Tag 20 (04.06.2023): Von Kautokeino nach Äkäslompolo

Thon Hotel Kautokeino.
Thon Hotel Kautokeino.

Tageskilometer: 217,70 Km

Gesamtkilometer: 4.066,10 Km

Durchschnittsgeschwindigkeit: 81 Km/Std.

Tageskilometer Schiff: 0,00 Km

Gesamtkilometer Schiff: 859,32 Km

Reisezeit: 4:22 Stunden

Gesamtreisezeit: 93:33 Stunden

 

 

 

Referenzartikel aus dem Jahr 2022:

Tag 7 (07.06.2022): Von Guovdageaidnu nach Hetta

Tag 8 (08.06.2022): Erledigungstag in Hetta

Tag 9 (09.06.2022): Sightseeing-Tag in Hetta

Tag 10 (10.06.2022): Von Hetta nach Äkäslompolo

 

Voriges Jahr bin ich an Tag 6 - Von Hetta nach Guovdageaidnu gefahren. Der eine oder andere frägt sich jetzt vielleicht, warum ich das dieses Jahr nicht auch getan habe, wo ich doch mehr oder weniger meine Fahrradroute vom vorigen Jahr nachfahren will. Ich bin die Route gestern nachgefahren, habe aber als Überschrift gewählt Tag 19 - Von Honningsvåg nach Kautokeino. Beide Namen bezeichnen ein und denselben Ort. Kautokeino ist norwegisch und Guovdageaidnu ist nordsamisch. Die nordsamische Bedeutung setzt sich aus Gouvda (auf Deutsch "In der Mitte") und geaidnu (auf Deutsch "Weg") zusammen. Damit ist wohl beschrieben, dass der Ort auf halbem Weg zwischen Rovaniemi, der Hauptstadt Lapplands und dem Arktischen Atlantik liegt.

 

Von gestern auf heute bin ich im Thon Hotel Kautokeino abgestiegen. Schon am Eingang wird deutlich, dass das Hotel sehr von der Sami-Kultur geprägt ist. Am Eingang ist die Flagge der Sami gehisst und im ganzen Haus hängen Bilder, die Sami in typischen Situationen wie Holzmachen, Kochen oder Rentiere einfangen zeigen. Schon gestern Abend sind im Hotel viele Menschen mit typischer Sami-Tracht umhergelaufen.

 

Gestern Abend gab es bei mir im feinen Restaurant einen Vorspeisenteller mit typischen regionalen Produkten wie Rentierschinken und Käse. Als Hauptgang gab es ein rosa gebratenes Steak vom Rentier mit Rosenkohl, Kürbis und Pellkartoffeln mit Sauce Bérnaise. Das alles zusammen war sowohl von der Qualität der Zutaten, als auch von der Zubereitung ein hervorragendes Essen.

 

Heute morgen sind immer noch eine ganze Menge Menschen in ihrer Tracht da, allerdings ordentlich betrunken. Ich frage einen jungen Mann, ob es einen Grund gibt, dass hier soviele Menschen in ihrer Tracht sind. Er kann fast nicht mehr reden vor lauter Rausch, aber er meint es wäre eine Hochzeit, die gestern um 11:00 Uhr mit der Kirche begonnen hat und schon noch einige Zeit dauern wird. Insgesamt sind 3.500 Leute eingeladen, was schon eine große Hochzeit ist. Üblich sind aber durchaus 2.000 Gäste.

 

Ich gehe zum Frühstück und setze mich an den Tisch eines jungen Schweizers, mit dem ich mich gestern schon kurz unterhalten hatte. Er ist mit dem Rennrad und sehr wenig Gepäck in 16 Tagen von Appenzell bis hierher gefahren. Das waren bisher 3.297 Kilometer und im Schnitt 206 Kilometer am Tag. In drei Tagen will er am Nordkap sein. Wir unterhalten uns sehr nett und ich drücke ihm meinen Respekt vor dieser Super-Leistung aus.

