Tag 22 (06.06.2023): Von Luleå nach Skellefteå

Tageskilometer: 192,70 Km

Gesamtkilometer: 4.587,50 Km

Durchschnittsgeschwindigkeit: 86 Km/Std.

Tageskilometer Schiff: 0,00 Km

Gesamtkilometer Schiff: 859,32 Km

Reisezeit: 2:55 Stunden

Gesamtreisezeit: 102:00 Stunden

 

 

 

Referenzartikel aus dem Jahr 2022: 

Tag 14 (14.06.2022): Von Boden nach Bergsviken

Tag 15 (15.06.2022): Erholungstag in Bergsviken

Tag 16 (16.06.2022): Erholungstag in Bergsviken

Tag 17 (17.06.2022): Von Berksviken nach Norrböle

 

Meine gestrige Unterkunft hinterlässt bei mir einen zwiespältigen Eindruck. Das Best Western Savoy Plus Luleå liegt direkt im Stadtzentrum, was ja schon mal schön ist. Die junge Dame an der Rezeption hat ihren ersten Arbeitstag und kennt sich nicht aus. Dann lasse ich sie auch nicht alleine an der Rezeption, sondern stelle ihr jemanden zur Einarbeitung zur Seite! Irgendiwe bekommt sie mich doch eingecheckt. Das Motorrad verschwindet auf der Rückseite des Hotels in der Tiefgarage.

 

Die Lobby und der Bar- und Restaurantbereich sind ganz neu und ich fühle mich dort auch zum sehr reichhaltigen Frühstück sehr wohl. Ob eine Bar "Ego" heißen sollte, muss jeder für sich selbst entscheiden. Ich finde ihn eher nicht so toll.

 

Das Zimmer ist da schon von ganz anderer Art. Die Einrichtung ist nicht nur im Stil der 1980er Jahre, sondern die Möbel sehen auch vom Erhaltungszustand so aus; abgebrochene Kanten, lose Verkleidungen lassen mich nicht nur staunen, sondern auch einigermaßen grantig werden. Denn der Preis ist eben Best Western Savoy Plus! Bis dahin gibt es maximal 6 von 10 Punkten.

 

Da hat das Management Glück, dass ich meine Bewertung heute morgen noch auf 7 hochschraube. Zwei äußerst reizende junge Damen, die sich sehr gut auskennen checken mich aus. Ich gehe in die Tiefgarage, da steht auf einmal eine der beiden vor mir. Zuerst findet sie das Motorrad supertoll. Dann meint sie, die Kreditkartenzahlung hat nicht funktioniert. Es tut ihr leid und sie bittet mich, nochmal mit zur Rezeption zu kommen, bevor sie - das meint sie scherzhaft lachend - ihren Job verliert. Ich gehe gerne mit. Mir pressiert ja nichts. Oben angekommen hast die zweite der beiden schon alles vorbereitet. Ich muss nur noch meine Kreditkarte über das Lesegerät halten und schon ist alles erledigt. Sie entschuldigen sich nochmal, dass sie mir meine Zeit geraubt haben und bedanken sich, dass sie - wieder scherzhaft lachend - jetzt doch ihren Job behalten können. Die zwei sind richtig supertoll, wie mein Motorrad.

Coop-Arena von Luleå IF.
Coop-Arena von Luleå IF.
Vereinsabzeichen in schwarz, rot und gelb - irgendwie sympathisch.
Vereinsabzeichen in schwarz, rot und gelb - irgendwie sympathisch.

Voriges Jahr hatte ich ja schon berichtet, dass Luleå einen sehr erfolgreichen Eishockey-Verein hat, nämlich Luleå IF. Gestern Abend denke ich mir, da schaust du mal vorbei. So schlendere ich zur Coop-Arena, aber da ist alles dicht. Nun ja, die Saison ist halt schon vorbei. Man hat schon alles gewonnen, was es so zu gewinnen gibt, die schwedische Meisterschaft, die Champions League und noch einiges mehr. In der ewigen Tabelle liegt man in Schweden auf Platz 6. Das ist doch was für einen Verein in einer Stadt mit nicht einmal 45.000 Einwohnern.

Eisbrecher und der Kran als Industriedenkmal.
Eisbrecher und der Kran als Industriedenkmal.
Panorma von Luleå vom Hafen aus gesehen.
Panorma von Luleå vom Hafen aus gesehen.
Bergnäsbron.
Bergnäsbron.

Am morgen fahre ich noch zum Tanken, bevor ich an den Hafen fahre. Dort steht ein Industriedenkmal, nämlich der alte Kran. Unten in der am Boden stehenden Schaufel steht tatsächlich eine Parkbank. Also, ich gehe mal davon aus dass die Schaufel nicht zuschnappt und man dort gemütlich sitzen kann. Daneben steht einer von vielen Eisbrechern. Der Bottnische Meerbusen ist næmlich im Winter regelmäßig zugefroren.

