Tag 21 (05.06.2023): Von Äkäslompolo nach Luleå

B & B Adventures in Äkäslompolo.
B & B Adventures in Äkäslompolo.

Tageskilometer: 328,70 Km

Gesamtkilometer: 4.394,80 Km

Durchschnittsgeschwindigkeit: 79 Km/Std.

Tageskilometer Schiff: 0,00 Km

Gesamtkilometer Schiff: 859,32 Km

Reisezeit: 5:32 Stunden

Gesamtreisezeit: 99:05 Stunden

 

 

 

Referenzartikel aus dem Jahr 2022: 

Tag 11 (11.06.2022): Von Äkäslompolo nach Pajala

Tag 12 (12.06.2022): Von Pajala nach Överkalix

Tag 13 (13.06.2022): Von Överkalix nach Boden

Tag 14 (14.06.2022): Von Boden nach Bergsviken

 

Ich bin gestern wieder im B & B  Adventures bei Bea und Bram abgestiegen. Die beiden wussten schon vor meiner Ankunft, wer gebucht hat, und freuen sich sehr, mich wieder zu sehen. Ich freue mich auch, die beiden nach knapp einem Jahr wieder zu sehen. Kukka der Haushund begrüßt mich ebenfalls freundlich.

 

Die beiden haben ordentlich was vor. Zum einen bauen sie einen Take Away-Grill auf und zum anderen bauen sie gerade ihr eigenes Haus, beides in unmittelbarer Nähe zur Pension. Das große Aber ist allerdings das Personal, das Mangelware ist wie bei uns und scheinbar überall anderenorts auch.

 

Am Abend gehe ich auf Anraten von Bea noch in das Ravitola Rahoue, nachdem das Public House Selvä Pyy, auf dessen Terrasse ich voriges Jahr so relaxed saß bei bestem Essen und Bier erst nächsten Mittwoch öffnet. Das Ravintola Rahoue war eine sehr gute Empfehlung. Es ist gemütlich und hat eine sehr schöne Auswahl an gutem Essen.

 

Auf dem Heimweg telefoniere ich noch ausgiebig mit meinem ehemaligen Arbeitskollegen Michael. Wir quatschen über dies und das. Wenn ich wieder daheim bin treffen wir uns auf alle Fälle wieder mal zu einem Ehemaligen-Stammtisch.

 

Heute morgen frühstücke ich noch mit Bea und Kukka. Bram ist schon wieder fleißig am werkeln am neuen Haus. Vor dem Winter muss es bezugsfertig sein. Bea erzählt mir, wie das Jahr so bei ihnen abläuft. Im Sommer ist eher wenig bis gar nichts los, im Winter dafür voller Betrieb. Sie haben mehrere Vertragspartner für Exkursionen wie Rentier-Schlittenfahrten, Husky-Schlittenfahrten, Snowmobil-Ausflügen und was es sonst noch alles so gibt. Das Skigebiet, so sagen sie, sei wohl das Beste was man sich vorstellen kann. Selbst Leute die schon in Kanada und dann hier waren, schwärmten von dem großen und bestens gepflegten Skigebiet. Das hört sich nach einem Winterurlaub an!

 

Wir verabschieden uns und dann bin ich auch schon unterwegs.

Finnische Grenzstation bei Maniköö
Finnische Grenzstation bei Maniköö
Brücke über den Torneälven.
Brücke über den Torneälven.
Der mächtige Torneälven.
Der mächtige Torneälven.

Das Wetter ist zu meiner Überraschung heiter, eher sonnig, aber mit 9o C  doch weiterhin frisch. Ich verlasse Äkäslompolo auf der Bunddesstraße 940 in Richtung Koliari. Dass es keinen Verkehr gibt, versteht sich von selbst. In Mämnikkö biege ich auf die 943 ab und fahre auf die schwedische Grenze zu. Wer das Bild mit dem des vorigen Jahres vergleicht, wird feststellen, dass der finnische Zoll an diesem Übergang wohl die Arbeit den Schweden überlässt. Da hat sich aber rein gar nix verändert. Sogar der Schrott-Audi steht noch da. Ich überquere über die architektonisch schöne Brücke wieder den mächtigen Torneälven. Auf der schwedischen Seite biege ich auf die 403 ein und folge ihr bis Pajala.