 

Die jungen Sami sind übrigens, obwohl sie stockbetrunken sind, auch zum Frühstücken gegangen. Also, wenn ich so beieinander wäre wie die, bräuchte ich nur noch ein Bett, aber die haben einen dermaßen gesunden Appetit, dass ich nur staunen kann. Sie holen sich einen Teller nach dem anderen mit Wurst, Käse, Rührei, Speck, Fisch und was es sonst noch alles so gibt. Ich bin hoffentlich schon weg, wenn sich das viele Essen als Fehler herausstellen sollte. Der Aufenthalt im Thon Hotel war also insgesamt sehrt schön. Ich kann es jedem empfehlen.

Hotel Goldin.
Hotel Goldin.

In der Nacht hat es geregnet. Ich wische den Tank und die Sitzbank des Motorrads trocken. Bei 5o C fahre ich los, es werden bald 7o C, aber mehr wie 9o C werden es nicht. Wenigstens bleibt es den ganzen Tag trocken, obwohl der Himmel schon bedrohlich nach Regen ausschaut. Weiter geht's auf der E45.

 

Nach nur 5 Kilometern treffe ich auf dem Hof des Hotels Goldin ein. Wenig später kommen Anne Laila und  Nils Ole freudig aus ihrem Haus. Ich umarme Anne Laila und Nils Ole und ich schütteln uns erfreut die Hand. Auch die beiden Elchjagdhunde begrüßen mich freudig. Es geht allen gut und sie sind glücklich. Nils Ole erzählt mir, dass er leider für dieses Jahr keine Lizenz für die Elchjagd bekommen hat. Diese werden im Losverfahren vergeben und heuer hatte er leider Pech.

 

Aber die beiden haben Pläne. Anne Laila möchte in einer Hütte auf dem Hof einen Buffetservice für Gäste einrichten und Nils Ole plant eine BBQ- und Smokerecke, um nach traditioneller Sami-Art Fisch zu räuchern. Die würden besonders gut schmecken. Im Gegensatz zu Leuten in der Stadt, die immer rumhetzen, hätten sie ja viel Zeit und lachen dabei.

 

Sie erneuern ihre Einladung an meine Frau und mich, im Winter unbedingt vorbeizukommen. Nils Ole zeigt mir Bilder mit Lichtstimmungen im arktischen Winter. Das muss ein wunderbares Schauspiel sein. Und die Kälte im Winter wäre trocken und sehr gut auszuhalten. Ich kann jedem nur raten sich die Website des Hotels Goldin anzuschauen, um einen Eindruck von der Lebensweise dieser Familie und dem Licht in der Arktis zu bekommen. Ich muss mit meiner Frau reden!

 

Ich richte den beiden noch unbekannterweise Grüße von meiner Frau aus, und wir verabschieden uns herzlich. Sie wünschen mir allzeit gute Fahrt.

 

Nach 20 Minuten breche ich wieder auf meinem nächsten Ziel entgegen.

Karge Vegetation mit verkrüpelten Birken.
Karge Vegetation mit verkrüpelten Birken.
Parkplatz kurz vor der Grenze.
Parkplatz kurz vor der Grenze.
Grenzübergang zwischen Norwegen und Finnland in Kivilompolo.
Grenzübergang zwischen Norwegen und Finnland in Kivilompolo.

Die Tundra ist eine karge Landschaft. Die Bäume, eigentlich nur Birken sind weiterhin verkrüppelte. Die Natur ist heuer viel später dran, als voriges Jahr. Die Temperaturen sind viel niedriger und das soll auch noch eine ganze Weile so bleiben.

 

Die Strecke ist mir wie gestern weiterhin vertraut, und so bleibe ich an dem Parkplatz stehen, an dem ich voriges Jahr auf meiner Etappe an Tag 7 - Von Guovdageaidnu nach Hetta mit meinem Freund Werner telefoniert habe. Ich versuche ihn wieder zu erreichen, aber das klappt leider nicht.

 

So fahre ich die letzten Kilometer nach Kivilompolo, wo ich voriges Jahr dreieinhalb Stunden wegen der Zollformalitäten für mein Gespann verbracht habe. Ich halte an, gehe in das Zollamt und erkunde mich nach der freundlichen und pflichtbewussten finnische Zöllnerin. Die ist leider heute nicht da.

 

Auf der finnischen Seite wird die E45 zur Bundesstraße 93.

