auf dem Weg dorthin komme ich an mehreren dieser Lawinen-Unterständen vorbei. Ja, das Tal wird schon mal von Schnee- oder Staublawinen heimgesucht. Allerdings frage ich mich, ob die Menschen, die unterwegs sind, dann auch schnell genug in den Unterständen sind.
Pünktlich wie das Uhrwerk einer Schweizer Uhr fährt die erste Gondel um 8:01 Uhr zum ersten Umsteigeplatz nach Mürren.
Die Schilthornbahn ist die steilste Seilbahn der Welt mit einer maximalen Neigung von 159,4% oder 57,9° und einer mittleren Neigung von 91,8% oder 42,55°. Außerdem ist sie in mehrere Sektionen unterteilt. Die neue Strecke 20XX wurde erst 2021 genehmigt und vor kurzem in Betrieb genommen. Man fährt in 22 Minuten bei 3 Umsteigehalten zum Gipfel. Der erste Abschnitt nach Mürren, aber auch die anderen sind atemberaubend. Erst geht es 4 Minuten extrem steil nach oben und dann über weite Senken, die vollständig mit Neuschnee bedeckt sind weiter. Ich habe Glück, denn das Wetter ist schön und ich habe hervorragende Sicht.
Neben dieser neuen Route gibt es noch die alte Route von Stechelberg über Gimmelwald nach Mürren. Die alte Route wird noch bis 2035 weiter betrieben. Ab Mürren ist die Bahn bis zum Gipfel zwar völlig erneuert, aber entspricht dem alten Verlauf. Ich entscheide mich für eine Runde. Das heißt ich fahre von Stechelberg über Mürren und Bürg auf den Gipfel des Schilthorns. Zurück nehme ich ab Mürren die Strecke nach Gimmelwald und dann nach Stechelberg. An den Stationen ist immer noch heftiger Baubetrieb. Überall ist Baumaterial zu sehen und Bauarbeiter. Das Projekt soll erst in 2026 vollständig abgeschlossen sein. Beeindruckend ist das, was man bereits sehen und auch nutzen kann, allemal. Die Stationen sind mit wunderschönen Beton- und Holzkonstruktionen ausgeführt und die Gondeln sind edel designed.
Ganz oben auf 2.970 Metern bin ich auf dem Schilthorn und dem oben stehenden Drehrestaurant Piz Gloria. Viele Menschen bezeichnen auch den Berg als Piz Gloria, aber offiziell heißt der eben Schilthorn und das Drehrestaurant Piz Gloria. Die Sonne scheint, es ist windstill, die Sicht ist gut und es hat -8° C. Ich weiß schon, warum ich meine warme Wollmütze dabei habe.
Für viele ist es ja nichts Neues, warum das Drehrestaurant Piz Gloria heißt und in einem Film auch der ganze Berg so hieß. Hier wurden 1968 für den James Bond-Film "Im Geheimdienst Ihrer Majestät" sehr viele Szenen gedreht.
Ich bin erstmal nur beeindruckt und glücklich, dass ich an diesem historischen Ort sein darf. Das ist jetzt schon 57 Jahre her und es kommt mir so vor als wäre es ganz aktuell. Ich laufe auf der Curlingbahn und auf der Aussichtsplattform rum, die damals als Hubschrauberlandeplatz diente. Mir fallen verschiedene Szenen aus dem Film ein.
Ich habe noch genügend Zeit und so beschließe ich, das seit 2013 bestehende Museum und Kino zum Film zu besuchen, das ein Stockwerk tiefer liegt. Auf dem Weg dorthin komme ich an Filmklappen vorbei, in denen Szenen aus dem Film laufen. Die historischen Plakate sind teilweise mit Baumaterial verstellt. Es wird fleißig gewerkelt. Am Anfang wird man durch die Titelmusik und ein Banner begrüßt. Mit der Hubschrauberattrape von damals kann man einen virtuellen Flug auf den Piz Gloria machen, was sehr echt wirkt. Es werden alle möglichen Requisiten aus dem Film ausgestellt und auch genauestens erklärt, so zum Beispiel der Bob aus der Verfolgungsjagd im Eiskanal und wie die damaligen Gondeln extra in orange mit Blofeld-Emblem betrieben wurden. Diese wurden übrigens noch bis zu ihrer Auswechselung so belassen.