 

Nachdem ich von Finnland nach Schweden gefahren bin, bin ich jetzt auch wieder eine Stunde jünger geworden. Die Zeitverschiebung macht's.

Hotell und Restaurang Smedjan in Pajala.
Hotell und Restaurang Smedjan in Pajala.

Da hat sich an meiner vorjährigen Unterkunft, dem Hotell und Retaurang Smedjan, was Schmiede heißt, auch nichts geändert. Ich erinnere mich noch an den freundlichen älteren Herrn, der mir das Zimmer vermietet hatte, dass ich schon geglaubt hatte, das Glücksarmband Toni verloren zu haben und an das reichhaltige und sehr gute Frühstück.

 

In Pajala gibt es einen Kreisverkehr, dessen Fernstraßen in alle möglichen Richtungen führen.

 

Mein Weg ist sonnenklar vorgezeichnet. Auf der 392 geht es immer südwärts.

 

Wenn man vom Nordkap kommend immer südwärts fährt, lässt es sich nicht vermeiden, dass man irgendwann an den Polarkreis kommt, um diesen zu überqueren. Das war's dann mit dem 24-stündigen Sommer-Sonnenschein. Theorietisch geht für mich jetzt wieder die Sonne unter, aber praktisch bleibt es auch die ganze Nacht hell. Die Erdkrümmung und die Sonnenstrahlen ... na, ihr wisst schon.

 

Am Schild des Polarkreises treffen ich einen jungen Rennradfahrer aus Straßburg. Ich schätze ihn auf Anfang 20. Der spricht ein hervorragendes Englisch, so dass ich mich direkt zusammenreißen muss, ihn nicht zu fragen, wo er das gelernt hat. Die Franzosen und Fremdsprachen - wir wissen Bescheid. Er ist von Straßburg aus mit dem Rennrad und ganz wenig Gepäck zum Nordkap gefahren und jetzt fährt er wieder heim. Wir unterhalten uns angeregt und ich finde, er ist ein richtig guter Typ; freundlich, höflich, weiß was er will und ist neugierig. Er erzählt mir, dass er mangels des nötigen Kleingeld sogar auf Campingplätze verzichtet, aber das macht ihm nichts aus. Er wurde sogar mehrmals schon privat zum Übernachten eingeladen.

 

Irgendwann verabschieden wir uns. Ich bleibe noch ein paar Minuten, an dem Schild, an dem ich auch voriges Jahr schon stand. Dann fahre ich weiter und nach einigen Kilometern überhole ich meinen jungen Freund aus Frankreich und wir winken uns nochmal zu.

Grand Arctic Resort in Överkalix.
Grand Arctic Resort in Överkalix.

In Överkalix schaue ich an meiner nächsten vorjährigen Übernachtungsstation, dem Grand Arctic Resort vorbei. Arctic dürfte es sich eigentlich gar nicht nennen, denn es ist ja schon ein gutes Stück südlich des Polarkreises.

 

Auf alle Fälle ist das ein feines Haus mit wunderschöner und stilvoller Innenausstattung. Und das Essen voriges Jahr war auch sehr fein.

 

Leider leitet mich das Motorrad-Navi jetzt auf die E10. Somit fahre ich nicht die kleine Straße bis Svartbyen, die ich voriges Jahr gefahren bin. Die war nämlich landschaftlich sehr reizvoll und auf dem Weg kam ich an dem gigantischen Traktoren-Friedhof vorbei.