Hotel Hetan Majatalo in Hetta.
Hotel Hetan Majatalo in Hetta.
Mein Zimmer oben in der Mitte.
Mein Zimmer oben in der Mitte.
Grill Kioski: Rentierburger vom Feinsten.
Grill Kioski: Rentierburger vom Feinsten.

Also reite ich weiter nach Hetta. Dort will ich Matthias besuchen, dir mit ja voriges Jahr meine Sattelklemme so repariert hatte, dass diese anstandslos bis Tarifa funktioniert hat. Zuerst fahre ich zum Naturreservat, wo er ja als Koch arbeitet und seinen MTB-Verleih betreibt. Leider ist gschlossen. Ich versuche es unten am See, wo er seine Werkstatt und das gigantische Ersatzteillager hat. Leider ist dort auch zu. Zuletzt fahre ich zum Hotel Hetan Mayatalo, um auch dort vor verschlossenen Türen zu stehen.

 

Man öffnet hier oben oftmals erst dann, wenn das Wetter auch Geschäft verspricht, und danach sieht es im Moment nicht aus. An der Tür hängt ein Zettel, dass man sich bei Bedarf per eMail melden soll. Also, eilig hat es hier wirklich niemand.

 

 

Auf meinem Weg raus aus Hetta fahre ich am Grill Kioski vorbei, wo ich voriges Jahr diese tollen Rentierburger gegessen hatte. Der hat auch zu; dann eben nicht. Ich fahre raus aus Hetta und vorbei an der Stelle, wo voriges Jahr der betäubte Bär lag. Der wird sich jetzt gechipt in den umliegenden Wäldern rumtreiben.

Unendlich lange Straßen. Die Vegetation wird langsam üppiger.
Unendlich lange Straßen. Die Vegetation wird langsam üppiger.
Es ist genügend Platz für alle.
Es ist genügend Platz für alle.
Vielleicht der größte Elch der Welt?
Vielleicht der größte Elch der Welt?

Verkehr findet heute praktisch den ganzen Tag nicht statt.  Alle halbe Stunde bis Stunde treffe ich mal auf ein, zwei Autos.

 

Bei Palojönsuu verlasse ich die Bundesstraße 93 und folge der E8. Ab Muonio verlasse ich die E8, um auf der Bundesstraße 79 dahinzureiten. 32 Kilometer vor meinem heutigen Ziel verlasse ich auch diese und biege in die Nebenstraße 940 ein.

 

Die Etappe von Hetta nach Äkäslompolo ist 132 Kilometer lang, und ich merke heute auf dem Motorrad, was das für eine weite Strecke war mit vielen Steigungen und viel Wind.

 

Nicht nur viele Schilder, die vor Elchen warnen, sondern auch viele Schilder, die auf Radfahrer aufmerksam machen,  stehen am Straßenrand. Ich habe voriges Jahr alles sehr intensiv wahrgenommen, aber an diese Schilder kann ich mich nicht mehr erinnern.

 

Um 13:30 Uhr treffe ich in Äkäslompolo ein. Bevor ich zu meiner heutigen Unterkunft fahre, tanke ich die Maschine noch voll.

 

Dann werde ich duschen und meinen heutigen Artikel verfassen. Und weil ich es mir dann verdient habe, werde ich zum Essen gehen. Mal schauen, was es heute leckeres gibt!

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Kommentare: 2
  • #1

    Martina W. (Dienstag, 06 Juni 2023 07:01)

    Hallo Wolfi,
    wie schade, dass Du viele nette Leute vom letzten Jahr nicht angetroffen hast, aber wenigstens Anna und Nils. Und wie man sieht, sind doch auch andere Radler unterwegs, die Armen bei der Kälte �
    Habe a good ride!

  • #2

    Wolfi (Dienstag, 06 Juni 2023 08:18)

    Servus Martina,
    naja, ich bin trotzdem sehr zufrieden, dass ich einige Leute wieder getroffen habe und sie sofort wussten, wer ich bin, als ich mich vorab angemeldet habe. In Hetta war es Sonntag und bei dem Wetter haben die Finnen halt geschlossen und bleiben auch daheim. Und die Orte, wo ich voriges Jahr war, sind verlässlich immer da.
    Liebe Grüße