
Tageskilometer: 182,64 Km
Gesamtkilometer: 2.278,24 Km
Durchschnittsgeschwindigkeit: 56,40 Km/Std.
Reisezeit: 5:42 Stunden
Gesamtreisezeit: 49:42 Stunden
Referenzartikel aus dem Jahr 2022:
Tag 88 (27.08.2022): Von Puente la Reina nach Alesanco
Tag 89 (28.08.2022): Von Alesanco nach Burgos
Mein heutiger Tag sollte ganz locker verlaufen bei einer Fahrstrecke von knapp 140 Kilometern, aber es kam ganz anderes. Der Tag war verhext wie schon 2022 auf meiner Strecke von Alesanco nach Burgos. Dazu komme ich später noch.
Gestern Abend war ich nochmals im Stadtzentrum. Es war richtig was los. Die Tapas-Bars waren offen und die Leute waren gesellig bei Speis und Trank beisammen. Es war richtig schön, diese Atmosphäre zu genießen. Ich genehmige mir ein kleines Glas Rioja und zwei kleine Semmelchen, das eine mit Bacalao und das andere mit Iberico-Schinken. Die Waren leicht warm gemacht und haben mir hervorragend geschmeckt. Der Wein dazu war richtig mild (ich kenne mich ja mit Wein nicht so aus) und hat für mich ausgezeichnet zu dem Essen gepasst.
Heute Morgen gibt es nur Kaffee, obwohl das Frühstücksbuffet sehr einladend ausschaut. Das war ja gestern wirklich genug mit Tapas mittags und abends. Außerdem komme ich wohl erst in ein paar Tagen wieder ein wenig zum Trainieren.
Ich fahre los, nachdem ich das Auto aus der verwinkelten Tiefgarage und über die Autolift nach oben geholt habe. Der Rezeptionist von gestern verabschiedet sich noch freundlich von mir. Das L&G Hotel kann ich auf alle Fälle empfehlen.
Das Wetter bekommt heute maximal eine 3+. Es ist bewölkt, wieder kühler, es nieselt sogar am Anfang etwas. Die Sonne lässt sich nicht blicken, nur ab und zu blaue Streifen am Himmel.
Es gäbe wieder viele Fotomotive, aber auf der Schnellstraße kann ich schlecht stehenbleiben. Später hätte es auch noch viele schöne Fotomotive gegeben, aber da hatte ich andere Sorgen. Aber es gibt ja die Referenzartikel mit schönen Fotos.
Gestern Abend plane ich die Route über die MyBMW-App und schicke die Route dann ans Auto. Ich setze extra Wegpunkte, dass ich nahe oder gar direkt auf meiner damaligen Fahrradstrecke unterwegs sein kann. Dann schicke ich sie an's Auto, wo sie heute morgen schon auf mich wartet.
Anfangs klappt alles wunderbar und bis Alesanco vergeht auf den leeren Straßen die Zeit recht schnell. Weit und breit ist alles grün und an den Rioja-Reben spitzen die ersten grünen Triebe heraus. Der Boden ist rot, was wohl auf viele Mineralien in der Erde hinweist.
Ich halte kurz an der Pensión Jauja, in der mein Zimmer sehr neu und modern eingerichtet war. Das Abendessen hatte ich mir damals im nahegelegenen Minimarkt besorgt und im Innenhof der Pension genossen; Salami und Weißbrot.
Am nächsten Tag von Alesanco nach Burgos hatte das Navi verrückt gespielt und nach kurzer Zeit das Navigieren eingestellt. Da habe ich mir mit meinem Smartphone beholfen.
Heute fahre ich aus Alesanco raus und weiß, dass jetzt gleich der Jakobsweg kommt, auf dem ich dann etwas mit dem Fahrrad unterwegs war. Die Strecke war nicht gerade die beste. Ich parke das Auto kurz auf dem Jakobsweg, um Fotos zu machen. Auf dem kann ich natürlich nicht dahinbrettern, denn der ist für die Pilger zu Fuß und auf dem Fahrrad reserviert.