Ich verlasse Lappland, diese einmalige Landschaft, mit ihren sympatischen und freundlichen Menschen und dieser faszinierenden Lebensweise und Kultur. Hier zieht es mich immer wieder hin!

 

Voriges Jahr hatte ich bis hierhin schon viel mehr Bilder von schönen und blühenden Landschaften in meinen Reiseblog gestellt. Das gibt es heuer bisher nicht aus zweierlei Gründen. Zum einen kann ich mit dem Motorrad nicht überall so einfach anhalten wie mit dem Fahrrad, und zum anderen - und das ist der viel gewichtigere Grund - ist die Natur auf Grund der kühlen Temperaturen von ihrer Entwicklung her viel später dran. Blühendes gibt es bisher eigentlich gar nicht, und die Bäume haben ausgetrieben, sind aber noch einen guten Weg von richtig sattem Grün entfernt. Aber langsam wird die Landschaft frühlingshafter und ich bin sicher, dass es morgen schon blühende Landschaften zu fotografieren gibt.

First Camp in Boden.
First Camp in Boden.

Um die Mittagszeit komme ich an der letzten Unterkunft für heute an, wo ich voriges Jahr übernachtet habe. Das war der First Camp Boden.

 

Der Campingplatz ist mir in Erinnerung, weil er völlig gemischt mit Urlaubern, Migrantenfamilien und Soldaten des schwedischen Heeres, die am nahen Truppenübungsplatz ihre Übungen abhielten belegt war.

 

Ich denke mir "Fahr doch noch bei dem alten Mann in der Pizzeria vorne am Eck vorbei!". Das mache ich und stelle das Motorrad vor der Pizzeria Rhodos ab. Drinnen sitzt der ältere Herr hinter dem Tresen und lächelt sofort als er mich kommen sieht. Er fängt - so wie voriges Jahr - sofort zum Plabbern an und sieht meine Maschine draußen stehen. In Windeseile ist er mit einem zerschlissenen Kuvert zurück. Aus dem zieht er alte Bilder von alten Motorrädern, die er früher selber einmal gefahren hat. Es ist alles dabei von NSU über Zündapp bis ach ich weiß nicht alles. Seit einiger Zeit fährt er nicht mehr. Jetzt hat er einige Galopprennpferde, von denen Bilder an der Wand hängen und Pokale auf einem Regal stehen. Ja der ältere Herr ist sehr redselig, aber auch sehr nett. Obwohl ich eigentlich nicht hungrig bin, bestelle ich bei ihm ein Wasser und eine Pizza Capricciosa. Da freut er sich. Er bereitet mir meine Pizza zu, stellt sie bei mir ab und fragt, ob er sich meine Maschine draußen anschauen dürfe, solange ich esse. Ich stimme natürlich zu. Er kommt wieder rein und irgendwann muss ich seinen Redeschwall und seine Begeisterung unterbrechen. Ich will ja noch weiter. Er sagt, er müsse jetzt noch mit mir rausgehen, weil er sich unbedingt das Motorengeräusch anhören möchte. Als ich den Motor anlasse, grinst er und streckt den Daumen nach oben. Wie schön, dass es so herzliche Menschen gibt, die so viel Freude empfinden können.

 

ich fahre los und komme kurze Zeit später am Galopprenn-Stadion von Boden vorbei. Die Galopprennbahn in Daglfing darf man mit Fug und Recht als Ruine bezeichnen. Das Galopprenn-Stadion hier in Boden ist funkelnagelneu und schaut richtig modern und gepflegt aus.

 

Heute übernachte ich an einem Ort, durch den ich voriges Jahr auch durchgefahren bin. Ich habe auch über diesen Ort berichtet, aber heute möchte ich ihn mir ein wenig genauer anschauen. Das ist jetzt bei rekordverdächtigen 15o C ganz gut möglich. Ich weiß gar nicht, wann ich auf dieser Tour zum letzten Mal 15o C hatte.