Es ist wirklich alles sehr schön gemacht. Auf großen Tafeln werden die Titel, Drehorte und Hauptdarsteller aller James Bond-Filme dargestellt. Vom Film "Im Geheimdienst Ihrer Majestät" wird jede Szene genau beschrieben und was damals so alles passiert ist während der Dreharbeiten. Der damalige James Bond, George Lazenby, der zur Eröffnung des Museums hier war, erzählt wie es für ihn damals war und auch heute noch ist. Er bereut, dass er nur einen James Bond-Film gedreht hat, erwartete sich aber, dass das weiter kein Erfolg sein würde. Er ist der einzige Bond, der zumindest für ein paar Stunden verheiratet war, bevor seine Frau Theresa, dargestellt von Diana Rigg, getötet wurde. In verschiedenen Szenen sieht man Ernst Stavro Bloveld, der von Telly Savalas gespielt wurde, rasante Skiverfolgungen und einfach alles, was zu diesem Film gehört. Ich kann hier unmöglich das gesamte Museum beschreiben. Dafür ist es einfach zu umfangreich. Ach ja, sogar ein Exemplar des Original Drehbuchs ist ausgestellt.
Jetzt habe ich Hunger. Ich habe ja den Brunch im Piz Gloria gebucht und da freue ich mich jetzt d'rauf. Man hat möglichst alles so belassen, wie es damals war. Die Einrichtung wurde 1968 übrigens von der Produktions-Firma des Films ausgesucht und bezahlt. Die Treppe ist original, genauso wie der Ort des Aufzugs oder das Treppengeländer, durch das Diana Rigg einen der Bösewichte geschmissen hatte.
Wer will kann den Brunch stilvoll mit einem Wodka-Martini - geschüttelt, nicht gerührt begleiten. Für das nötige Kleingeld sind auch Champagnerflaschen aller Größen von Bollinger verfügbar. Damals Tran Bond zwar noch Dom Pérignon, aber in den neueren Filmen ist er ja umgestiegen, genauso wie bei seiner Uhr von Rolex auf Omega. Geschmäcker ändern sich halt.
Ich genieße den reichhaltigen Brunch mit allerlei Köstlichkeiten. Es gibt diverse Suppen, Rösti, Bündner Fleisch, Süßes und später kommt sogar noch Leberkäs. Da meint der kleine Bayer "Jetzt san mia langsam in Richtung Heimat unterwegs." und grinst.
Bevor ich jedoch meinen Brunch gestartet habe, bin ich im Drehrestaurant, das sich übrigens in 48 Minuten einmal um 360° dreht, von Fenster zu Fenster gelaufen, um diese fantastische Bergwelt der Berner Alpen zu fotografieren. Ich kann es ja gar nicht fassen, was ich für ein Glück mit dem Wetter habe.
Im Südwesten Berge wie Gspaltenhorn, Blüemlisalphorn und noch viele mehr und im Südosten die drei berühmten Eiger - Mönch - Jungfrau. Bisher habe ich diese Berge immer nur im Fernsehen gesehen, jetzt sehe ich sie im Original und bin begeistert. Vor allem sind sie um diese Jahre noch weit hinunter mit Schnee bedeckt, was eher ungewöhnlich ist. Aber in der letzten Zeiz hat es immer wieder einigermaßen viel geschneit.
Später zieht die Sonne die Wolken nach oben und ich mache mich langsam auf den Rückweg. Zuerst mache ich in Birg Halt und schaue mir den Thrill Walk an, einen 200 Meter langen weg, der unterhalb der Station frei am Felsen hängt und als Boden nur Gitter hat. Der ist allerdings wegen des vielen Schnees gesperrt.
Ich fahre runter nach Mürren, wo es geschäftig zugeht. Ich hätte nicht gedacht, dass oberhalb der steilen Felswand von Stechelberg ein Dorf liegt, in dem es Hotels und viele Geschäfte gibt. Von dort habe ich noch schöne Blicke auf den Eiger und Mönch, bevor im über Gimmelwald mit der älteren Bahn wieder nach unten fahre.
Das war nochmal ein richtiges Highlight am Ende meiner Tour. Ich bin sehr glücklich, dass ich das hier noch alles sehen konnte. Die Eindrücke werde ich bestimmt nicht vergessen.
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