Es kommt ein Mann daher und ich grüße ich freundlich mit "Buen Camino". Er grüßt mich ebenfalls freundlich zurück. Auf seinem Rücken hat er einen schweren Rucksack, an dem eine Jakobsmuschel hängt. Ich denke mir, dass er noch einen sehr weiten Weg auf dem Camino Frances (so heißt der eigentliche Jakobsweg von Saint-Jean-Pied-de-Port in Frankreich bis Santiago de Compostela) vor sich hat und wünsche im viel Glück dabei, denn das kann man auf einer Reise immer brauchen, wie sich später für mich noch herausstellen sollte.
Es geht weiter in Richtung Santo Domingo de la Calzada. Das klingt doch jetzt schon ziemlich nach Westernfeeling. Kurz davor schaffe ich es endlich eine Bodega zu finden, die ich schön fotografieren kann. Es ist das Weingut Señorío de Villarrica. Das Tor und das gesamte Anwesen wirken sehr herrschaftlich. Über dem Tor steht „Delicia de Baco“. Das ist eine Weinlinie des Weinguts. Der Name bedeutet wörtlich „Bacchus’ Köstlichkeit“ – eine Hommage an den römischen Weingott Bacchus. Diese Weine zeichnen sich durch ihre hohe Qualität, sorgfältige Herstellung und ausgeprägte Aromenvielfalt aus. Die Flaschen kosten bis 70 Euro.
Kurz nach Santo Domingo de la Calzada wird es erst abenteuerlich und dann richtig heftig!
Zuerst kommt eine Straßensperre, die ich aber durch einen kurzen Weg zurück und einen Umweg überfahren kann. Dann komme ich an die Ausfahrt von Grañón, von wo aus ich von der N-120 auf die LR-308 abbiegen möchte. Diese Strecke habe ich damals auch genommen, aber dieses Mal ist Pustekuchen. Die Strecke ist gesperrt.
Ich fahre also auf der N-120 weiter und irgendwann sagt das Navi, dass ich nach rechts abbiegen soll. Das tue ich und bin dann auf einer kleinen Straße und bald im Kaff Ibrillos. Von dort führt mich das Navi auf einen Feldweg und meint, dass diese Strecke nur 2 Minuten länger wäre, als die ursprüngliche über die LR-308. Das glaube ich und macht den Tag zu einem Mega-Stress-Tag. Der Weg ist ein Feldweg und wird nicht besser, sondern immer schlimmer. Als ich das merke, ist es zu spät zum Umkehren. Der Weg ist rutschig. Das Auto droht teilweise in den Graben zu rutschen. Nur durch gaaaaaaanz langsames Fahren und Gegenlenken halte ich das Auto auf dem Weg. Ab und zu kommt ein Wasserloch, von dem ich nicht weiß, wie tief es ist. Aber wie gesagt, ein Zurück gibt es nicht mehr. In der Mitte des Weges steht Gras, das teilweise 30, wenn nicht sogar 40 cm hoch ist. Nach einer quälend langen Fahrt auf diesem Feldweg komme ich auf die befestigte LR-200. Dort folge ich dem Navi weiter. Es möchte jetzt richtigerweise zum nächsten Wegpunkt nach Herramélluri. Auf dem Weg dorthin bemerke ich, dass das Auto ab einer Geschwindigkeit von 80 bis 90 Km/h zu vibrieren beginnt. Der kleine Bayer denkt sich "Z.f.x, Sch..ß.!". In Herramélluri stelle ich das Auto ab, um es mir genau anzuschauen. Es sieht aus, als hätte ich bei einem Stockcarrennen teilgenommen. In den Radhäusern hängt der Dreck, der sich mit dem Dreck auf den Reifen trifft. Rundherum ist das Auto sowas von dreckig, wie noch nie ein Auto von mir war.
Ich schaue auf die andere Straßenseite und sehe einen Landwirt, der gerade mit einem Hochdruckreiniger seinen Traktor sauber macht. Ich fahre sofort hin und er sieht gleich wo das Problem ist - Dreck und nochmal Dreck. Ich brauche gar nicht richtig fragen. Er überlässt mir sofort die Sprühlanze seines Hochdruckreinigers und ich lege los. Nach circa 10 Minuten denke ich mir das müsste doch einigermaßen passen bis zur nächsten Autowäsche. Ich frage den freundlichen Landwirt, was ich ihm schuldig bin und er winkt nur ab - "Muchas Gracias!".