 

Finnland habe ich auf dieser Tour heute endgültig verlassen. Ich bin ja extra von Stockholm nach Turku mit der Fähre und dann im Zickzack hoch in den Norden gefahren, um Finnland etwas näher kennenzulernen. Finnland ist ja das einzige der nordischen Länder Dänemark, Norwegen, Schweden und eben Finnland, das nicht zu Skandinavien gehört. Es liegt halt nicht auf der skandinavischen Halbinsel. Abner wie war es für mich jetzt im jüngsten NATO-Land?

 

In Helsinki habe ich eine schöne Zeit mit schönem Wetter und gutem Essen verbracht. Auch die Sehenswürdigkeiten und das bunte Treiben können sich sehen lassen. Mir hat es in Helsinki gut gefallen. Städte sind weit auseinander und in Richtung Norden wird es immer dünner mit Population, Oulu ist eine aufgeweckte Stadt an der Ostsee, ebenso Rovaniemi, die Hauptstadt Lapplands.

 

Landwirtschaft war meiner Meinung nach weniger wie beispielsweise in Schweden, dass ja ziemlich genau auf denselben Breitengraden liegt. Im Norden habe ich sehr viel Waldwirtschaft mit mächtigen Harvestern gesehen.

 

Und die Finnen an sich? Die Finnen haben ein ruhiges und zurückhaltendes Gemüt. Da brauchen sie sich nicht wundern, dass sie in der Geburtenstatistik im europäischen Vergleich auf einem der letzten Plätze liegen. Aber wenn ich sie angesprochen habe, waren sie immer freundlich und hilfsbereit. Eine fröhliche Ausnahme bildete die junge Frau im The Folks Hotel in Helsinki bei meiner Abreise. Ihre positive Ausstrahlung ist mir in besonderer Erinnerung geblieben.

 

Kleidungstechnisch können es die Finnen mit eigentlich niemandem aufnehmen, mit so eleganten Nationen wie Italien schon gleich gar nicht. Selbst in Helsinki laufen viele Menschen mit festen Stiefeln und einfacher Kleidung wie T-Shirt und (zerrissenen) Jeans rum. Die Finnen sind meiner Meinung nach auf eine sympathische Art nicht eitel oder gar versnobbt, sondern einfach gestrickt.

 

Ach ja, die Finnen sprechen Englisch, aber, wie ich finde, nicht so gut wie die Schweden, Norweger und Dänen. Und was ihre eigene Sprache angeht:  Jäähokkvari Oksoolä Ämmpeero. So schaut Finnisch aus, ist aber keines. Mir ist aufgefallen, dass die Finnische Sprache jede Menge Doppel-Vokale und Konsonanten hat; die reinste Buchstabenverschwendung. Verstehen oder lesen kann unsereins rein gar nix. Da hatte der Nikolaus im Santa Claus Holiday Village bei mir gut Lachen, dass er besser Deutsch kann, als ich Finnisch.

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Kommentare: 2
  • #1

    Thomas (Montag, 05 Juni 2023 18:21)

    Hi Wolfi,

    ich konnte aus diversen Gründen erst mit Verspätung einsteigen in Deinen aktuellen Tour-Blog, hab mich aber jetzt wieder rangelesen. Und werd ab jetzt wieder regelmäßig vorbeischauen. Unterhaltsam und informativ wie immer, so daß man gleich mitfahren möchte. Viel Spaß und weiterhin gute Fahrt!

    Viele Grüße!
    Thomas

  • #2

    Wolfi (Montag, 05 Juni 2023 19:06)

    Servus Thomas,
    schön, dass du wieder dabei bist! Ja, das ist eine richtige Revival-Tour mit vielen Begegnungen, die ich voriges Jahr hatte. Jetzt komme ich langsam wieder in wärmere Gefilde. Da macht es gleich noch viel mehr Spaß.
    Liebe Grüße