 

Das Wetter ist übrigens heiter und es hat 12o C. Ich gehe schwer davon aus, dass ich gestern nach der Überquerung des Polarkreises nach Süden die grimmigen Temperaturen hinter mir gelassen habe.

 

Ich knipse noch ein Bild mit der Panoramaansicht Luleås vom Hafen aus. Dann mache ich mich auf den Weg.

 

Nach wenigen Kilometern fahre ich wieder åber die Bergnäsbron, die Brücke, die in der Mitte für die Durchfahrt großer Schiffe hochgeklappt werden kann. Unglaublich ist, dass das schier unendliche Wasser darunter im Winter zugefroren und für Winterspaß genutzt wird.

 

Es ist mir alles so vertraut. Der Unterschied zum vorigen Jahr ist, dass ich da mitten auf der Brücke auf dem Fahrradweg stehenbleiben konnt. Das geht heuer auf der Straße leider nicht.

Endlich frühlingshaftere Temperaturen und ...
Endlich frühlingshaftere Temperaturen und ...
... ein wenig Blumenwiese mit schönen Ausblicken.
... ein wenig Blumenwiese mit schönen Ausblicken.

 Nach Luleå geht's wieder hinaus auf unendliche lange Straßen. Die erste ist die Bundesstraße 94. Ich fahre einfach nur so dahin. Es ist wieder mal kein Verkehr, und ich denke mir wieder mal "Das bist du alles mit dem Fahrrad gefahren - diese ewig lange Strecke?". Dabei kommt mir der Weg mit dem Motorrad viel länger vor, als mit dem Fahrrad. Ich sitze halt irgendwie abwartend d'rauf, während ich auf dem Fahrrad immer was zu sehen hatte, und wenn es nur ein (vierbeiniger) Hase am Straßenrand war.

 

Das einigermaßen heitere Wetter, die wärmeren Temperaturen und die ersten blühenden Wiesen lassen mich hoffen, dass ich bald wieder dieses Bullerbü-Feeling haben werde. Die Natur ist allerdings trotzdem hinter der des Vorjahres zurück. Ich hoffe zumindest, dass das auf dem Motorrad auch kommt.

Bei Älvsbyen biege ich auf die 374 ab. Landwirtschaft, vereinzelte Häuser, mehr ist nicht zu sehen, aber für's Auge und damit für das Gemüt ist das wunderbar. Alles macht einen sehr friedlichen Eindruck.

 

Irgendwann erreiche ich Bergsviken, wo ich voriges Jahr im Hotel Sport+Rest übernachtet hatte. Das Hotel ist mir mehr als Arbeiterwohnheim, als eben als Hotel in Erinnerung. Darüber hinaus herrschte ungemütliches Chaos, weil gerade eine neue Küche eingebaut wurde. Ich fahre noch kurz am ICA-Supermarkt vorbei, in dem ich mich mit Süßigkeit versorgt hatte und an der Pizzeria, die ich besucht hatte.

 

Das Navi habe ich extra auf "Autobahnen meiden" eingestellt, aber ab Bergsviken führt es mich auf meine vorjährige Straße des Schreckens, die E4. Auf meinem sehe ich tatsächlich zwei Fahrradfahrer. Ich denke mit Horror an meine Fahrten auf der E4 und wünsche den beiden, dass sie sichmöglichst schnell eine andere Streckenführung suchen. Der Randstreifen ist vielleich 30 Zentimeter breit - einfach nur der helle Wahnsinn!

Um 12:45 Uhr reite ich in Skellefteå ein. Dort bin ich wieder im Best Western Hotel Malmia eingebucht, und da bleibe ich auch zwei Nächte. Warum? Weil ich mal einen Tag Pause vom Motorradfahren haben möchte, weil heute Abend mein monatlicher Biersommelier-Stammtisch ist und weil es in Skellefteå durchaus ein bischen was zum anschauen gibt.

 

Wer fleißig den Reiseblog 2022 gelesen hat, wird sich jetzt fragen, ob das Hotel umgezogen ist, nachdem ich voriges Jahr von Norrböle geschrieben hatte. Die Auflösung des Rätsel ist, dass Norrböle ein Ortsteil von Skellefteå ist.

 

Als ich ankomme, spielt auf dem Hauptplatz eine Blaskapelle und es werden schwedische Fahnen geschwenkt. Ich gehe in's Hotel und frage die freundliche junge Rezeptionisten, was es damit auf sich hat. Sie meint, heute wäre Unabhängigkeitstag in Schweden. Ich schaue verdutzt und denke mir "Schweden? Unabhängigkeitstag? Die haben doch immer die anderen um sich rum unter ihrer Fuchtel gehabt!". Es ist nicht der Unabhängigkeitstag, sondern genauer der Schwedische Nationalfeiertag. Mit Unabhängigkeit hat er trotzdem zu tun, denn er wurde eingeführt, als die Union zwischen Schweden und Dänemark im Jahr 1523 aufgelöst wurde. Hätte mich auch gewundert, wenn sich die Schweden mal hätten freistrampeln müssen.

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