Ich fahre weiter und das Auto vibriert weiter ab 80 bis 90 Km/h. Ich bin nirgend angefahren, nicht aufgesessen. Wo kommt dieses Vibrieren her. Ich rufe meine Frau an und erzähle ihr von meinem Missgeschick. Wir beraten uns, und die erste Idee ist das Aufsuchen von Burgocar, einem großen Händler für BMW, Mini und BMW-Motorrad. Dort komme ich um kurz nach 12 Uhr an. Ich erkläre einem jungen Verkäufer das Problem und er kommt mit zum Auto. Ersteigt ein und prüft den Reifendruck. So schlau war ich auch schon. Dann schaut er, ob er äußerlich einen Schaden feststellen kann, aber da ist absolut nichts. Er meint, sie schließen jetzt und in der Werkstatt ist eh niemand mehr heute am Samstag.
Ich berate mich wieder mit meiner Frau und sie empfiehlt mir, über das Auto den BMW-Pannenservice anzurufen. Gesagt, getan! Der freundliche Herr nimmt das Problem sehr sorgfältig auf und verspricht mir, dass ich schnell zurückgerufen werde. Wo ich bin sieht er ja. Er frägt mich mit welchem Zeitplan ich wo hinwill und wann ich wieder nach München kommen würde. Das sage ich ihm alles. Ich gehe um das Auto rum und sehe, dass auf der Innenseite der hinteren Felgen richtig große Erdklumpen hängen.
Nach 15 Minuten ruft mich ein Herr von BMW zurück und erklärt mir, dass ich Anspruch auf ein Ersatzauto habe und der Wagen nach München transportiert werden würde. Der Haken ist allerdings, dass ich das Auto wieder in Spanien abgeben müsste. Ich kann mir das noch überlegen, ich danke ihm und sage ihm, dass ich mich mit meiner Frau abstimmen werde.
Da fällt mir ein, dass vielleicht die riesig großen Erdklumpen für das Vibrieren verantwortlich sein könnten. Auf der anderen Seite des BMW-Händler ist eine Autowaschanlage. Irgendwie habe ich Glück im Unglück. Ich fahre da rüber und reinige das Auto mit einem Hochdruckreiniger so sorgfältig, wie es nur geht. Es läuft jede Menge braune Erde und Brühe aus den Radkästen und vom Unterboden. Mit meiner Frau habe ich vereinbart, dass ich das Auto von den Erdklumpen befreie und dann mal eine Probefahrt mache. Ich fahre wieder in die Richtung, aus der ich gekommen bin und das Auto ist auf einmal wieder ruhig. Die Erdklumpen auf den Felgen haben anscheinend eine Unwucht an den Felgen ausgelöst. Das werde ich allerdings morgen nochmal genau testen.
Ich hoffe sehr, dass das Problem behoben ist. Ansonsten müsste ich wohl abbrechen und die Heimreise antreten.
Es ärgert mich schon sehr, dass dieser Tag, der versprach, ganz locker zu werden, so stressig war. Es ärgert mich auch, dass mich das Navi dermaßen in die Prärie gelotst hat, wo es dann kein zurück mehr gab. Und es ärgert mich, dass ich meine Frau auch noch mit diesem Problem belasten musste, aber sie ist halt eine sehr gute Beraterin in diesem speziellen Fall gewesen. Tausend Dank dafür, Schatzi💕!
Ich fahre dann in mein Hotel. Es ist das Silken Gran Teatro in Burgos. Zum Glück komme ich kurz vor einem Reisebus an und kann schnell einchecken. Das Auto parkt wieder in einer extremen Tiefgarage, in die das Auto wieder mittels Autolift gefahren wurde - furchtbar! Das Hotel ist sehr schön und in der Nähe des Stadtzentrums. Das Zimmer ist großzügig und chic.
Bilder von Hotel und von der Innenstadt gibt es später, wenn ich diese gemacht habe. Während ich das jetzt alles geschrieben habe, bin ich ein bisschen runtergekommen. Gegessen habe ich heute den ganzen Tag nichts. Mir ist der Appetit vergangen. Aber ich werde jetzt in die Stadt gehen und später ein paar Tapas essen. Ich glaube, die habe ich mir verdient.
Übrigens, wenn das keine spannende Story ist. Vielleicht hat ja der eine oder andere ein paar Kröten für die Stiftung Chirurgie übrig. Die Infos stehen unter der Rubrik Spenden.
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