Tageskilometer: 356,20 Km
Gesamtkilometer: 4.4943,7 Km
Durchschnittsgeschwindigkeit: 86 Km/Std.
Tageskilometer Schiff: 0,00 Km
Gesamtkilometer Schiff: 859,32 Km
Reisezeit: 5:04 Stunden
Gesamtreisezeit: 107:04 Stunden
Referenzartikel aus dem Jahr 2022:
Tag 18 (18.06.2022): Von Norrböle nach Ånäset
Tag 19 (19.06.2022): Von Ånäset nach Umeå
Tag 20 (20.06.2022): Von Umeå nach Nordmaling
Tag 21 (21.06.2022): Von Nordmaling nach Docksta
Tag 22 (22.06.2022): Erholungstag in Docksta
Tag 23 (23.06.2022): Von Docksta nach Härnösand
Als ich heute morgen um 6:30 Uhr aufstehe, ist es wunderbar sonnig. So möchte ich das gerne haben. Ich bin früh dran, denn heute steht eine lange Etappe mit ein paar Zwischenstopps an. Bei so einem Wetter macht das Motorradfahren Spaß und die Stimmung ist bestens.
Bevor ich losfahre, frühstücke ich noch. Der Krabbensalat zum Reihnlegen muss es zum Abschied schon nochmal sein. Es gibt bestimmt noch andere Alternativen zum Best Western Hotel Malmia, aber ich finde es ganz gut. Es ist zwar in die Jahre gekommen, aber das Personal ist sehr freundlich und es liegt zentral. Sauber - und das ist mir schon wichtig - ist es allemal. Dann checke ich aus und hole das Stahlross aus der staubigen Tiefgarage. Das Navi hat die nötigen Satelliten bald gefunden und schon kann's losgehen. Ich habe übrigens heute den Modus "Autobahnen vermeiden" deaktiviert, weil ich absichtlich auf der berühmt-berüchtigten E4 fahren will.
Nach 68 Kilometern komme in in Åneset auf dem Lufta Camping und Restaurang an. Die Rezeption ist noch geschlossen. Auf dem Lufta Camping habe ich voriges Jahr am 18. Juni, meinem zweiten Geburtstag, übernachtet und auch ausführlich berichtet, wie es mir 2015 im Klinikum Rechts der Isar der TU München erging und was das für ein besonderer Tag für mich ist. Ohne die Behandlung des hervorragenden Ärzte-Teams würde ich mir, wie gesagt, die Radieserln von unten anschauen. Aber so esse ich sie weiterhin mit viel Vergnügen. Ich freue mich schon wieder auf einen Biergartenbesuch daheim!
Es hat den ganzen Tag ordentlich geregnet, was mir allerdings nichts ausgemacht hat. Am Abend gab es dann im Restaurant noch ein wirklich dem Anlass entsprechend sehr gutes Abendessen mit einem guten selbstgebrauten IPA.
Das Navi führt mich sogar einmal um die Ringstraße die quer über den Campingplatz geht. Da komme ich auch nochmal an meiner Hütte und dem gut 100 Meter entfernten Badehaus vorbei. Das ist ein schön gelegener und einfacher Campingplatz, und die Eigentümer sind auch noch nette Leute.
Dann geht es wieder hinaus auf die E4. Der schwedische König ist nach meinem Donnerwetter von vorigem Jahr immer noch fleißig dran, sein Straßennetz auf Vordermann zu bringen. Voriges Jahr stand ich ja wenige Kilometer nach Åneset an einem verschlossenen Bauzaun, an dem es auch für mich nicht mehr weiterging. Das Resultat war eine Umleitung. Den Bauzaun gibt es so nicht mehr, aber der 20 Kilometer lange Straßenbauabschnitt ist noch nicht fertig. So wechseln sich neu asphaltierte Abschnitte mit schottrigen ab. Bei dem Fachkräftemangel, den auch die Schweden beklagen, drücke ich mal ein Auge zu und belasse es dabei.
Nach weiteren 72 Kilometern lege ich einen geplanten Stop bei Northbike in Umeå ein. Den Händler hat mir die BMW ConnectedRide App vorgeschlagen, nachdem bei mir eine Schraube fehlt, also nicht bei mir, sondern beim Motorrad. Es fehlt eine der vier Befestigungsschrauben des Windshields. Ich kann jetzt spekulieren, wo die abgeblieben ist, aber das hilft mir ja auch nicht weiter. Ein freundlicher junger Mann beim Teileverkauf kümmert sich drum. Die Schraube ist leider nicht auf Lager, aber er frägt in der Werkstatt nach. Nach wenigen Minuten kommt er mit einer Schraube. Das ist zwar nicht die Original-Schraube, aber sie passt. Ich frage ihn, was ich schuldig bin, und er lächelt nur und meint "It's O.K.. I wish you a nice trip". Da sage ich nur noch "Thank you very much!".
Northbike ist nicht nur ein Händler für BMW-Motorräder, sondern noch viel mehr. In dem riesigen Ausstellungsraum stehen funkelnagelneue Motorräder in einer großen Auswahl von Honda, Ducati, Harley Davidson, Kawasaki, KTM und Triumph. Passendes Zubehör, Kleidung, Helme und, und, und ... gibt's natürlich auch. Darüber hinaus stehen im Verkaufsraum Jetskis, Quads von Sea*Doo, ski-doo und can-am. Alles ist toll aufgebaut und präsentiert. Dass man hier gerne herfährt, um sich umzuschauen oder gar einzukaufen, glaube ich gerne. Also, Northbike in Umeå ist der absolute Hammer!
Nur ein paar Kilometer weiter komme ich an meinem nächsten Zwischenstop an. Das ist das u&me Best Western Signature Collection im Zentrum von Umeå, wo ich voriges Jahr abgestiegen bin. Es beeindruckt mich wieder, wie dieser hyper-moderne Bau zwischen die historischen alten Gebäude gepflanzt wurde und schön liegen direkt am Umeälven tut es auch noch.
Über die Brücke drüber und durch ein paar Kreisverkehre durch und schon stürme ich wieder auf der E4 Richtung Süden.
146 Kilometer später erreiche ich einen meiner Schicksalsorte von vorigem Jahr, Docksta. Voriges Jahr bin ich ja bekanntlich bis Docksta den einen oder anderen Abschnitt mit meinem Gespann auf der E4 unterwegs gewesen. Das Fahrrad-Navi wollte das so und erlaubt ist es auch noch, aber es ist überhaupt keine gute Idee. Auch heute sehe ich wieder Fahrradfahrer und denke mir "Schaut blos, dass ihr bald von dieser Autobahn runterkommt!".
So fahre ich heute auf dieser E4 dahin. Die Autobahn wechselt immer wieder von zweispurig auf einspurig. Auf dem einspurigen Abschnitten, auf denen man ja nicht überholen kann, fahre ich heute das eine oder andere Mal dicken Brummis, also 40-Tonnern, hinterher. Dabei schaue ich mir an, wieviel Platz zwischen dem LKW und dem Randstreifen rechts ist. Es ist verdammt wenig, viel zu wenig, um hier Fahrradfahren zu erlauben. Es ist mörderisch. Also, fahrt nie auf die E4, und wenn der Umweg noch so weit ist. Ich kann nur sagen "I survived the hell!".
Kurz fahre ich am Hotel Docksta vorbei. Dort habe ich voriges Jahr einen Pausentag eingelegt und meine Wäsche gewaschen bekommen. Ansonsten ist in Docksta der berühmte Hund begraben.
Kurz nach meiner Abfahrt in Docksta bin ich ja voriges Jahr samt meinem Gespann in einem Moortümpel gelandet, weil ich den Fahrradweg nach Ulånger nicht gefunden hatte. Heute fahre ich nach meinem kurzen Abstecher auf die E4 und siehe da! Rechts neben der Autobahn verläuft ein Fahrradweg vom Feinsten. Naja, einfach kann ja jeder.
Circa 20 Kilometer vor meinem heutigen Ziel komme ich an dem Grund an, warum ich heute die E4 gefahren bin, der Högakustenbron, zu deutsch der Hochküstenbrücke. Die Landschaft hier ist die Höga Kusten, die Hochküste, die sich nach der letzten Eiszeit erhoben hat. Und die Högakustenbronn ist die nach der Golden Gate Bridge in San Francisco die zweitgrößte Hängebrücke der Welt. Ich habe ja voriges Jahr in meinem Reiseblog ausführlich darüber berichtet.
Schon 10 Kilometer vor der Brücke stehen erste große elektronische Warntafeln, die die aktuelle Windgeschwindigkeit auf der Brücke anzeigen. Es sind aktuell 10 Meter pro Sekunde, also 36 Km/h; nix Tragisches. Ungefähr 4 Kilometer vor der Brücke sieht man den nördlichen Pfeiler hinter den Bergen hervorragen. Zwei Kilometer vor der Brücke kommt nochmal eine elektronische Warntafel mit der aktuellen Windgeschwindigkeit. Es bleibt bei 10 Metern pro Sekunde.
Ich muss ehrlicherweise zugeben, dass meine Anspannung ein bischen steigt, je näher ich der Brücke komme. Auf einem Motorrad ist eine Windböe wesentlich gefährlicher, als in einem Auto. Kurz halte ich noch an, mache das Foto und dann geht's los über die knapp 2 Kilometer lange Fahrbahn über den Ångermanälven mit seinem unendlich großen Flussdelta in die Ostsee.
Es wundert mich, dass die Schweden, die ansonsten bei den Geschwindigkeitsvorgaben eher restriktiv sind, hier 110 Km/h erlauben. Es gibt jeweils zwei Fahrspuren, auf denen sehr wenig los ist. 80 km/h reichen aus, denn ein paar mal erwischt mich eine Windböe, die etwas unangenehm ist. Da muss man halt dagegendrücken. Bei stärkeren Winden weiß ich nicht, ob die Brücke für Motorradfahrer noch fahrbar ist.
So fahre ich konzentriert dahin und werfe zweimal einen Blick nach rechts. Einmal sehe ich die knapp 10 Kilometer entfernte Sandöbron, über die ich voriges Jahr gefahren bin, und kurz vor dem Ende erblicke ich unten den Platz, von dem ich voriges Jahr Bilder der Brücke nach oben geschossen hatte.
Nach dem Nordkap-Tunnel ist die Högakustenbron das zweite Bauwerk, das ich im Gegensatz zu meiner Fahrradtour benutzt habe. Die Brücke ist auf alle Fälle wesentlich spektakulärer.
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